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Part of the book series: Forschungstexte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ((FWUS,volume 22))

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Zusammenfassung

Aus dem kulturtheoretischen Blickwinkel des Exils scheinen die Selbstdarstellungsszenarien des Nationalsozialismus und ihre Wiedergabe durch „Triumph des Willens“ unmittelbar anschaulich den Inbegriff faschistischer Herrschaft zu repräsentieren. Der Ausdruck, den sich der Faschismus verleiht, wird vorschnell mit Faschismus selbst verwechselt. Das hat zur Folge, daß die Bedeutung nationalsozialistischer Propaganda erheblich überschätzt wird.

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Literaturverzeichnis

  1. Neale bemüht ein formelles strukturalistisches Verfahren, um „the film’s textual organisation and discursive systems“, genauer ein von Kamera-und Schnittregie installiertes „twin system of spectacle and looking“ (Neale 1979, S. 63 und S. 65) freizulegen, ohne auf die politischen Inhalte von „Triumph des Willens“ direkt einzugehen (vgl. zu Neales Arbeit auch Eysakkers 1982 und den Hinweis von Paech 1985).

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  2. Der Parteitagsfilm von 1927 ist der erste parteiamtliche Film der NSDAP. Allerdings hat es bereits im Jahre 1924 vom — offiziell nicht mitgezählten — Parteitag der Übergangsorganisation „Nationalsozialistische Freiheitsbewegung“ in Weimar einen Film gegeben, der unter dem Titel „Im Zeichen des Hakenkreuzes“ am 1.12.1924 von der Filmoberprüfstelle Berlin zensiert wurde (vgl. Tyrell 1977, S. 55; vgl. hierzu auch die Entscheidung der Filmoberprüfstelle Berlin vom 10. 12. 1924: Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 6726).

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  3. Hierzu ist freilich anzumerken, daß der 33er Parteitagsfilm „Sieg des Glaubens“ seit langem als verschollen gilt (vgl. Hull 1969, S. 73; Barsam 1973; Hinton 1978, S. 28; Berg-Pan 1980, S. 97), obwohl seit 1972 eine — relativ — ausführliche Beschreibung vorliegt (vgl. Courtade/Cadars 1975, S. 53-56), die den Eindruck erweckt, daß die Verfasser den Film gesehen haben. „Sieg des Glaubens“ ist seit wenigen Jahren auch in der Bundesrepublik wieder verfügbar und vom Verfasser besichtigt worden: Als die umfangreichste audio-visuelle Überlieferung des „Parteitags des Sieges“ (65 min) wie als „Vorstudie“ zu „Triumph des Willens“ wäre eine Bearbeitung dieses Films sehr wünschenswert, wenn auch diese — wohl einzig noch erhaltene — Fassung einige Lücken aufzuweisen scheint.

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  4. Die Zensurkarte der am 26. März zensierten 35mm-Originalfassung von „Triumph des Willens“ konnte bislang nicht aufgefunden werden. Zu Produktion und Finanzierung des Films vgl. ausführlich Nowotny 1981, S. 86-90 und Loiperdinger 1987 a.

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  5. Vgl. im Völkischen Beobachter die Fotos von Hitler und Riefenstahl unter dem Titel: „Der Führer in Nürnberg. Persönliche Überprüfung der Vorarbeiten für die Organisation des Reichsparteitages 1934“ (Norddeutsche Ausgabe, 23.8.1934) sowie die Ankündigung „Filmkameras auf dem Reichsparteitag. Die ganze Partei arbeitet an der Gestaltung des Films mit“ (Berliner Ausgabe, 4. 9. 1934), schließlich generell das Bekenntnis der Regisseurin: „Noch nie in der Welt hat sich ein Staat derartig für einen Film eingesetzt.“ (Riefenstahl 1935a)

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  6. Hierzu Näheres im nächsten Kapitel

