Zusammenfassung
Historische Reminiszenzen spielen im Denkbereich und im Wortschatz unserer deutschen Gegenwart aus bekannten und hier nicht zu erörternden Gründen eine recht unbedeutende Rolle. Besonders gilt das naturgemäß vom Bereich des wirtschaftlichen Lebens, dessen Träger in der Regel durchaus geschichtsfremd sind. Um so bemerkenswerter ist es, daß die Hanse zu den ganz wenigen historischen Begriffen oder doch Vokabeln gehört, die sich im Volksbewußtsein und im Sprachgebrauch auffallend lebendig erhalten haben. In den norddeutschen Städten ist kaum ein öffentlicher Akt, eine Feierstunde oder Festansprache denkbar — gleichgültig, ob politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Charakters —, bei denen nicht die Hanse oder hanseatische Bürgertugenden beschworen werden. Seit der wilhelminischen Zeit gehört das Wort — überwiegend in der latinisierten Zwitterform Hansa — zu den beliebtesten Taufnamen bei der Neugründung kommerzieller und gewerblicher Unternehmungen, Interessenverbände u. ä.; es braucht, statt vieler anderer Beispiele, hier nur an den „Hansabund“ (gegr. 1909) und die mit seinem Namen verknüpften wirtschaftspolitischen Tendenzen erinnert zu werden. Aber auch noch heute genießen im Handelsregister und in der Wirtschaftspublizistik Bezeichnungen und Begriffe wie Hanseatisch, Hanse, Hansa usw. eine offenbar unverwüstliche Werbekraft. Im Hamburger Amtlichen Fernsprechbuch 1961/62 finden sich nicht weniger als 185 Institutionen und gewerbliche Betriebe aller Art, die sich mit diesen Bezeichnungen schmücken, von der Schnellwäscherei, Bäckerei oder Drogerie über Zwiebackfabriken, Autoreparaturwerkstätten u. ä. bis zu großen Versicherungsfirmen und Reedereien. Die Tendenz reicht aber über den alten Hansebereich weit hinaus: in Stuttgart, München, Stockholm, London, Amsterdam, New York fehlt es nicht an Unternehmen aller Art mit ähnlichen Firmenbezeichnungen.
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Literaturhinweise
II. Einzelheiten
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F. Rörig, Heinrich der Löwe und die Gründung Lübecks; Reichssymbolik auf Gotland (beide in dem erwähnten Sammelwerk). W. Koppe, Schleswig und die Schleswiger (in: Städtewesen u. Bürgertum als geschichtliche Kräfte, Gedächtnisschrift f. F. Rörig, 1953 ).
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K. Kumlien, Königtum, Städte u. Hanse in Schweden (Ged. schrift F. Rörig); J. Schreiner, Bemerkungen zum Hanse-Norwegen-Problem (HansGbll 72, 1954); ders., Die Frage nach der Stellung des deutschen Kaufmanns zur norwegischen Staatsmacht (HansGbll 74, 1956 ).
Die Zugehörigkeit der einzelnen Städte und Städtegruppen zur Hanse be-handelt eingehend, freilich von einem heute als überholt anzusehenden formalen Standpunkt aus: W. Stein, Die Hansestädte (HansGbll 1913, 1914, 1915, Register 1915, S. 177 f.)
Üober die Teilnahme an den Auslandsrechten, Kaufleute-und Städtehansevgl. jetzt die grundlegende Untersuchung von K. Friedland, Kaufleute und Städte als Glieder der Hanse (HansGbll 76, 1958 ). P. Kallmerten, Lübische Bündnispolitikchr(133) 1227–1307 ( Diss. Kiel 1932 ).
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von Brandt, A. (1963). Die Hanse als mittelalterliche Wirtschaftsorganisation. In: Die Deutsche Hanse als Mittler zwischen Ost und West. Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98668-9_1
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