Zusammenfassung
Es hat sich bisher gezeigt, daß der Fristablauf im griechisch-hellenistischen Recht eine gewisse Bedeutung hatte und daß die Paragraphe in ihrer vorwiegenden Rolle als Einwand gegen die Zulässigkeit der Klage sowohl dem griechischen Recht als auch der Rhetorik bekannt war. Die rhetorischen Erörterungen zur Paragraphe scheinen von griechischen Rechtsvorstellungen ausgegangen zu sein. Doch haben wir gesehen, daß auch für den römischen Bereich schreibende Rhetoren die Paragraphe-praescriptio — wiederum in erster Linie als Einwand gegen die Zulässigkeit der Klage — berücksichtigten. Diese Feststellung führt uns zur Frage nach der „Vorgeschichte“ der ltp im Bereich des römischen Rechts. Zuerst ist zu erörtern, ob die spätere praescriptio irgendwelche Verbindungen zur praescriptio des Formularprozesses hat. Danach wird auf die rechtlich erheblichen Fristen in Rom allgemein, wie auf ihre Geltendmachung durch eine praescriptio einzugehen sein. Zuletzt wäre über mögliche Vorstufen der ltp und über die Gründe für die Nichtexistenz der ltp vor der Wende des 2. zum 3. Jh. zu sprechen.
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Literatur
Vgl. nur Kaser, R2P 385 (Anm. 22 abweichende Meinungen); Kolitsch, SZ 76 (1959) 276 ff.; Partsch, 70 ff.; Steinwenter, SZ 65 (1947) 81 ff.; Wlassak, SZ 33 (1912) 81 ff.; zurückhaltender Liebs, SZ 84 (1967) 113 Anm. 39; zum Verhältnis von praescriptio und exceptio im allgemeinen auch Paoli, Studi nel processo attico (1933) 114 ff.
Vgl. Gai. IV 130 ff. (133): ea res agatur, si in ea re praeiudicium hereditati non fiat; zur praescriptio rei iudicatae in Labeo 40.12.42 s. unten § 10.
S. hierzu Steinwenter, Festschr. Wenger I 187 ff.
Gerade bei der praescriptio, von der Gaius IV 133 berichtet, konnte eine — wenigstens summarische — Prüfung der intentio nicht unterbleiben. Vgl. auch Wlassak, a.a.O. 100.
Nach Wlassak, a.a.O. 145, gehört die praescriptio pro reo dem 1. Jh. v. Chr. an. Über den möglicherweise mit der Klagenkonsumption zusammenhängenden Weg von der denegatio über die praescriptio pro reo zur exceptio vgl. nur Wlassak, a.a.O. 136 ff.; Schönbauer, SZ 52 (1932) 262 ff.; Kaser, R2P 190 ff. Etwas vereinfacht ergibt sich nach dieser Hypothese folgendes Schema: Wird die Klage denegiert, so erfolgt die Prüfung des Einwandes gegen den Prozeß in iure, eine Klagenkonsumption findet nicht statt. Wird die Klage auf Grund einer praescriptio pro reo abgewiesen, so erfolgt die Prüfung durch den iudex, zu einer Konsumption der Klage kommt es ebenfalls nicht. Erfolgt die Abweisung auf Grund einer exceptio, so kommt es zur Prüfung durch den iudex und zur Klagenkonsumption. Es ist damit zu rechnen, daß die genannten Stufen zeitweise nebeneinander bestanden; so wird in ciceronianischer Zeit die res iudicata sowohl durch denegatio actionis (pro Flacco 21.49) als auch durch exceptio berücksichtigt (de orat. 1.37.168; vgl. Costa, Cicerone Giureconsulto II 21).
Ein sicherer Zeuge ist erst Quintilian (vgl. nur Inst. 3.6.72 passim). Unsicher ist die Verwendung des Begriffes bei Seneca ep. 48.10 ff. (... reduc te ab istis exceptionibus et praescriptionibus philosophorum). Denn aus dem Kontext ist nicht zu erschließen, ob Seneca auf die praescriptiones des Formularprozesses, auf die rhetorischen praescriptiones oder auf beide anspielt.
IV 132: Praescriptiones autem appellatas esse ab eo, quod ante formulas praescribuntur, plus quam manifestum est.
Vgl. hierzu das ea res agatur in Gai. IV 130 ff.; s. auch Wlassak, a.a.O. 153 f.
Vgl. auch die Übersetzung von praescriptio durch προγραφή in den Hermeneumata Montepessulana [Corp. Gloss. Lat. III 337; s. Partsch, SZ 28 (1907) 441].
Nicht einzugehen ist hier auf die Folgerungen, die man aus der Verwendung des Wortes praescriptio für die Mündlichkeit oder Schriftlichkeit der Formel gezogen hat; vgl. hierzu die Lit. bei Kaser, RZP 237 Anm. 10, sowie Biscardi, Studi Biondi I (1965) 649 ff. (660 f.).
Vgl. nur Kaser, Studi Biondi I (1965) 95 ff.
Vgl. Costa, a.a.O. 21 mit Stellen. Der nicht seltene Ausdruck exceptio (vgl. nur ad Att. 11.9.1, ad fam. 6.5.1; de or. 1.37.168) erscheint selbst dort, wo man eher eine praescriptio pro actore (vgl. die „vetus atque usitata exceptio..., cuius pecuniae dies fuisset“ in de or. 1.37.168) oder eine praescriptio pro reo erwartete (s. die exceptio „extra quam in reum capitis praeiudicium fiat“ in de inv. 2.20.59 f.).
Die gaianische praescriptio hat nach ihrer Funktion — nicht vom Wort her [wie H. Krüger, SZ 26 (1905) 543 ff. annahm; gegen ihn Wlassak, a.a.O. 90; vgl. aber auch Partsch, SZ 28 (1907) 442 f.] — den Inhalt einer Ausnahme von dem Formelwortlaut; bei der exceptio liegt der „Ausnahme“-Charakter bereits im Wort (vgl. nur Schönbauer, a.a.O. 265). Eine vermischte Verwendung beider Begriffe wäre also nicht allzu auffällig.
Vgl. auch Wlassak, a.a.O. 142 ff.; ders., Festgabe Pfaff [neu veröffentlicht in Labeo 13 (1967) 241 ff.] 13 ff.
Darin könnte der richtige Kern der Schlossmannschen Verdächtigung der Genauigkeit des Gaius liegen; s. Praescriptiones und praescripta verba (1907).
S. schon Wlassak, SZ 33 (1912) 90.
Dabei ist auch auf das noch weithin ungeklärte Verhältnis von demonstratio und praescriptio hinzuweisen; vgl. nur Kaser, RZP 241 Anm. 29 m. Lit.; J. G. Wolf, Litis contestatio (1968) 6 Anm. 10.
Vgl. nur Kaser, RPR I 118: Ausschluß der Gewährleistungsklage.
S. nur Kaser, R2P 255.
S. Kaser, a.a.O. 245; Lenel, EP3 § 273; zu Paul. D. 44.3.12 vgl. Beseler, SZ 44 (1924) 386 f.
S. nur Amelotti 162 f; Thomas, RIDA 3. S. 9 (1962) 417 ff.
S. nur Amelotti 107 ff.; Kaser, RZP 386; zur quer, inoff. test. vgl. Marrone, SDHI 21 (1955) 106 ff.
Vgl. Amelotti 116 ff., der für die Fünfjahresfristen griechische Herkunft annimmt.
Vgl. nur Thomas, a.a.O. 423 f.; Luzzatto, Il problema d’origine del processo extraordinem I (1965) 1 ff.
Vgl. Kolitsch, SZ 76, 275.
Vgl. hierzu nur Kaser, RZP 362 f.
Zu prüfen wäre allerdings, ob der Unterschied von actio in rem und actio in personam ein für den ägyptischen Provinzialprozeß brauchbares Einteilungskriterium ist.
Mitteis 80; vgl. nur Amelotti 176 Anm. 201 m. Lit.; Partsch 130; Seidl, Studi Paoli (1955) 660 f.; Mitteis, SZ 27, 220 f.
Pap. Oxyr. 68, PSI IV 281.