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  7. Riefenstahl behauptet mehrfach, sie habe ihre völlige Unabhängigkeit von der NSDAP Hitler gegenüber zur Bedingung für die Erfüllung seines Auftrags gemacht. Zum Beweis für diese Unabhängigkeit führt sie an: „Hitler hielt sein Wort — niemand von der Partei, er selbst auch nicht, hat vor der Uraufführung auch nur einen Meter gesehen.“ (Riefenstahl, zit. nach Weigel 1972b; vgl. auch Brownlow 1966, Hitchens 1973, S. 102f.). Diese Beweisführung ist angesichts der zitierten Berichte aus dem Film-Kurier hinfällig. — Ob und inwieweit Hitler tatsächlich Einfluß auf den Schnitt genommen hat, ist für die hier verfolgten Zwecke der Filmanalyse von „Triumph des Willens“ nicht ganz unerheblich, läßt sich aber anhand des bisher vorliegenden spärlichen Materials nicht mit Bestimmtheit aussagen. Es bleibt deshalb dahingestellt, Wahrheit und Dichtung in folgender Ankündigung zu ermitteln: „Die Arbeiten an der endgültigen Gestaltung des Reichsparteitagfilms befinden sich jetzt in einer entscheidenden Entwicklung. Leni Riefenstahl, die in den nächsten Monaten die schwere Arbeit des Schneidens vor sich hat, hat mit der Prüfung des gesamten Materials begonnen. Der Führer wird bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe bestimmend eingreifen.“ (Kinematograph, 26. 9. 1934, Hervorh. im Original) Nach damaligen Aussagen Riefenstahls wurde „Triumph des Willens“ von Hitler persönlich — ohne Auflagen — zensiert: „Freimütig gesteht sie, furchtbare Angst und Herzklopfen habe sie befallen, als vier Tage vor der Festvorstellung der Führer den Film sich habe vorführen lassen — aus dem dann nicht ein Meter herausgeschnitten wurde!“ (Film-Kurier, 4. 4. 1935)

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  8. Kinematograph, 26. 9. 1934; ausgenommen von dem Verbot, das erst am 30. November 1935 endigt, sind lediglich die zur Zensur eingereichten Parteitagssujets der vier Wochenschauen: Bavaria, Deulig, Fox und Ufa (vgl. Licht-Bild-Bühne vom 13. 9. und 20. 9. 1934; zu den Ufa-Tonwochen Nr. 210 und 211 vgl. ausführlich Barkhausen 1978).

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  9. Vgl. Deutsche Allgemeine Zeitung, 15. 12. 1934; Niedersächsische Tageszeitung, 27. 12. 1934; Riefenstahl 1935a; Fischer 1935.

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  10. Hock 1935; vgl. die in der Bibliographie zu „Triumph des Willens“ im Anhang der Arbeit aufgeführten, zwischen dem 23. und 28. 3. 1935 erschienenen Presseartikel; verschiedentlich wird hier in Auszügen der Text der Ufa-Informationen vom 3. 4. 1935 übernommen.

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  11. Der Text zu diesem unter dem Namen der Regisseurin veröffentlichten Buch (Riefenstahl 1935b) wurde vom Chefredakteur des „Film-Kurier“, Ernst Jäger, verfaßt (vgl. Hinton 1978, S. 139, sowie Riefenstahl in: Weigel 1972a) und als Serie (ohne Verfasserangabe) im Völkischen Beobachter sowie auszugsweise später in der römischen Filmzeitschrift Intercine (Riefenstahl 1935c) abgedruckt.

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  12. Die Pressekonferenz fand am 25. 3. 1935 im Schinckelsaal des Propagandaministeriums statt (vgl. Film-Kurier, 26. 3. 1935; Kinematograph, 27. 3. 1935). Das Rundfunk-Interview wurde am 27. März 1930 vom Reichssender Berlin ausgestrahlt (Kinematograph, 27. 3. 1935; vgl. auch VB, Berliner Ausgabe, 29. 3. 1935) — leider ist diese Aufnahme im Deutschen Rundfunkarchiv nicht mehr vorhanden (Mitteilung an den Verfasser vom 18. 6. 1979).

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  13. Vgl. Ufa-Informationen, 27. 3. 1935; VB, Berliner Ausgabe, 27. 3. 1935.

