Zusammenfassung
Die bundesdeutsche Nachkriegsgeschichte ist von großer Skepsis gegenüber Formen direkter Demokratie gekennzeichnet. Die Väter und die Mutter des Grundgesetzes kodifizierten direktdemokratische Verfahren nur marginal in der Verfassung, und die bundesrepublikanische Staatsrechtslehre betrieb einen regelrechten „Exorzismus“ der direkten Demokratie (Maus 1995: 108f.). Zwar legt Artikel 20 Abs. 2 des Grundgesetzes fest, dass der Souverän die Staatsgewalt in „Wahlen und Abstimmungen“ ausüben könne, doch wurden Abstimmungen nicht nur über das politische Personal, sondern über Sachfragen nie ernsthaft in Betracht gezogen. Das Misstrauen gegenüber der „unmittelbaren“ Macht des Souveräns wurde mit dem Verweis auf das desaströse Ende der Weimarer Republik legitimiert. Otmar Jung hat allerdings überzeugend nachgewiesen, dass die „plebiszitäre Quarantäne“ des Grundgesetzes weniger anti-faschistisch als vielmehr anti-kommunistisch motiviert war (Jung 1994).
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Sauer, B. (2002). Direkte Demokratie und politische Deregulierung Anmerkungen zum rechtspopulistischen Politikstil. In: Rossade, W., Sauer, B., Shirmer, D. (eds) Politik und Bedeutung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99246-8_9
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