In einem wohl formlosen Verfahren vor dem ἐπιστάτης τῶν φυλαϰίτων [Pap. London 354, ca. 10 v. Chr.; vgl. hierzu Liebs, SZ 84 (1967) 118 f.] wird von den Rhetoren der Grundsatz des ne bis in idem angeführt, ohne daß in dem allerdings verstümmelten Text ein Hinweis auf eine Paragraphe erscheint.
Eine andere Frage ist es, ob sonstige Bestandteile der rhetorischen Translationslehre in die Jurisprudenz eingedrungen sind. So erinnert das in den Institutionen des Gaius 3. 128 ff. für den Litteralkontrakt verwandte Schema [transcriptio a re in personam, a persona in personam, sowie vor allem das paulinische Schema zur translatio legati (D. 34.4.6 pr.; dazu Schwalbach, SZ 2 [1881] 209 f.)] an die Rhetorik. Zur Anwendung der translatio im frühen kanonischen Recht vgl. Steinwenter, SZ 65 (1957) 101.
Qui alienam rem vendidit, post longi temporis praescriptionem vel usucapionem desinit emptori teneri de evictione; vgl. auch Jav. D. 41.3.21.
Vgl. hierzu Amelotti 196 Anm. 265 m. Lit.; s. auch Bonfante, Scritti II 621 ff.; Amirante, II giuramento (1954) 111 ff.
Entsprechendes gilt auch für den schwörenden Kläger. Vgl. hierzu Ulp. D. 12.2.9.7; 11 h.t.; Ulp. D. 6.2.7.7 spricht von einer actio Publiciana.
S. die Lösungsversuche bei Bonfante, a.a.O. 624 ff.
Das insoweit der litis contestatio gleichsteht; s. nur die Belege bei Bonfante, a.a.O.
Hieran knüpfen die griechischen Scholien z. St. (vgl. Bas. 22.5.13) an, die die Schwierigkeit des Textes wohl bemerken. Wenn ich sie recht verstehe, so wollen sie dem „Ersitzungs-besitzer“ nach dem iuramentum eine actio utilis geben, obwohl die Ersitzung nicht vollendet werden kann. Diese scharfsinnige Interpretation widerspricht allerdings wohl dem Wortlaut des Textes.
Vgl. auch Lenel, Pal. II 574 Anm. 1: „post l.t.praescriptionem“ non possunt esse Ulpiani; quid autem re vera scripserit, in obscuro remanet. Auch die Stellung von 13.1 im ulpianischen Kommentar ist unklar; denn über die a.es in rem spricht er bereits in 9.7; 11 h.t. Zur „praescriptio“ iurisiurandi s. Lenel EP8 § 54.
Willkürlich ist der Versuch Schönbauers, JJP 7/8 (1953/4) 126, durch Ausfüllung der Lücken in Gai. 2.27 eine gaianische ltp zu rekonstruieren; vgl. auch Amelotti 181 Anm. 223.
Vgl. Kaser, RZP 294 Anm. 47; Amelotti 14, 29; Franciosi, Il processo di liberta (1961) 282 f.; Marrone, L’efficacia pregiudiciale... Ann. Palermo 24 (1955) 327 f.
S. Liebs, SZ 84 (1967) 106.
So Amelotti, a.a.O.
Hierzu Kaser, a.a.O. 359 und Franciosi, a.a.O. 124 ff.
Kein triftiger Beleg für eine vor-severische praescriptio ist Callistratus D. 49.14.1.3 (Zwanzigjahresfrist bei Fiskalklagen), da der Text nicht deutlich macht, ob der Ausdruck praescriptio bereits durch Kaiser „Titus“ gebraucht wurde: Praescriptio autem viginti annorum, quae etiam circa requirendorum adnotatorum bona observatur, ex constitutione divi Titi solet ex eo numerari, ex quo quid ad fiscum pertinere potuit. Im übrigen ist zu erwägen, ob sich unter Titus hier nicht Antonius Pius verbirgt, der häufig — vor allem von Papinian — s. nur D. 1.5.8; 1.7.32; D. 3.1.8 passim, aber auch von Callistratus (D. 4.4.45.1) — Titus Antoninus genannt wird und sich gerade mit Fiskalsachen beschäftigte (s. Inst. 2.6.9; Call. D. 49.14.2.5; 49.14.3.4; Paul. D. 39.5.5.19; zu Fristen Call. D. 49.14.1.2). Das Auftreten des Flaviers Titus wäre eher überraschend; vgl. auch Thomas, RIDA 3. S. 9 (1962) 422 ff. Zur Namensführung des Antoninus Pius s. Pflaum, Mél. Carcopino (1966) 717 ff.
Der gleichen Zeit gehört CJ 9.41.1 (a. 196) an: Quaestionem de servis contra dominos haberi non oportet, exceptis adulterii criminibus, item fraudati census accusationibus et crimine maiestatis, quod ad salutem principis pertinet. (1) In ceteris autem, quamquam ea, quae servus contra dominum dixit, iudicaturi sententiam formare non debeant, tarnen si aliis quoque probationibus fides veritatis investigetur, praescriptionis invidia evanescit. (2)... Den technischen Gebrauch des Wortes praescriptio unterstellt, richtet sich der Einwand hier nicht gegen die Klage schlechthin, sondern gegen die Verwendung bestimmter Beweismittel.
40.14.1; 3.1; vgl. Zur Lebenszeit Kunkel, Herkunft und soziale Stellung... (19672) 181 ff., 213 f. Zum quinquennium beim Ingenuitätsprozeß s. nur H. Krüger, Studi Riccobono II, 235 f. mit Einzelheiten.
Non ultra quinquennium... audientur.
40.14.5: Patronum post quinquennium sententiae pro ingenuitate dictae, quo ignorante res iudicata est, non esse praescriptione temporis summovendum respondi.
Suet. 8.5:... vetuit inter cetera de eadem re pluribus legibus agi quaerive de cuiusquam defunctorum statu ultra certos annos.
Call. D. 40.15.4.
Marcian 1.2 f. h.t.
Vgl. nur Pap. D. 40.15.2.2.: Praescriptio quinque annorum, quae statum defunctorum tuetur, specie litis ante mortem illatae non fit irrata, si veterem causam desistente qui movit longo silentio finitam probetur.
Vgl. Ulp. D. 5.3.7.1; s. auch Ulp. D. 5.2.8.17; Mod. D. 5.2.9. S. Marrone, SDHI 21 (1955) 106 ff.; Krüger, SZ 57 (1937) 109.
CJ 2.40.2 und 3.28.16.
Vgl. auch das verstärkte Auftreten von Juristen aus dem Ritterstand seit der 2. Hälfte des 2. Jh.; s. Kunkel, a.a.O. 290 ff. Es wäre vielleicht notwendig, den durch die Einteilung „klassisch-spätklassisch“ eher verdeckten als betonten Unterschied der Severerzeit von der vorhergehenden Epoche neu zu untersuchen. Es scheint bisweilen, als ob dieser Einschnitt weit schwerwiegender ist als derjenige zwischen Spätklassik und der üblicherweise sogenannten Frühnachklassik.
Vgl. hierzu nur Kaser, RZP 339 ff.; zur praescriptio im Kognitionsprozeß s. auch Stirnimann, Die Praescriptio Tertullians... (1949) 21 ff.
Hierzu D. Nörr, Festschr. Felgenträger (1969) 361 ff.; vgl. nur die Bürokratisierung und Zentralisierung der Verwaltung.
S. nur D. L. Clark, Rhetoric in Greco-Roman Education (1957) 64 ff.; zur rhetorischen Ausbildung der Advokaten vgl. Parks, The Roman Rhetorical Schools as a preparation for the courts under the early Empire (1945) 60 ff.; 112 ff. passim.
Das gilt etwa von Papinian, der zuerst nach unseren Quellen den Ausdruck gebraucht; er war bekanntlich advocatus fisci gewesen [s. nur Kunkel, a.a.O. 224 f.; vgl. auch
ff.; zu eng wohl Steinwenter, SZ 65 (1947) 108]. Zum rhetorischen Einfluß auf Papinian s. auch Wieacker, Textstufen 60 Anm. 13, 333 ff. Vor allem unter den seit der 2. Hälfte des 2. Jhs. verstärkt auftretenden Juristen aus dem Ritterstand wird man eher frühere Advokaten finden als unter senatorischen Juristen.