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  14. Headline, ein Uraufführungsbericht und eine Filmbesprechung (d’Alquen 1935 bzw. Weiß 1935) auf der 1. Seite der Ausgaben Berlin und Reich; im Innenteil der Berliner Ausgabe eine weitere Filmbesprechung unter dem Titel „Ein einmaliges Ereignis in einmaliger Gestaltung“ (Demandowski 1935), gekürzt nachgedruckt von der Reichsausgabe in der Beilage „Der Film-Beobachter“ unter dem Titel „Das größte Filmwerk, das wir je gesehen haben“.

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  15. Film-Kurier 29. 3. 1935; vgl. auch die Rubrik „Film-Kritik“ in derselben Ausgabe des Film-Kurier sowie Licht-Bild-Bühne, 29. 3. 1935 und Kinematograph, 30. 3. 1935. Als Tageszeitungs-Beispiel für eine im gleichen Huldigungstenor gehaltene „Filmkritik“ vgl. Santé 1935 (= Der Westen, Berliner Tageszeitung, 29. 3. 1935). Eine Pressestudie im großen Maßstab kann im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt werden. Hierzu müßten für die Uraufführung von „Triumph des Willens“ die Blätter des Berliner Raums, für die am 5. April in 70 Städten gleichzeitig stattfindenden Erstaufführungen ein Sample von Zeitungen mit entsprechender regionaler Verbreitung ausgewertet werden.

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  16. Mit dem Kürzel R.K. zeichnet Rudolf Kircher, der gesetzlichen Form halber „Haupt-Schriftleiter“ der Frankfurter Zeitung, die jedoch tatsächlich von einer täglich stattfindenden Redaktionskonferenz kollegial geleitet wurde (vgl. Sänger 1975, S. 175 f.).

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  17. In seiner Untersuchung über die „Frankfurter Zeitung“ in der Zeit des Nationalsozialismus führt Werber (1965) diese beiden Methoden der Camouflage an letzter Stelle an (vgl. S. 102-104).

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  18. Abgedruckt in Kinematograph, 30. 3. 1935; vgl. Nowotny 1981, S. 152f.; an unkonventioneller Reklame für den Besuch des Films werden gemeldet: Die Beschallung der Münchner Sonnenstraße mit Marschliedern vor jeder Aufführung (Film-Kurier, 15. 4. 1935) und Umzüge der auf dem Parteitag aufgetretenen bekannten Kapelle Fuhsel mit klingendem Spiel und Werbetransparenten in Berlin (Licht-Bild-Bühne, 16. 5. 1935).

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  19. Vgl. die Ankündigung im Kinematograph, 22. 3. 1935. Im regionalen Zuschnitt wird die Inszenierung der Berliner Uraufführung wiederholt: Fahnenschmuck, Spielmannszug und die Ansprache einer lokalen NS-Größe bilden den unentbehrlichen „Vorspann“ der eigentlichen Filmvorführung: „Bei der Festaufführung im Ufa-Palast in Frankfurt a.M. sprach der Reichsstatthalter und Gauleiter J. Sprenger. Sämtliche Gliederungen der Partei, die Staats-und Städtischen Behörden, Wirtschaft, Industrie, Kunst und Wissenschaft hatten ihre führenden Männer entsandt. Auch die in Frankfurt a.M. ansässigen Generalkonsule und Konsule waren vertreten.“ (Film-Kurier, 12. 4. 1935; vgl. Frankfurter Volksblatt, 6. 4. 1935)

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  20. Vgl. die Anzeigen der Ufa im Film-Kurier zwischen dem 1. und 23. April 1935 sowie den Überblick über die Besucherrekorde von Ufa-Theatern aus 19 Städten in der Licht-Bild-Bühne vom 23. 4. 1935 (abgedruckt bei Nowotny 1981); vgl. hierzu auch Licht-Bild-Bühne vom 11. 4. und 8. 5. 1935; zu den Einspielergebnissen vgl. Loiperdinger 1987 a.

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  21. Laut Erlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wird der Parteitagsfilm „trotz der Spieldauer von 2 Stunden“ ungekürzt für die staatspolitischen Filmveranstaltungen an den Schulen zugelassen (Bayerisches Hauptstaatsarchiv MA 41 158). Das Bayerische Kultusministerium verfügt am 6. 5. 1935, daß „an der Schulvorführung des Films ‚Triumph des Willens ‘auch die Schüler teilzunehmen haben, die den Film bereits anderweitig gesehen haben“ (Bayerisches Hauptstaatsarchiv MK 41 168).

