Zusammenfassung
Im August 1941, in Hollywood, erhalt Brecht die Nachricht von Benjamins Selbsttötung.2 Seine Zeilen sind überschrieben »An Walter Benjamin, der sich auf der Flucht vor Hitler entleibte«: ein Ansprechen, eine dialogische Positur, die den Freund nicht hinter die »überschreitbare (Grenze)«3 entlassen will. Im Bild seines lyrischen Gedenkens — Benjamin »am Schachtisch sitzend in des Birnbaums Schatten« - ist zugleich die Erinnerung an die letzten gemeinsamen Wochen versenkt, an die »tägliche Schachpause«, die »ein oder zwei ausgedehnten Schachpartien nach dem Essen«4 im Sommer 1938 im dänischen Skovsbostrand. Es ist die Erinnerung an eine gemeinsame Erfahrung — des Schocks über die Katastrophe der Geschichte, des Defekts im Gesetz gesellschaftlicher Entwicklung — und an beider Bemühungen, diesen Schock zu »parieren«5: in umfassenden historiographischen Projekten, die im Fluchtpunkt eines geschichtsphilosophischen Begriffs des Faschismus sein Ende wieder denkbar zu machen trachten. — Brechts Projekt einer radikalen Geschichtsvergewisserung auf der Schwelle der katastrophischen Erfahrung trägt den Titel Die Geschafte des Herrn Julius Cäsar. Die besondere Funktion des Satirischen in diesem Unternehmen soli im folgenden skizziert werden.
Ermattungstaktik wars, was dir behagte Am Schachtisch sitzend in des Birnbaums Schatten. Der Feind, der dich von deinen Büchern jagte Läßt sich von unsereinem nicht ermatten.1
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Braese, S. (1996). »Er ist aber keine Führernatur«-. In: Das teure Experiment. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99306-9_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99306-9_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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