Politische und ökonomische Eliten in gesellschaftlichen Transitionsprozessen. Über den Erhalt, Verlust und die Transformation von Macht

Zusammenfassung

Die Eliten einer Gesellschaft zählen nicht gerade zu den bevorzugtesten Gegenständen und Themenfeldern der Sozialwissenschaften. Wenn sie oder ihre Rolle thematisiert werden, dann herrscht in der Regel eine stark normative, einem modernisierungstheoretischen Hintergrund geschuldete Sichtweise auf diese gesellschaftliche(n) Gruppe(n) vor, und zwar in dem Sinne, daß sie in dieser oder jener Form und angesichts besonderer Umstände eine bestimmte Rolle zugeschrieben bekommen, die sie — positiv für die Gesellschaft — zu erfüllen haben bzw. deren Erfüllung von ihnen erwartet wird. Wenn ein solch normatives Bild in Anbetracht einer bedrückenden sozialen Realität nicht zu halten ist, werden die Eliten in der Regel aufgespalten in eine innovative und dynamische, neue ‚Gegen-Elite‘, auf die sich dann die Hoffnungen konzentrieren, und in eine ‚abgewirtschaftete‘, ‚korrupte‘, eben ‚alte‘ Elite.¹ Wenn Eliten dagegen empirisch konkret untersucht werden, dann in der Regel so, daß sich im Ergebnis ein pluralistisches Gefüge von Funktionseliten ergibt, deren elitärer Status letztlich an Positionen gebunden bleibt, was dadurch, daß sich die Eliten in einzelne Sphären ausdifferenziert haben, zudem noch als demokratietheoretisch vollkommen unbedenklich angesehen wird, obwohl sich Eliten definitorisch durch ihre gesellschaftliche Macht bzw. ihren Einfluß auf gesellschaftlich bedeutsame Entscheidungen auszeichnen (vgl. Hoffmann-Lange 1992; Bürklin u.a. 1997).