Zusammenfassung
Die Frauen- und Geschlechterforschung beschäftigt sich seit ihren Anfängen mit Mädchen. International war im anglo-amerikanischen Raum in den 1960er und 1970er Jahren die eigenschaftspsychologische Frage nach Geschlechtstypik und Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen im Hinblick auf Sozialverhalten und kognitive Fähigkeiten populär. Mit dieser Perspektive rechnet Hagemann-White (1984) ab: Auf der Basis einer Zusammenschau vorliegender Studien (u. a. durch Maccoby und Jacklin, die 1974 1.600 Untersuchungen sichteten) kommt Hagemann-White zu dem Schluss, dass signifikante Unterschiede kaum feststellbar oder als methodische Artefakte anzusehen sind. Selbst die größten Unterschiede, die zwischen den Geschlechtern berichtet würden, seien weit geringer als die Variation innerhalb eines Geschlechts. Sie folgert, dass damit „Geschlecht per se eine ungeeignete unabhängige Variable ist“ (1984: 43). Sprich: Es ist sozialwissenschaftlich wenig sinnvoll, nach unterschiedlichen fixen Eigenschaften von Mädchen und Jungen (jeweils als Gesamtgruppe) zu fragen.
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Kelle, H. (2004). Mädchen: Zur Entwicklung der Mädchenforschung. In: Becker, R., Kortendiek, B. (eds) Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Geschlecht & Gesellschaft, vol 35. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99461-5_45
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