Der entscheidende Mangel der im übrigen ausgezeichneten Untersuchung Steinwenters [SZ 65 (1947) 69 ff.] über den Einfluß der Rhetorik auf den Zivilprozeß dürfte in der Vernachlässigung des klassischen Kognitionsverfahrens liegen, das sicherlich für die Rhetorik empfänglicher war als der Formularprozeß. Wenn Steinwenter mit Recht wesentliche Einflüsse der Rhetorik auf den Formularprozeß verneint, auf den nachklassischen Prozeß aber bejaht, so bleibt das Problem des Verhältnisses von Rhetorik und Jurisprudenz in der für die Spätklassik wesentlichen Prozeßart offen.
Auffällig ist hierbei vor allem, daß von den klassischen exceptiones in erster Linie die exceptio rei iudicatae, die inhaltlich in der Rhetorik häufig erscheint (vgl. den Grundsatz ne bis in idem), auch als praescriptio auftritt (s. unten § 11). Auch die verba-voluntas-Lehre scheint in den Juristenschriften erst seit dem Ende des 2. Jhs. Einfluß zu gewinnen; s. die Stellen bei Himmelschein, Symbolae Lenel 398 ff. Vgl. zum Einfluß der Rhetorik jetzt auch Vonglis, La lettre et l’esprit de la loi (1968) 85 ff.
Ähnlich jetzt auch Kaser in Atti del II. Congresso delia Società Italiana di storia del diritto (1968) 42 ff. (des SA.).
S. nur Macer D. 47.15.3.1; Ulp. D. 48.5.2.1.
Vgl. Kunkel, RE XXIV s. v. quaestio 775.
Zum Verfall der Quaestionen s. Kunkel, a.a.O. 776 ff.
Pap. D. 40.14.5.
Marcian D. 40.15.1; CJ 7.21.1 + 2 (Septimius Severus); 6 (a. 260).
CJ 2.40.2 und 3.28.16 (a. 258).
S. Macer D. 48.17.2.1; Marcian 3 h.t. [die dort genannten principes sind — wie kaum anders zu erwarten — Septimius Severus und Caracalla; s. Gualandi, Legislazione imperiale e giurisprudenza II (1963) 183]. Vgl. auch Mod. D. 50.8.10 und Herrn. D. 44.3.13pr. Zu Call. D. 49.14.1.3 s. oben § 10 Anm. 15 und Thomas, RIDA 3. S. 9 (1962) 422 f.
Ulp. D. 49.4.1.10; PS 5.34.2.
Ulp. FV 165. Aus dem Strafprozeß ist das durch praescriptio geltend zu machende quinquennium beim adulterium zu nennen [s. CJ 9.9.5 (a. 223); CJ 9.9.27 (28) (a. 295); Ulp. D. 48.5.16(15).7]; dazu Thomas, a.a.O. 420.
Ulp. D. 2.8.7pr.; 5.1.50; 52.3; vgl. auch den Prozeß der Gohariener vor Caracalla (a. 216), in dem es unter anderem um eine Paragraphe gegen die Zuständigkeit des Kaisergerichts wegen Uberspringens des Statthaltergerichts geht (Z. 7 ff.); vgl. hierzu Roussel-De Visscher, Syria 23 (1942/43) 173 ff.; Arangio-Ruiz, BIDR 49/50 (1947) 46 ff.; Kunkel, Festschr. Lewald (1953) 81 ff.
Ulp. D. 49.1.3pr. + 1; vgl. auch oben die praescriptio bei verspäteter Appellation. Mit der Appellation hängt auch die Paragraphe in Pap. London Inv. 2565 (SB 7696; a. 250) Z. 54 zusammen. Doch ist der Kontext unklar. Vor allem scheint sich hier die Paragraphe primär gegen die Gültigkeit einer Wahl zu richten (Z. 29 ff.). Insoweit handelt es sich zwar auch um eine formelle Frage, die aber — strenggenommen — die materielle Rechtslage des vor dem Statthalter stattfindenden Prozesses um die Munus-Pflichtigkeit von Dorfbewohnern betrifft. Allerdings ist es verständlich, daß die praescriptio gegen die Zulässigkeit des Prozesses und der Einwand gegen die „Zulässigkeit“ der Wahl (zu einem als munus bezeichneten Amt) durcheinander gehen. Vgl. hierzu Wegener, Mnemosyne
S. 1 (1948) 297 ff.; Seidl, Studi Paoli 670 ff.
CJ 2.12.3 (a. 239); anders Kaser, RZP 182 Anm. 24; wie hier Amelotti 82 Anm. 190; Kolitsch, SZ 76, 271.
Ulp. D. 48.5.2.1; 16.7. Nicht gegen den Prozeß selbst, sondern gegen die Zuziehung von Sklaven als Zeugen richtet sich die — strafrechtliche — praescriptio in CJ 9.41.1.1 (a. 196).
Etwa durch Annahme eines Vermächtnisses aus dem Testament; vgl. Mod. D. 5.2.12.
S. hierzu Kolitsch, a.a.O. 275.
Vgl. nur Pap. D. 44.2.28 mit 29pr. h.t.
Vgl. hierzu noch Mod. D. 44.1.10 +11; Macer D. 42.1.63 (s. aber auch Marrone, Ann. Palermo 24, 432); CJ 3.31.3 (a. 205); 7.56.1 (a. 222); vielleicht auch 8.13.5 (a. 212). Dazu Kaser, R2P 385 Anm. 19 m. Lit. Ähnlich wie die praescriptio rei iudicatae wirkt die praescriptio transactions, Ulp. D. 2.15.9pr.; vgl. auch Kaser, RZP 385 Anm. 18.
S. nur Macer D. 47.15.3.1.
Nichtssagend sind die beiden anderen erhaltenen Fragmente 45.1.101 (wenn dieses Fragment nicht überhaupt aus den Pandekten Modestins stammt; s. Lenel, Paling. I 731) und 49.14.10.
S. Stirnimann, Die praescriptio Tertullians (1949). Zur Frage der Identität Tertullians mit dem entsprechenden Digestenjuristen s. zuletzt Waldstein, Untersuchungen zum römischen Begnadigungsrecht (1964) 145 f.
Vgl. vor allem c. 37; s. Stirnimann, a.a.O. 99 ff.
Zum Unterschied der praescriptiones Tertullians von den technischen praescriptiones s. auch Stirnimann, a.a.O. 135 ff.; dort (94 ff.) auch zur praescriptio novitatis gegen die Häretiker. Eine ausführliche Prüfung der Anwendung des Begriffes in den Schriften Tertullians würde hier zu weit führen; vgl. hierzu außer Stirnimann auch das Material bei A. Beck, Römisches Recht bei Tertullian und Cyprian (1930) 86 f.
Vgl. Stirnimann, a.a.O. 83 ff.; s. etwa Marc. 4.25; ad nat. 1.3; 2.1; Apol. 7.
Vgl. nur ad nationes (ed. Migne) 2.13 und de patientia 4 (... per quae in expedito et quasi in praescriptionis compendio et commendatio et exhortatio de patientia constituía est.).
Vgl. auch Steinwenter, SZ 65 (1947) 98 ff.
Unecht nach Kaser, RZP 385 Anm. 18 m. Lit.
Paulus: si quis statuam in municipio ea mente posuit, ut ea municipii esset, et earn petere vulty excludi eum oportet praescriptione in factum data. (Unecht nach Kaser, a.a.O.)
Ulp. D. 31.77.30; Mod. D. 31.34.3.
S. nur Kaser, RZP 387; zum Strafrecht vgl. Ulp. D. 48.5.16.7.
Vgl. nur CJ 8.13.5 (a. 212):... non causa cognita, sed praescriptione superatum esse..., sowie Kolitsch, a.a.O. 275.
S. Pap. D. 40.14.5; Ulp. D. 2.15.9pr.; Ulp. FV 165.
Saturn. D. 40.14.2.1.
Pap. D. 40.14.4; vgl. auch Marc. D. 40.15.1pr.; Herrn. 3 h.t.
