Zusammenfassung
Die achtziger Jahre werden in der Forschung als goldenes Zeitalter der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland bezeichnet. Nicht zuletzt deshalb, weil beide Staaten den europäischen Integrationsprozeß entscheidend vorangetrieben und ihre bilateralen Beziehungen in diesem Zeitraum gestärkt haben. Damit hätte der Weg geebnet werden können, um die deutsche Vereinigung in Übereinstimmung mit dem französischen Partner zu verwirklichen. De facto vollzog sich aber der deutsche Einigungsprozeß nicht ohne etliche Reibungen mit dem französischen Nachbarn. Mitterrand hatte einige Monate an die Möglichkeit geglaubt, ein besonderes Verhältnis zur Sowjetunion aufbauen zu können, bis er erkennen mußte, daß eine solche Bündnispolitik mit Gorbatschows Zustimmung zur deutschen Einheit und der NATO-Mitgliedschaft des vereinten Deutschlands unvereinbar war. Aus der Analyse der Reaktionen in Frankreich kann man jedoch schließen, daß die „classe politique“ von Anfang an ihre prinzipielle Zustimmung zur deutschen Vereinigung gab und zugleich, wie die anderen Partner der Bundesrepublik, auch Wert auf ein kontrolliertes Verfahren legte. Es zeigte sich außerdem, daß die öffentliche Meinung, die von Anfang an dem deutschen Einigungsprozeß mehrheitlich positiv gegenüberstand, die politische Elite und deren Deutschland-Politik nicht maßgeblich hat beeinflussen können.
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Literatur
Vgl. Jean-Louis Bourlanges, Et si on disait oui aux Allemands, in: LM, 29. 9. 1994.
Duhamel, a.a.O. (Anm. 38, S. 312), S. 62.
Thierry Garcin, La France dans le nouveau désordre international, Bruylant/Brüssel/Paris 1992, S. 28.
Daniel Vernet, a.a.O. (Anm. 29, S. 20), S. 47.
Ayache/ Lorot, a.a.O. (Anm. 19, S. 48), S. 93.
Vgl. Gilbert Ziebura, Nationalstaat, Nationalismus, supranationale Integration: Der Fall
Frankreich in: Winkler/Kaelble, a.a.O. (Anm. 39, S. 313), S. 34–55; Hanns W. Maull, Internationale Politik zwischen Integration und Zerfall, in: Karl Kaiser und Hanns W. Mault (Hrsg.), Deutschlands neue Außenpolitik, Bd. 2: Herausforderungen (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Internationale Politik und Wirtschaft, Bd. 60), München 1995, S. 1–22.
Vgl. Alain Peyrefitte in: LF, 29.4. 1994.
Das 1989 gegründete Zentrum für geopolitische Forschung und Analyse (CRAG) an der Universität Paris VIII, das von Yves Lacoste geleitet wird und dessen Team die Zeitschrift “Hérodote” herausgibt, trug erheblich dazu bei. Umfangreiche Wörterbücher über Geopolitik sind Anfang der neunziger Jahre in Frankreich erschienen. Vgl. insbesondere das sehr gute Exemplar von Michel Foucher, Fragments d’Europe. Atlas de l’Europe médiane et orientale, Paris 1993.
Vgl. Dominique Schnapper, La France de l’intégration. Sociologie de la nation en 1990, Paris 1991; Henrik Uterwedde, Französische Wirtschaftspolitik in den neunziger Jahren. Veränderte Rahmenbedingungen, neue Handlungsansätze, in: APZ, Beilage Nr. 22 (8.3.1993), S. 3–9. Manche sind davon überzeugt, daß Frankreich die Anpassung seines S.taates sowie seiner republikanischen Ideologie an seine liberalere Wirtschaft bereits verpaßt hat. Vgl. Eric Le Boucher, L’Allemagne et l’identité française, in: LM, 19.10.1994; Freddy Gsteiger, Die feudale Demokratie, in: Die Zeit, Nr. 16 (14.4.1995), S. 12.
Vgl. Pierre Lellouche, Le nouveau monde. De l’ordre de Yalta au désordre des nations, Paris 1992, insbesondere S. 519 f. und S. 528.
Vgl. die Debatte in: JO, AN, 1. Sitzung vom 7.11.1989, S. 4655 f.
Marieluise Christadler, Die französische Identität — eine Frage und viele Antworten, in: Deutsch-Französisches Institut in Verbindung mit Lothar Albertin, Hans Manfred Bock, Marieluise Christadler et al. (Hrsg.), Frankreich-Jahrbuch 1990, Opladen 1990, S. 33–50, hier S. 34.
Vgl. Sauder, a.a.O. (Anm. 47, S. 27).
Vgl. Gunther Hellmann, Eine Flucht nach vorn ohne Ende? Die deutsch-französische Achse und die Vertiefung der europäischen Integration, in: APZ, Beilage Nr. 30 (21.7.1995), S. 19–27, hier S. 26.
Duhamel, a.a.O. (Anm. 38, S. 312), S. 260.
Anne-Marie Le Gloannec (Hrsg.), L’Allemagne après la guerre froide. Le vainqueur entravé, Paris 1993, S. 129 f.
Axel Sauder, Realismus statt Vision. Bonn und Paris bleiben aufeinander angewiesen, in: IP, 9/1995, S. 31–36, hier S. 33; ders., Frankreichs Europakonzeptionen und das vereinte Deutschland: Die schwierige Balance zwischen Einbindung und Selbsteinbindung, in: Gottfried Niedhart, Detlef Juncker und Michael W. Richter (Hrsg.), Deutschland in Europa. Nationale Interessen und internationale Ordnung im 20. Jahrhundert, Mannheim 1997, S. 202–230; Vgl. auch Fontaine, a.a.O. (Anm. 192, S. 83 ), S. 306.
Vgl. das Hintergrundsgespräch von Scheer mit Journalisten zur EFTA-Erweiterung, in: FAZ, 16.3.1994. Ein paar Monate später machten Scheers kritische Äußerungen erneut Schlagzeilen. „Il y a dans cette situation autant de raisons de renforcer la cohésion du couple que d’incitations à voir s’aggraver les divergences du passé. Mieux vaut en avoir conscience, que de considérer que la relation franco-allemande est aujourd’hui à ce point d’entrée dans les faits qu’elle se développe et s’approfondit sans requérir aucun effort particulier.“ Vortrag des Botschafters François Scheer über „Les relations franco-allemandes depuis 1989: changement ou continuité” in Freiburg am 6.12.1994, maschinelles Manuskript 8 S., hier S. 7.
Bozo/Paolini, a.a.O. (Anm. 36, S. 23), S. 137.
Ziebura, a.a.O. (Anm. 34, S. 23), S. 7.
Vgl. Ingo Kolboom, Dialog mit Bauchgrimmen? Die Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen, in: EA, 9/1994, S. 257–264, hier S. 263.
Vgl. die Kritik von Chevènement in: Jean-Pierre Chevènement, France-Allemagne. Parlons franc, Paris 1996, S. 83.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Guérin-Sendelbach, V. (1999). Schlußbetrachtung. In: Frankreich und das vereinigte Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99387-8_7
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