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  22. Obwohl bislang nur spärliche Belege gefunden wurden (Gaufilmstelle Danzig: Belling 1937, S. 85; Gaufilmstelle Bayerische Ostmark: Der Führerorden, Folge 36, 29. 11. 1935, Blatt 29), ist es naheliegend, daß die Gaufilmstellen der NSDAP ihrer politischen Aufgabe gemäß nach der kommerziellen Ausweitung von „Triumph des Willens“ durch die Ufa den „Reichsparteitagfilm der NSDAP“ (Ufa-Werbung) vor allem auf dem flachen Land zum Einsatz bringen.

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  23. Bereits im Dritten Reich wird der „Reichsparteitag der Einheit und Stärke“ statt mit dieser offiziellen Bezeichnung mit dem Filmtitel belegt — als „Reichsparteitag des Willens“ (Reichsparteitag der Arbeit, S. 13), „Triumph des Willens — Nürnberg 1934“ (Reichstage, S. 42) oder „Parteitag des Willens“ (Ansage in dem Film „Nürnberg — Stadt der Reichsparteitage“, 1938). Die nämliche Verwechslung unterläuft auch einem ausländischen Beobachter wie dem französischen Botschafter Francois-Poncet (1962, S. 272), einer „unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter“ edierten Stadtgeschichte (Hofmann 1971, S. 456) und schließlich Leni Riefenstahl selbst (Weigel 1972a).

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  24. Bundesarchiv R 55/843. Aufgrund der Stellungnahme des Sachbearbeiters des Haushalts — „Mittel sind vorhanden; Bedenken bestehen nicht“ und „soll von der Partei veranlaßt werden“ — kann davon ausgegangen werden, daß der Antrag ausgeführt wurde. Am Verhältnis dieser 20 Auslandskopien zu den etwa 100 im Inland umlaufenden Kopien läßt sich die vergleichsweise große Bedeutung ersehen, die dem Auslandseinsatz von „Triumph des Willens“ zugemessen wurde. Der Antrag datiert vom 13. September 1935, d. h. daß die anfänglich geübte Zurückhaltung bei Auslandsvorführungen von „Triumph des Willens“ bald aufgegeben wurde. Noch auf der Biennale in Venedig war dreisprachig das Leitwort bekanntgegeben worden: „Nationalsozialismus ist nach dem Wort Hitlers keine Exportware. Deshalb zeigt Deutschland diesen Film nicht im Ausland. Die einzige Ausnahme macht es heute und hier.“ (Film-Kurier, 27. 8. 1935)

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  25. Vgl. die Besucherzahlmeldung des Danziger Ufa-Palasts für die ersten vier Tage Laufzeit (Film-Kurier, 3. 4. 1935)

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  26. Vgl. Licht-Bild-Bühne, 15. und 20. 5. 1935

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  27. „The most dangerous error is to approach ‚Triumph of the Will’ as either pure propaganda or pure documentary. It must be viewed as somewhere between the two.“ (Hinton 1978, S. 56). Ebenso Barsam (1973): „Riefenstahl transcends the genre limitations of either the documentary or the propaganda film“, Gunston (1960): „both an historical document of the utmost importance, and an example of what screen propaganda can do“, Taylor (1979): „a superb example of documentary cinema art — and a masterpiece of film propaganda“, sowie gleichlautend Vas (1968) und Welch (1983, S. 151): „combination of reality and stylization“. Henke (1977) schreibt in Berufung auf Barkhausen: ‚„Triumph des Willens’ stellt zweifellos in dokumentarischer und propagandistischer Hinsicht den Höhepunkt der Film-Berichterstattung über die Reichsparteitage dar.“ Umgekehrt gelangt Nowotny (1981) zu den nicht weniger paradox klingenden Feststellungen, daß „Triumph des Willens“ „weder ein Propagandafilm noch ein Dokumentarfilm ist“, „ein Dokument der nationalsozialistischen Selbstdarstellung ist“, „ein total künstlicher Film ist“ (149). Pointierter äußern sich Corliss (1969): „a sympathetic documentary of a propaganda event“, und bereits sehr früh der Dokumentarfilmer Rotha (1952), der „Triumph des Willens“ kennzeichnet als „dramatized account of a fictional spectacle organized for propaganda“. Riefenstahl selbst insistiert auf einem rein dokumentarischen Charakter von „Triumph des Willens“ und weist den Vorwurf der Propaganda vehement zurück — ihre immer wieder kolportierte Aussage im Interview der Cahiers du Cinéma: „Ce film est purement historique. Je précise: c’est un film-vérité. Il reflète la vérité de ce qui était alors, en 1934, l’histoire. C’est donc un document. Pas un film de propaganda.“ (Delahaye 1965, S. 49)