S. Lit. oben Anm. 25.
S. oben § 9.
Vgl. nur die oben § 11 zitierte Reihe Suet. Titus 8.5 — Nerva (bei Call. 40.15.4); s. auch Plin. ep. 10.110 f. — PS 5.5a.8 — Mod. D. 50.8.10 — Herrn. D. 44.3.13. S. hierzu vor allem Lenel, SZ 27 (1906) 71 ff.; Levy, BIDR 51/2 (1948) 357.
Zu rechtlich bedeutsamen Fristen in den Papyri vgl. die Aufzählung Taubenschlags in Atti Verona III 353 ff.
Mitteis 80 (a. 85); vgl. die Lit. oben § 9 Anm. 11.
Vgl. hierzu auch Seidl, Studi Paoli 660 f.
Z. 27 ff.; allerdings ist der Text hier zerrüttet.
Für einen ironischen Unterton spricht der ähnliche Gedankengang in c.89 der Apologie des Apuleius (ca. 157/8): De aetate vero Pudentillae, de qua post ista satis confidenter mentitus es, ut etiam sexaginta annos natam diceres nupsisse, de ea tibi paucis respon-debo:... Pater eius natam sibi filiam more ceterorum processus est;... Porrige Aemiliano tabulas istas;... quos sexaginta mulieri assignabat, probet quinque et quinqua-ginta. Lustro mentitus est. Parum hoc est; liberalius agam: nam et ipse Pudentillae muitos annos largitus est; redonabo igitur vicissim. Decern annos Mezentius cum Ulixe erravity quinquaginta saltem annorum mulierem ostendat. quid multis? ut cum quadru-platore agam, bis duplum quinquennium faciam, viginti annos semel detraham. lube, Maxime, consules computari: nisi jailor, invenies nunc Pudentillae haud multo amplius quadragesimum annum aetatis ire... Der Vergleich mit Pap. Flor. 61 läßt vermuten, daß der Präfekt Septimius Vegetus nicht frei von rhetorischen Finessen war.
Vgl. auch Berichtigungsliste I 393: P. M. Meyer, vgl. Z. f. vgl. Rechtsw. 39 (1921) 265 f.
ἐναετία οὖν σήμερον εἴϰοσι τάλαντα ὀφειλόμενά σοι οὐϰ ἀπήτεις. πορεύου. Zu πορεύεσϑαι in diesem Sinne vgl. Bauer, Wörterbuch des Neuen Testaments 1374.
Pap. Oxyr. I 68; Mitteis 228 (a. 131). Vgl. Amelotti 177 Anm. 207 m. Lit.
Z. 11 ff.:... περιλελύσϑαι ἣν ϑέλει γεγονέναι τοῦ δανείου ἀσφάλειαν ἔϰ τε τοῦ πολυχρόνιον εἶ ναι...
Das entspricht den bekannten Ratschlägen der Rhetoren, sich nicht mit der Paragraphe zu begnügen, sondern — aus psychologischen Gründen — auch auf die materielle Unrechtmäßigkeit der Klage selbst einzugehen (s. oben § 7 Anm. 14). Vgl. Quint. inst. 3.6.83.
Es handelt sich um einen Prozeß zwischen römischen Bürgern. — Auf die hier vorgelegten Interpretationsmöglichkeiten wurde ich in meinem Seminar aufmerksam gemacht.
Vgl. den Begriff des longum tempus.
Die Rolle der Unvordenklichkeit wird in der einschlägigen Literatur im allgemeinen nicht für sich selbständig, sondern im Rahmen der einzelnen Rechtsinstitute erörtert (s. aber jetzt den mir nicht zugänglichen Aufsatz von Alonso y Lamban, Estudios Sanchez de Río [1967] 197 ff.). Vgl. Bonfante, Corso II 1 (19662) 98; zur actio aquae pluviae arcendae s. das gleichnamige Werk Sargentis (1940) 86 ff.; Bonfante, a.a.O. 496 ff.; jetzt auch Watson, The Law of Property... (1968) 155 ff.; zu den Servituten Solazzi, Requisiti e modi di costituzione delle servitù prediali (1947) 168 ff.; Biondi, Le servitù prediali (19542) 273 ff.; Albertario, Scritti II 479 ff.; Peters, SZ 33 (1912) 595 ff.
[beide gegen H. Krüger, Die prätorische Servitut (1911), der vetustas und longa possessio unterscheiden wollte]; Sargenti, Scritti Ferrini, Milano II (1947) 247 ff.; Franciosi, Studi sulle servitu prediali (1967) 75; Unterholzner, Die Lehre von der Verjährung durch fortgesetzten Besitz (1815) 295 ff.; zur vetustas im italischen Bodenrecht s. etwa (Blume-Lachmann-)Rudorff, Schriften der römischen Feldmesser II (1852) 314 f. Brugi, Le dottrine giuridiche degli Agrimensori Romani (1897) 279 ff. — Zur Duldungshaftung bei der a.a.p.a. erscheint in absehbarer Zeit eine Hamburger Dissertation von F. Peters unter dem Titel „Das patientiam praestare im römischen Nachbarrecht“; sie wird auch auf das Problem der vetustas ausführlich eingehen. Leider konnte sie hier nicht mehr verwertet werden.
Außer der genannten Lit. vgl. die Angaben bei Kaser, RPR I 109, 345; II 195 f.
Zur a.a.p.a. gibt es eine Reihe von Streitfragen, so über die Formelgestaltung [dazu zuletzt Kaser, SZ 83 (1966) 40 ff.; J. G. Wolf, Litis contestatio (1968), 30 A. 99], über das Ausmaß der Restitution (s. nur Sargenti, a.a.O., 111 ff.), über die Klassizität einer Klage bei Veränderungen durch Naturereignisse oder bei Entzug des Wassers.
Beispiele solcher leges: lex Mamilia c. 54 (s. Röm. Feldmesser I 263 ff.; zum Datum s. etwa Kroll, RE XII 2, 2397), die lex Col.Gen.Iul s. Urs. c. 104 [Riccobono, FIRA I (Leges) Nr. 21]; s. auch D. 39.3.1.23; 2pr.; 23pr.; Hygin. I 117; Siculus Flaccus I 157; dazu etwa Sargenti, a.a.O. 81 ff.; Karlowa, Röm. Recht II 486. Diese lex wurde üblicherweise von dem die Kolonie gründenden Magistrat erlassen (s. Hyg., Röm. Feldm. I 117: hi agri leges accipiunt ah his, qui veteranos deducunt, et ita propriam observatio-nem eorum lex data praestat). — Zum Begriff der fossa (im Verhältnis zum rivus) s. Franciosi, a.a.O. 90 Anm. 6.
Über den entscheidenden Einfluß Labeos vgl. nur Schönbauer, SZ 54 (1934) 243; Bonfante, a.a.O. 496 f.
Item Varus ait: aggerem, qui in fundum vicini erat, vis aquae deiecit, per quod effectum est, ut aqua pluvia mihi noceret. Varus ait, si naturalis agger fuit, non posse me vicinum cogere aquae pluviae arcendae actione, ut eum reponat vel reponi sinat, idemque putat et si manu factus fuit neque memoria eius exstat: quod si exstet, putat aquae pluviae arcendae actione eum teneri. Labeo autem, si manu factus sit agger, etiamsi memoria eius non exstat, agi posse (ut reponi sinat, agi non posse ins. Krüger) ut reponatur: nam hac actione neminem cogi posse, ut vicino prosit, sed ne noceat aut interpellet facientem quod iure facere possit. quamquam tarnen deficiat aquae pluviae arcendae actio, attamen opinor utilem actionem vel interdictum mihi competere adversus vicinum, si velim aggerem restituere in agro eius, qui factus mihi quidem prodesse potest, ipsi vero nihil nociciturus est: baec aequitas suggerit, etsi iure deficiamur. Allerdings konzentriert sich der Streit vor allem auf die Möglichkeit einer Klage bei natürlicher (durch die Gewalt des Wassers veranlaßter) Beseitigung eines natürlichen agger und interessiert deshalb hier nicht; vgl. Lit. oben, sowie Schönbauer, a.a.O. 341, 256; Bonfante, a.a.O. 504 ff. M. E. ist Klassizität auch insoweit zu erwägen (vgl. nur das opinor), wobei allerdings klassische Streitfragen in Betracht zu ziehen sind; so scheint nach 2.6 der (ältere) Namusa mit der a.a.p.a. großzügiger (und damit nach herrschender Ansicht „justinianischer“) umzugehen als der (jüngere) Labeo.
Eine andere Interpretation würde allerdings notwendig sein, wenn man der Textverbesserung des Cuiacius (Umstellung des non: etiamsi memoria eius exstat, agi non posse ut reponatur) folgt; vgl. nur Bonfante, a.a.O. 505. Dann würde Labeo hinsichtlich des agger, cuius memoria non exstat, Alfenus Varus folgen, hinsichtlich des agger, cuius memoria exstat, dagegen die Meinung des Varus einschränken. Dem widerspricht aber, daß Labeo (vgl. nur 2.1 und 2.7 h.t.) sonst geneigt ist, bei Anlagen, deren memoria non exstat, eine Klage zu geben; er stellt sie einer iure errichteten Anlage gleich.
Man könnte an eine Art von Haftung aus vorangegangenem Tun denken. Wer eine dem Nachbarn günstige Lage geschaffen hat, ist verpflichtet, sie auch zu erhalten. Eine andere Interpretationsmöglichkeit, auf die mich Mr. Rodger hinweist, besteht in der Annahme, daß der vom Nachbarn erbaute Damm einem ursprünglich das jetzt geschädigte Grundstück nicht beeinflussenden Abfluß eine andere Richtung gab. Durch den Bau des Dammes wurde das Wasser jetzt so gelenkt, daß beim Dammbruch das Grundstück beeinträchtigt wird; vgl. auch D. 39.3.1.22.
D. 39.3.2.1: Apud Labeonem proponitur fossa vetus esse agrorum siccandorum causa nec memoriam extare, quando facta est: hanc inferior vicinus non purgabat; sic fiebat, ut ex restagnatione eius aqua fundo nostro noceret. dicit igitur Labeo aquae pluviae arcendae cum inferiore agi posse ut aut ipse purgaret aut te pateretur in pristinum statum earn redigere. — 2.7: Idem Labeo ait, si in agro tuo aquarum coneursus locum excavavit, aquae pluviae arcendae actione agi non posse tecum a vicinis: plane si fossam iure factam aut cuius memoria non exstat agi tecum posse aquae pluviae arcendae, ut reficias.
Die Rechtmäßigkeit könnte sich sowohl auf die Erlaubnis durch eine lex agri, als auch darauf beziehen, daß die fossa, solange sie ordentlich gehalten wurde, dem Nachbarn nicht schaden konnte. Wahrscheinlich ist die fossa iure facta identisch mit der fossa cuius memoria exstat; vgl. 2.4 und 2.5 h.t. Siehe im übrigen auch Bonfante, a.a.O. 497 ff.
S. Interpolationen-Index; für die Klassizität des Nebeneinanders von natura und vetustas spricht auch der ähnliche Gebrauch beider Begriffe bei den agrimensores; s. nur Hygin. I 115.
S. nur das doppelte: si tarnen lex...
Vgl. nur D. Nörr, Festschr. Felgenträger (1969) 356 ff. zu Jul. D. 1.3.32.
Vgl. oben Anm. 10.
39.3.2pr.: In summa tria sunt, per quae inferior locus superiori servit, lex, natura loci, vetustas: quae semper pro lege habetur, minuendarum scilicet litium causa. — Der Text wird teilweise für interpoliert gehalten; vgl. nur Sargenti, a.a.O. 85. Dabei geht man von dem wohl unrichtigen Vorurteil aus (vgl. nur Kaser, Atti del 2. Congresso Internazionale delia Società Italiana di storia di diritto (1968) 38 ff. des SA.), daß solche Summen nachklassisch sein müßten. Vgl. nur Ulp. 1.23 h.t.
S. nur Biondi, a.a.O. 278 f.; Albertario, Scritti II 486; Bonfante, a.a.O. 497 Anm. 1; einschränkend aber zu Recht Perozzi, RISG 23 (1897) 181; Solazzi, a.a.O. 167 (etwas anders 168) und (unklar) Sargenti, a.a.O. 88 f. Soweit die hier zitierten Autoren sich auf die vetustas oder den usus bei Servituten beziehen, gilt nichts anderes.
Vgl. außer Perozzi und Solazzi (s. oben Anm. 16) auch die epistula Domitiani ad Falerienses (s. unten § 14,5).
Daher möchte ich auch den Definitionsversuch Labeos (2.8 h.t.; 22.3.28) nicht auf diese Fälle beziehen.
Bei ihr träte allerdings das Problem auf, ob und inwieweit eine Servitut den Inhalt haben kann, daß der Eigentümer mit seinem Grundstück etwas tun darf, was ihm an sich durch die Rechtsordnung verboten ist. Vgl. nur Kaser, RPR I 371 zur servitus altius tollendi und stillicidii non avertendi (m. Lit.). Dazu jetzt auch Rodger (in Vorbereitung).
Wenn man ihn nicht der ersten Gruppe der Tatbestände der memoria zurechnen will (s. oben Anm. 18).
Vgl. den Restitutionsversuch Mommsens. Für unsere Zwecke ist der zerrüttete Textteil ohne Bedeutung.
Zum arbiter bei der a.a.p.a. s. nur Broggini, Iudex Arbiterve (1957) 71, 168 f.
In dieser Formulierung erscheint zum ersten Mal das Wort vetustas. Das ist deshalb nicht unwichtig, als die bloße Umschreibung mit den Worten „cuius memoria non exstat“ — trotz des Definitionsversuches Labeos — es noch offen läßt, ob ein „Rechtsinstitut“ der Unvordenklichkeit bereits vorliegt. Erst die Substantivierung mit vetustas, die spätestens in der Spätklassik zugleich die Formierung einer Art von terminus technicus bedeutet, schafft wenigstens die Möglichkeit der „Institutionalisierung“ der „Unvordenklichkeit“. Diese wird dadurch bestätigt, daß Ulpian und Paulus die vetustas in die Dreiheit: lex, natura, vetustas einordnen.
Vgl. nur Paulus 2pr. h.t.: minuendarum scilicet lititim causa. Kraft der Definition der vetustas kann ein Beweis der Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der Anlage nicht geführt werden. Ohne die vetustas könnte also leichter Streit über die Rechtmäßigkeit entstehen. Es wird durch die vetustas somit die Frage der Beweislast und damit der Grund für Streitigkeiten nur insoweit abgeschnitten, wie es um die Rechtmäßigkeit geht, nicht aber im übrigen (etwa Vorliegen der Unvordenklichkeit). So dürfte die Beweisfrage bei der Entwicklung dieser Rechtsfigur eine Rolle gespielt haben.
Bekanntlich ist die Unterscheidung von objektivem und subjektivem Recht gerade im Nachbarrecht, soweit dieses ungeschriebenes Recht ist, kaum zu vollziehen. Vergleichbar ist das Notwegrecht nach Siculus Flaccus I 146; s. Lit. bei Kaser, RPR I 345 Anm. 18.
Davon ist die entsprechende servitus zu unterscheiden; vgl. Front. de aquis 125 ff.; Bonfante, a.a.O. 98 f.; De Robertis, La espropriazione per pubblica utilità (1936) 122 ff.; Weiss, SZ 45 (1924) 87 ff.; De Ruggiero, Diz. Epig. I 537 ff. (mit reichem Material).
Ductus aquae, cuius origo memoriam excessit, iure constitua loco habetur.
Scaevola respondit solere eos, qui iuri dicundo praesunt, tueri ductus aquae, quibus auc-toritatem vetustas daret, tametsi ius non probaretur. — Zweifelhaft ist, ob Diokl. CJ 3.34.7 hierher oder zu der servitus aquaeductus gehört.
Zum praktischen Zusammenspiel von servitus und a.a.p.a. s. auch Ofilius und Labeo bei Paul. D. 39.3.2.10. — Die Qualifikation dieser und ähnlicher nachbarrechtlicher Institute als gesetzliche Servituten gehört erst der Nachklassik an; s. nur Biondi, Le servitù prediali, 63 ff. Ein Ansatzpunkt liegt im Gebrauch des Wortes servire in D. 39.3.1.23 (1. Hälfte); s. auch Bonfante, Corso II, 1 322 ff.