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  28. Vgl. hierzu allgemein Regel 1977

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  29. Für die Überlassung des bislang unveröffentlichten Manuskripts dankt der Verfasser Herrn Fledelius, Kopenhagen. — Die drei dänischen Historiker haben in ihrer akribisch durchgeführten Studie z. B. herausgefunden: In der ersten Sequenz sind die Aufnahmen von Hitlers D-2600 und den am Boden marschierenden Kolonnen nicht zeitgleich; ebensowenig die Bilder von Hitlers Einfahrt in Nürnberg, weil das polizeiliche Kennzeichen seiner Limousine mehrmals wechselt; die vorletzte Sequenz vermischt Aufnahmen der Parade des Freiwilligen Arbeitsdienstes vom 6. September mit solchen von der SA-und SS-Parade vom 9. September — Hitler ist verschieden gekleidet. Die Schlußsequenz blendet Aufnahmen von der Eröffnung des Parteikongresses in die Schlußtagung ein usw. (vgl. hierzu auch die Angaben bei Winston 1981). Aus diesen Beobachtungen ziehen die Autoren den Schluß: „In jeder Sequenz sind Aufnahmen aus ihrem ursprünglichen, historisch-chronologischen Zusammenhang herausgerissen und zur Bildung neuer, synthetischer Zusammenhänge verwendet worden. Nur durch diese Entstellung des Originalmaterials hat Fräulein Riefenstahl ihre ‚heroische Wirklichkeit’ geschaffen.“ (Fledelius u. a. 1976, S. 25) Die nachgewiesenen Eingriffe der Montage in die filmische Reproduktion des Realablaufs des Parteitags mögen eine Verletzung des für eine historische Quelle geforderten Prinzips korrekter Wiedergabe darstellen (vgl. S. 42), was den Quellenwert von „Triumph des Willens“ für eine Ereignisgeschichte des 34er Parteitags nicht beeinträchtigen dürfte, da die Abweichungen durch die Arbeit der dänischen Historiker identifiziert sind — jedoch muß bezweifelt werden, daß Leni Riefenstahl durch die oben aufgeführten „Entstellungen“ jemals eine „heroische Wirklichkeit“ hätte schaffen können.

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  30. Hinton (1978) ist der Auffassung, es sei „one of the most difficult questions of the film“, ob in der Sprechchor-Auffuhrung des Arbeitsdienstes Studio-Aufnahmen enthalten sind oder nicht, kann darüber jedoch nur spekulieren (S. 46). An eine Erinnerung von Speer (1969, S. 75) anknüpfend, beschäftigt sich Hinton mit der Frage, ob einige von den Redeausschnitten der Parteiführer später im Studio nachgedreht worden sind, was ihm die Regisseurin in Bezug auf Julius Streicher bestätigt (S. 45). Die Frage, ob „Triumph des Willens“ ein Propaganda-oder ein Dokumentarfilm sei, läßt sich bei einem Film, dessen Aufnahmewirklichkeit selbst schon Inszenierung ist, nicht durch den Nachweis von nachträglichen Studio-Inszenierungen entscheiden, weshalb es Hinton auch bei der unklaren Formulierung „somewhere between“ (S. 56) bewenden läßt.

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  31. Zit. nach Hughes 1976, S. 57.