So hat man deshalb sogar vermutet, daß die lex Scribonia für den aquaeductus nicht galt; s. nur Solazzi, Requisiti e modi... 108, 167; vgl. auch PS 1.17.2 [dazu Levy, West Roman Vulgar Law (Property) 200 f.].
Außer der oben Anm. 1 und der von Kaser, RPR II 195, 218 zitierten Literatur vgl. nur Jörs-Kunkel, RR 149; Bonfante, Scritti II 956 ff.; Partsch 96 ff.; Rabel, Mél. Girard II (1912) 407 ff.; Branca, Scritti Ferrini, Milano I (1947) 173 ff.; Wesener, Studi Grosso I (1968) 203 ff.
Vgl. zu ihr nur L. Capogrossi Colognesi, Ricerche sulla struttura delle servitu d’aqua (1968) 186 Anm. 306; Biondi, a.a.O. 276; Branca, a.a.O. 176 ff.; Yaron, T 35 (1967) 226 ff.; Wesener, a.a.O. 211 ff.; Watson a.a.O. 22 ff., 164 ff.
S. Ulp. D. 39.3.1.23; Ulp. D. 43.19.5.3; Ulp. D. 8.5.10pr.; CJ 3.34.1 (a. 211); 2 (a. 215); eine Anspielung findet sich auch in Paul. D. 8.2.28 und vielleicht auch in Paul. D. 8.6.25.
Teilweise beschränkt man die Interpolationsbehauptung auf Ausdrücke wie longa (quasi) possessio [das gilt vor allem für diejenigen, die den Begriff der quasi possessio für unklassisch halten; vgl. etwa Perozzi, RISG 23 (1897) 29 ff.; Solazzi, a.a.O. 483; s. im übrigen auch Carcaterra, Il possesso di diritti (1942) 61 ff.], longa consuetudo, longum tempus, während man den Ausdruck (diuturnus) usus — allerdings im Sinne einer (unsicher, wann) in den Erwerb übergehenden — Vermutung für klassisch hält; teilweise wendet man sich gegen die actio utilis (s. nur Albertario, Scritti II 486) oder das inter-dictum utile (vgl. zum Problem nur Solazzi, a.a.O. 167). S. im übrigen den Interpolationen-Index.
Ähnlich im Ergebnis Rabel, a.a.O.; ders., Röm. Privatrecht, 2. Aufl., 83; Kunkel, a.a.O.; Bonfante, Scritti II 956 ff.; Sargenti, a.a.O. 93 Anm. 2; Peters, SZ 33, 598.
Diese actio utilis hält auch Solazzi, a.a.O. 167 für echt.
SDHI 28 (1963) 196. Wie die Liste Honoré’s (a.a.O.) zum Gebrauch des Ausdruckes forma zeigt, ist dieses Wort in der Kanzleisprache durchaus üblich. Damit dürfte ein Anstoß, den Biondi, a.a.O. 282 an CJ 3.34.1 nahm, beseitigt sein.
Vgl. auch unten die epistula Domitiani an die Falerienser (§ 14,5).
Anders Kaser, RPR I 373.
Im übrigen wird diese Vermischung nicht beseitigt, wenn man die Worte longa quasi possessione eliminierte.
Dazu ist es eine gewisse Parallele, daß auch die ltp ursprünglich als eigenständiges Institut entwickelt wurde, daß man also nicht das Usucapionsrecht unbesehen auf die von der ltp erfaßten Tatbestände anwandte (vgl. nur unten § 24).
Darauf hat mit Recht vor allem Rabel, Mél. Girard II 407 ff., hingewiesen. Dieser Umstand spricht auch gegen eine Erfindung durch Justinian. Möglicherweise war im Prozeß die Fehlerfreiheit des quasi-Besitzes festzustellen; vgl. aber Solazzi, a.a.O. 167.
Anders Solazzi, a.a.O.
CJ 7.33.12.4: Eodem observando et si res non soli sint, sed incorporates, quae in iure consistunt, veluti usus fructus et ceterae Servitutes.
Vgl. Levy, BIDR 51/52 (1948) 352 ff.; s. auch die Terminologie in CJ 11.43.4 (a. 397).
Vgl. hierzu nur De Martino, Storia della Costituzione Romana IV 2 (1965) 775 ff.; Kaser, SZ 62 (1942) 1 ff.; Grelle, Stipendium vel Tributum (1963); Bove, Ricerche sugli agri vectigales (1960); Rudorff bei Bluhme-Lachmann-Rudorff, Schriften der römischen Feldmesser II 284 ff. (jeweils mit Lit.); Saumagne, Journ. des Sav. 1965, 73 ff.; Lemosse, Le régime des relations internationales (1967) 144 ff.; Laffi, Adtributio et Contributio (1966) 93 ff.
Riccobono, FIRA I (Leges) 75.
S. nur Gai. 2.46, 48.
Zu diesen vgl. nur Grelle, a.a.O. 33 ff.
Vgl. nur Frontin. I 50: et negant (sc. iuris periti) illud solum (sc. diealluvio), quod solum p. R. coepit esse, ullo modo usu capi a quoquam mortalium posse. Vgl. auch Frontin. I 56; Hygin. I 126, 127. Nach Hygin. I 130 gehören Usucapionsprobleme eher zum Recht als zum opus der Agrimensoren; s. zu diesen Broggini, NNDI s.v. regolamento di confini (dir.rom.) 5.
Ulp. D. 8.5.10pr.; Ulp. D. 39.2.15.27; vgl. aber schon Jul. D. 2.10.3pr.
Vgl. hierzu Rudorff, a.a.O. 445 ff.
Cic. de lege agr. 2.21.57: qui agrum Recentoricum possident vetustate possessionis se, non iure, misericordia senatus, non agri conditione defendunt...; s. auch de off. 2.22.79. Zum Begriff des vetus possessor vgl. Kaser, a.a.O. 11 Anm. 32.
So Rudorff, a.a.O.; Bonfante, Corso II 1 98.
Vgl. Hygin. I 115 f.: vetustas tarnen longi temporis plerumque paene similem reddidit occupatorum agrorum condicionem; non tarnen universos paruisse legibus quas a vendi-toribus acceperant. Vgl. auch Siculus Flaccus I 152 f. und Festus s. v. possessiones (zu den hier genannten Bodentypen s. nur Kaser, a.a.O. 26 ff.).
Vgl. zu den subsiciva Literatur und Quellen bei Weinstock, RE IV 502 s. v. subseciva; Rudorff, a.a.O. II 390 ff.; Bognetti, RSI 77 (1965) 469 ff.; Kaser, a.a.O. 49 f.
S. Frontin. I 53 f.; Hyginus (der auch einen verlorengegangenen libellus über die subsieiva geschrieben hatte) I 132 f.; Siculus Flaccus I 117 f.; Suet. Domitian 9.
Vgl. Frontin. I 54, der von beneficium spricht.
S. Hygin. I 133:... Domitianus per totam Italiam subsiciva possidentibus donavit; edictoque hoc notum universis fecit.
Vgl. die epistula Domitians an die Falerienser vom Jahre 82 [Riccobono, FIRA I (Leges) Nr. 75]; s. De Ruggiero, BIDR 5 (1890) 414 f.; Rudorff, a.a.O. II 445 f.
Z. 18–28: Et vetustas litis, quae post tot annos retractatur a Firmanis adversus Falerienses, vehementer me movet, cum possessorum securitati vel minus multi anni sufficere possint, et divi Augusti, diligentissimi et indulgentissimi erga quartanos suos principis, epistula, qua admonuit eos, ut omnia subpsiciva sua colligerent et venderent, quos tarn salubri admonitioni paruisse non dubito; propter quae possessorum ius confirmo.
Dafür sprechen auch die auf die subsiciva bezüglichen Worte Suetons (Dom. 9.3.): subsiciva... veteribus possessoribus ut usu capta concessit. Es braucht nicht weiter ausgeführt zu werden, daß zumindest die lehrbuchmäßigen Voraussetzungen der usucapio hier nicht gegeben sind.
Wie die von De Ruggiero, a.a.O. 280 ff. gesammelten Belege zeigen, spielt der Zeitablauf gerade bei Grenzstreitigkeiten immer eine große Rolle. Allerdings dürfte es sich dabei eher um Beweisgesichtspunkte als um die rechtszerstörende und rechtsbegründende Rolle der Zeit handeln.
Es wäre zu überlegen, ob die häufig genannte Voraussetzung des titulus bei der ltp nicht ähnlich wirkte. Das würde bedeuten, daß der titulus nicht im strengen Sinne voll zu beweisen wäre, sondern daß der Wahrscheinlichkeitsbeweis — im Zusammengehen mit den anderen Voraussetzungen der ltp — genügte.
Auch damit tritt unser Fall in die Nähe der usucapio.
Vgl. Orestano, Studi Riccobono II (1936) 476 passim, sowie Riccobono, FIRA I (Leges) Nr. 72 (ep. Vespasiani ad Vanacinos) Z. 15 f.: Beneficia tributa vobis a divo Augusto post septimum consulatum, quae in tempora Galbae retinuistis, confirmo. Vgl. hierzu auch Cic. ad Att. 1.19.4, sowie Rudorff, Röm. Feldmesser II 393 Anm. 422.
Vgl. Levy, West Roman Vulgar Law (Property) 200 f. für die Spätzeit.
Zur Zusammensetzung des Konsiliums unter Domitian, vor allem auch zur Mitwirkung von Juristen (Neratius) im Konsilium s. Crook, Consilium principis (1955) 48 ff.
Vgl. hierzu nur Hirschfeld, Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten (19052) 318 ff.; Rostowzev, RE VI 210 ff.
Riccobono, FIRA I (Leges) Nr. 71; s. dazu Carcaterra, Il possesso di diritti (1942) 43 ff.; Laffi, Adtributio et Contributio (1966) 29 ff.
2... tarnetsi animadverto non nimium firmam id genus hominum habere civitatis Romanae originem, tarnen cum longa usurpatione in possessionem (sic) eius fuisse dicatur et ita permixtum cum Tridentinis, ut diduci ab is sine gravi splendidi municipi iniuria non possit, patior eos in eo iure, in quo esse se existimaverunt, permanere beneficio meo...
Vgl. Einzelheiten im Kommentar Mommsens, Gesammelte Schriften 4, 291 ff.
Das Wort usurpatio in dem Ausdruck: longa usurpatione in possessione... fuisse hat — wie ein Blick in die Wörterbücher zeigt — in der Sprache der Zeit nicht unbedingt den negativen Charakter wie das Fremdwort „usurpieren“. — Eine „Rechts“-possessio findet sich auch in anderen hier zu besprechenden Stellen, so daß man die possessio iuris nicht unbedingt für nachklassisch halten muß [so aber Lucifredi-Peterlongo(-Lucifredi), Contribua allo studio dell’esercizio di fatto di pubbliche funzioni (1965) 99]; vgl. auch Carcaterra, a.a.O. (1942) 10 f. (zur possessio libertatis gegen Albertario, Studi II 441 ff.), 43 ff. (zum Besitz am status), sowie Sargenti, Scritti Ferrini, Milano II (1947) 226 ff. (m. weit. Lit.), der zu Recht eine scharfe dogmatische Konstruktion der possessio iuris ablehnt. Puristen könnten hier von einer vulgarrechtlichen Strömung in der kaiserlichen Kanzlei sprechen. Doch kann diese Frage auf sich beruhen.
Non nimium firmam... originem. Ein der ltp entsprechender Fall mit iusta causa, aber fehlendem Rechtserwerb ist schwer vorstellbar; denn eine Trennung von causa und Erwerbsakt existiert bei der Zivität nicht.
Auch im attischen Recht spielt gerade im Streit um das Bestehen eines Bürgerrechts der Hinweis auf die Zeitdauer eine große Rolle; vgl. nur die Belege bei Partsch, 122 f.
S. dazu Sherwin-White, The Letters of Pliny (1966) 718ff.
Vgl. dazu Liebenam, Städteverwaltung (1900) 128 f. Zur Rückwirkung von Gesetzen im römischen Altertum s. nur Broggini, Coniectanea (1966) 356 ff.
Von dem Instrument der praescriptio ist hier wie auch an den anderen Stellen keine Rede.
Plin. ep. 10.110:... Piso contra plurima se in rem publicam contulisse ac prope totas facilitates erogasse dicebat. Addebat etiam temporis spatium postulabatque ne id, quod pro multis et olim accepisset, cum eversione reliquae dignitatis reddere cogeretur.
Plin. ep. 10.111: Sicut largitiones ex publico fieri mandata prohibent, ita, ne multorum securitas subruatur, factas ante aliquantum temporis retractari atque in irritum vindicari non oportet. Quidquid ergo ex bac causa actum ante viginti annos erit omittamus. Non minus enim hominibus cuiusque loci quam pecuniae publicae consultum volo.
Es ist zu beachten, daß die Zwanzigjahresfrist hier nicht Voraussetzung der Verjährung, sondern (wahrscheinlich) zufälliger Tatbestand ist. Dem steht nicht entgegen, daß sich aus dieser Entscheidung wie auch aus ähnlichen die spätere Frist entwickelt haben könnte. Aus dem Sachverhalt geht allerdings nicht hervor, daß der Beklagte inter absentes war. Vgl. unten § 18. — Der untechnische Gebrauch von vindicare ist ein Zeugnis für die laxe Verwendung juristischer Begriffe in der kaiserlichen Kanzlei.
Dazu Sherwin-White, a.a.O. 724 ff.
Vgl. einstweilen Schmiedel, Consuetudo (1966) 21 ff.; D. Nörr, SZ 84 (1967) 459; ders., Festschr. Felgenträger (1969) 360 f.
Letzteres ist häufiger. Vgl. nur das oben genannte Edikt des Claudius und die im folgenden noch zu erwähnende epistula des Severus an die Tyrani. Der Unterschied zu dem von Plinius behandelten Fall liegt aber darin, daß die Rechtswidrigkeit der erlangten günstigen Lage bei Claudius und Severus unsicher ist, während sie bei Plinius feststeht. Auch das könnte für die oben (§14 Anm. 19) geäußerte Vermutung sprechen, daß der Zeitablauf vor allem dazu diente, einen möglichen, aber nicht sicheren titulus soweit zu verstärken, daß er unbestreitbar wird.
legis auctoritas — longa consuetudo usurpata contra legem.
Plin. ep. 10.115: Merito haesisti, Secunde carissime, quid a te rescribi oporteret censoribus consulentibus, an manere deberent in senatu aliarum civitatium, eiusdem tarnen provinciae cives. Nam et legis auctoritas et longa consuetudo usurpata contra legem in diversum movere te potuit. Mihi hoc temperamentum eius placuit ut ex praeterito nihil novaremus, sed manerent quamvis contra legem adsciti quarumcumque civitatium cives, in futurum autem lex Pompeia observaretur; cuius vim si retro quoque velimus custodire, multa necesse est perturbari.
Divi Adriani sententiae et epistulae § 9 (ed. Böcking, Corp. iur. Anteiust. I.). Das Reskript stammt aus einem Glossar. Es ist abgedruckt bei Partsch 134 und Amelotti 149; dort auch Lit. Nach einem Vortrag von A. A. Schiller auf dem 2. Kongreß der Società Italiana di storia di diritto, Venedig 1967, dürfte das Reskript echt sein.
Der lateinische Text lautet: Per libellum dicente quodam patrem suum confiscatum esse et sibi decuriam ablatam esse quam petebat et si qua alia fuissent iusta: quae petente quodam, Hadrianus inquisivit: Quando pater tuus confiscatus esset? Dicente illo: Ante annos decern, Hadrianus interrogavit: Quare non antea audisti praefectum et de hoc questus es. Si enim coeperimus res aut bene aut male iudicatas revocare, nihil consummatum erit; ipse tibi defuisti.
Vgl. hierzu Kaser, RZP 403. Die endgültige Festlegung der Appellationsfristen gehört wohl erst der Severerzeit an, die hier wie auf anderen Gebieten die Stabilisierung des Rechts durch festere Normierungen verfolgte. Der einzige frühere Beleg scheint Julian bei Ulp. D. 49.4.1.14 zu sein. S. hierzu Orestano, L’appello civile (1954) 247 ff.