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  32. Vgl. Kennzeichnungen des Films wie „Das Erlebnis des Nürnberger Reichsthings“ (VB, Berliner Ausgabe, 23. 3. 1935); „Wir werden teilhaft an einem Erlebnis, an der Auferstehung des Nürnberger Parteitages“ (Ufa-Informationen, 27. 3. 1935); „Der Film wird zum Erleben...“ (D’Alquen 1935); „Nicht Schau, sondern Erlebnis“ (Ufa-Information, 3. 4. 1935); schließlich Julius Streicher in seiner Festansprache zur Nürnberger Erstaufführung von „Triumph des Willens“: „Obwohl wir alles miterleben durften, wir erleben das große Geschehen jener Tage heute hier auf’s neue so, als würden wir uns wieder mitten in den unvergeßlichen Feiertagen befinden...“ (Fränkische Tageszeitung, 6./7. 4. 1935)

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  33. Vgl. — abgesehen von den zahlreichen auf besondere Gegenstandsbereiche bezogenen Einzelstudien — Moltmann/Reimers 1970, Smith 1976, Fledelius u. a. 1979, Clark 1979, Short 1981, Gori 1982, Reimers/Friedrich 1982 sowie die beiden Themenhefte „Historians and Movies“ des Journal of Contemporay History (Vol 18, no 3, July 1983 und Vol 19, no 1, January 1984).

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  34. Vgl. Kuchenbuch 1978, S. 183 f.; vgl. Fledelius 1979a: „... firstly the categories themselves can hardly be established scientifically; often personal opinion must decide whether a particular shot should be placed in one category or another, and secondly, this form of analysis implicitly takes it for granted that the length of influence determines the degree of influence...“ (S. 270)

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  35. Da in der Zeit vor dem Kriege keine SD-Berichte über Zuschauerreaktionen angefertigt wurden, finden sich kaum Quellen über die Aufnahme von „Triumph des Willens“ beim gewöhnlichen Kinopublikum.

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  36. Dies darf allgemein für scheinbar rein „dokumentarische“ Filme angenommen werden, die zeitgeschichtliche Themen und Ereignisse zum Inhalt haben; vgl. hierzu für das Genre Unterrichtsfilm: Hennig/Loiperdinger 1979; für das Genre Wochenschau: Loiperdinger/Schönekäs 1983. Speziell für „Triumph des Willens“ sei darauf hingewiesen, daß eine damalige Fachzeitschrift anläßlich der Prämierung deutscher Filme auf der Biennale in Venedig — Riefenstahls Parteitagsfilm ausdrücklich einschließend — vom „Sieg der Fabel“ spricht (Licht-Bild-Bühne, 9. 9. 1935).

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  37. Vgl. auch Ferro 1976, 1977b und 1983. Eine Übertragung der Konzeption, die Ferro für den Spielfilmbereich formuliert, auf den „Triumph des Willens“ erscheint gerechtfertigt angesichts der fiktionalen Elemente, die in diesem Parteitagsfilm enthalten sind, und der zunehmend Raum gewinnenden Einsicht „that there is no intrinsic difference between ‚fiction’ and ‚factual’ films as records of mass-communications“ (Pronay 1983, S. 369).

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  38. Fast alle Filme übersteigen die Wahrnehmungskapazität des Zuschauers, so daß auch geübte Kinogänger regelmäßig die Erfahrung machen, daß sie bei der zweiten und dritten Vorführung desselben Films bedeutsame Détails entdecken, die sie bisher „übersehen“ hatten. Anlaß zur Neuinterpretation eines Films geben meist visuelle Beobachtungen, die vorher nicht beachtet wurden, so daß es angemessener erscheint, das Latente nicht hinter, sondern neben dem Manifesten anzusiedeln. Hierfür spricht auch, wie Ferro selbst etwa bei der Analyse des latenten Gehalts von Kuleschows Jack-London-Verfilmung „Dura Lex“ vorgeht (vgl. Ferro 1977a, S. 256-260).

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  39. Hughes (1976) empfiehlt „an eclectic approach“ (S. 78), Fledelius (1979a) „a combination of several methodological angles of approach“ (S. 106).

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© 1987 Leske + Budrich, Opladen

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Loiperdinger, M. (1987). Vorbemerkungen zur Filmanalyse von „Triumph des Willens“. In: Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl. Forschungstexte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99477-6_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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