Bei Pap.-Marcian D. 23.2.57a; vgl. hierzu Kaser, RPR I 291 Anm. 2; Volterra, Mél. Meylan I 367 ff.
Nur kurz hinzuweisen ist hier auf Pap. D. 40.15.2.2, wo es ebenfalls um den status geht: Praescriptio quinque annorum, quae statum defunctorum tuetur, specie litis ante mortem illatae non fit irrita, si veterem causam desistente qui movit longo silentio finitam probetur. An dieser Stelle ist beachtenswert, daß zu der normierten Fünfjahresfrist die nicht normierte, „topische“ Frist des longum silentium tritt. Auch zur Severerzeit gab es selbstverständlich weiterhin nichtfixierte Fristen.
Vgl. Lit. bei Arangio-Ruiz, FIRA III (Negotia) Nr. 86; s. etwa Rudorff, a.a.O. II 461 ff.; Mitteis, SZ 26, 486; Partsch 83; Amelotti 174; zuletzt De Visscher, Le droit des Tombeaux Romains (1963) 73 ff.
Vgl. Prosopographia Imperii Romani I 2 Nr. 520.
a. 201, Riccobono, FIRA I (Leges) Nr. 86.
S. nur De Visscher, a.a.O.
Ius per venditionem transferri ad emptorem non potuit. Zu dieser „vulgarrechtlichen“ Formulierung s. nur Gallo, Il principio emptione dominium transfertur (1960) 50.
cum... semper in possessione fuerint, nullo iure eum locum vindicare sibi Patulci possunt.
Vgl. Ulp. D. 11.8.4; CJ 3.44.6 (a. 224). Inwieweit ein ius sepulchri durch ltp geschützt werden konnte, kann hier unerörtert bleiben; vgl. nur De Visscher, a.a.O.
Eine res religiosa ist keine res habilis.
Damit ist auch der Vorschlag De Visschers hinfällig (a.a.O. 81 Anm. 35) — entsprechend einem von Hoetink [T 29 (1961) 230 ff.] geäußerten Gedanken — die iusta causa als vielleicht durch die bona fides ersetzt anzusehen.
Riccobono, FIRA I (Leges) Nr. 86 (a. 201); vgl. hierzu Calderini, I Severi... [Storia di Roma VII (1949)] 75; D. Nörr, Imperium und Polis (1966) 14; Castello, RIDA 3. S. 12 (1965) 225 ff.; Carcaterra, Il possesso di diritti (1942) 46 f.
33... Quamquam Tyranorum civitas originem dati beneficii non ostendat, nec facile, quae per errorem aut licentiam usurpata sunt, praescriptione temporis confirmentur, tarnen, quoniam divi Antonini parentis nostri litteras, sed et fratrum imperatorum cogitamus, item Antonii Hiberi gravissimi praesidis, quod attinet ad ipsos Tyranos quique ab iis secundum leges eorum in numerum civium adsumpti sunt, ex pristino more nihil mutari volumus. Retineant igitur quaqua ratione quaesitam sive possessam privilegii causam,...
Z. 4 f.:... ut neque ipsi consuetudine diuturna pellerentur; Z. 17 f.:... ex pristino more nihil mutari volumus.
S. nur Partsch 96; Amelotti 179 Anm. 212.
S. oben § 14 Anm. 21.
Ähnlich wie bei der epistula Domitiani ad Falerienses (Riccobono, FIRA I [Leges] Nr. 75; s. oben § 14,5) könnte auch hier die Unsicherheit über die Existenz einer iusta causa beseitigt oder „aufgefüllt“ worden sein durch die früheren Akte der römischen Obrigkeit, die von der Existenz des Privilegs ausgingen. Das wäre ein weiteres Beispiel dafür, daß die Voraussetzungen, die an den Beweis der iusta causa gelegt wurden, nicht allzu starr waren.
Selbstverständlich gibt es noch weitere Bereiche, in denen nicht festgelegte, nach unserer Terminologie also topische Fristen von Bedeutung waren. Hinzuweisen ist etwa auf die Kommentierung des SC Orfitianum (quae iudicata transacta finitave sunt, rata maneant) durch Ulpian, der finita mit consensu vel longo silentio sopita definiert (38.17.1.12) und Paulus, der es mit longioris temporis silentio finita umschreibt (50.16.230; vgl. auch PS 5.5a.8). S. hierzu Meinhart, Die Senatusconsulta Tertullianum und Orfitianum (1967) 18, sowie Broggini, Coniectanea 374.
S. etwa auch Partsch 110 f.; anders allerdings Mitteis, Grundzüge 268 f.; Kupiszewski, Festschrift Oertel 74 ff.
Lenel, EP3 505; vgl. auch nochmals Frontin’s (I 36) Worte über die Provinzialgrund-stücke: nee possidendo ab alio quaeri possunt.
Vgl. nur die Belege bei Partsch 111; s. vor allem Pap. Paris 69 [Wilcken, Chrestomathie 41; a. 232; s. auch PSI XIII 1337 (250/60) Z 9, 17]; CJ 7.33.1; 7.30.1; 7.35.1; Carac. bei Marcian D. 44.3.9; CJ 2.18.8; Inst. Just. 2.6.7; 2.6.12 f. [wohl aus den Institutionen Marcians; vgl. Ferrini, SZ 11 (1890) 119 f. (= Opere II 303 f.)]; Paul. D. 18.1.76.1; vielleicht auch CJ 2.50.3 und CJ 3.34.2 (s. Kaser, RPR I 373 Anm. 35; II 218 Anm. 30 m. Lit.).
S. nur Wenger, Hist. Jahrb. d. Görres-Gesellsch. 60 (1940) 353 ff.
Vgl. nochmals F. Schulz, Prinzipien 169; Amelotti 2; s. oben § 2.
Studi Arangio-Ruiz II 142; vgl. Papinian, FV 259; Jav. D. 49.8.7; sowie Mayer-Maly, SZ 77 (1960) 26. So wird auch in den Siebenbürgischen Wachstafeln auf die usucapio eines Hauses angespielt; Arangio-Ruiz, FIRA III (Negotia) 90 (a. 159).
S. nur Pap. FV 7; Diokl. CJ 7.35.5; vgl. auch die Belege bei Partsch 137. Diese Versuche können auch damit zusammenhängen, daß — wie wir geschildert haben (§ 12) — im ägyptischen Provinzialrecht ein entsprechendes Institut für Forderungen existiert hat. Zum Verhältnis von νομή und δεσποτεία s. nur Taubenschlag, Law 231. Eines der frühesten Zeugnisse für die Unterscheidung dürfte Pap. Tebtunis 286 (Mitteis 83) sein, wo das Zitat eines Reskripts Hadrians allerdings gegen echtes Provinzialrecht spricht. Doch bedürfte die Frage des Eindringens der Unterscheidung aus dem römischen Recht besonderer Untersuchung. In der Spätzeit wird sie allgemein; s. nur Pap. Tebtunis 335 (3. Jh.) 5 ff.; SB 5357 [Mitteis, Festg. Lauhn (1912); 5. Jh.] 10 f.; Pap. Oxyr. I 67 (Mitteis 56; a. 338) Z. 10 passim. (In dem dort bezeugten Prozeß ist im übrigen keine Rede davon, daß ein fundus in Ägypten einem besonderen „Provinzialeigentum“ unterliegt.)
S. CT. 4.14.1pr. vom Jahre 424.
Vgl. nur Lenel, SZ (1906) 80: „Schwerlich hat es jemals eine Zeit gegeben, wo die Gerichte die Bedeutung des Zeitablaufs einfach ignorierten. Aller positiven Ordnung wird vielmehr ein Zustand vorausgegangen sein, wo die Gerichte in Fragen der Verjährung, schon mit Rücksicht auf die Beweislage, ein freies Ermessen walten ließen. Auch die exceptio longi temporis dürfte ursprünglich nichts anderes gewesen sein, als was ihr Name sagt, und die positive Bestimmung des longum tempus erst durch Kaiserkonstitutionen erfolgt sein.“
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Nörr, D. (1969). Die Vorgeschichte der ltp in Rom. In: Die Entstehung der longi temporis praescriptio. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 156. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98869-0_5
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