Zusammenfassung
Nach der Währungsreform stellten sich den Gewerkschaften ganz andere Aufgaben als in der ersten Nachkriegszeit. Die geistige Situation und die wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich gewandelt. Die Suche nach neuen Wegen war dem Bemühen gewichen, Altvertrautes wiederherzustellen. Anstatt die Struktur der Wirtschaft und Gesellschaft zu verändern, kehrte man in vielen Beziehungen zu den Verhältnissen von vor 1945 zurück. Wie das Verlangen nach einer Neuorientierung, so soll der Verzicht darauf an Stellungnahmen der CDU zum Großeigentum an Produktionsmitteln exemplifiziert werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Abgedruckt in: Dokumente der deutschen Politik und Geschichte von 1848 bis zur Gegenwart, hrsgg. von Johannes Hohlfeld, Berlin o. J., Bd. VI, S. 46 ff.
Vgl. Politisches Jahrbuch der CDU/CSU, 1. Jg., Frankfurt 1950, S. 226 ff.
CDU/CSU. Düsseldorfer Leitsätze über Wirtschaftspolitik, Landwirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Wohnungsbau. Vom IS. Juli 1949, Sonderdruck des Deutschland-Union-Dienstes, o. O. u. J.
Vgl. „Programm und Methode` in: Union in Deutschland, 3. Jg. (1949), Nr. 168, 172 und 180.
A. a. O., Nr. 168, S. 1.
Politisches Jahrbuch der CDU/CSU, 2. Jg. (1953), Recklinghausen 1953.
Zur Begriffsbestimmung des Kapitalismus s. Erich Preiser, Die Zukunft unserer Wirtschaftsordnung. Probleme und Möglichkeiten, Stuttgart 1949, S. 21 ff. Gegen die Anwendung des Begriffes „Kapitalismus` wendet sich Walter Eucken, Die Grundlagen der Nationalökonomie, Jena 1941, S. 74 ff. Es gelingt Eucken jedoch nur, den Begriffsrealismus aufzuzeigen, dessen sich Sombart und andere schuldig gemacht haben, nicht aber nachzuweisen, daII auf den Begriff „Kapitalismus“ verzichtet werden kann. Übereinstimmend Alexander Rüstow, Kapitalismus und Kommunismus, Godesberg 1949, S. 58 f.
Vgl. Wirtschaftskunde der Bundesrepublik Deutschland, hrsgg. vom Statistischen Bundesamt, Wiesbaden, Stuttgart—Köln 1955, S. 348.
Ober das Wachsen der sozialen Gesinnung seit der Jahrhundertwende s. Gottfried Eisermann, „Wandlungstendenzen der modernen Gesellschaft“, in: Wirtschaft und Kultursystem. Alexander Rüstow zum 70. Geburtstag, hrsgg. von Gottfried Eisermann, Erlenbach — Zürich—Stuttgart 1955, S. 114 ff.
Zur Analyse des Besitzeinkommens s. Erich Preiser, „Besitz und Macht in der Distributionstheorie, in: Synopsis. Festgabe für Alfred Weber, hrsgg. von Edgar Salin, Heidelberg 1949; und ders., „Erkenntniswert und Grenzen der Ganzproduktivitätstheorie“, in: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 89. Jg., Heft 1, 1953.
Rüstow (Anm. 274), S. 25 f.; S. 49 ff.; ders.,.Wirtschaftsethische Probleme der sozialen Marktwirtschaft“, in: Patrick M. Boarmann, Der Christ und die soziale Marktwirtschaft, Stuttgart—Köln 1955, S. 68; ders., Wirtschaftsordnung und Staatsform. Vortrag, gehalten auf dem Bundestag 1951 des Freiwirtschaftsbundes, Sonderdruck, o. O. u. J., S. 32.
Wirtschaftswissenschaftliche Mitteilungen, hrsgg. vom Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Gewerkschaften, B. Jg., Heft 1 (Januar 1955); Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1955, Stuttgart — Köln 1955, S. 120 und S. 31.
Ober die Gewerkschaften in der sowjetischen Besatzungszone s. Otto Stammer, „Die internationalen Gewerkschaften in historischer Sicht. Die autoritären Systeme“, in: Drittes Europäisches Gespräch. Gewerkschaften im Staat. In der Engelsburg Recklinghausen, im Auftrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes hrsgg. von Wolfgang Hirsch-Weber, o. O. u. J. [Düsseldorf 1955 ], S. 62.
Vgl. Erich Preiser, „Vollbeschäftigung und soziale Marktwirtschaft“, in: Bericht fiber die Veranstaltung des Sozialrechtlichen Landesverbandes der Industrie für Württemberg-Baden am 8. Februar 1951 im Kursaal Bad Cann-statt, o. O. u. J.
Vgl. Harold J. Laski, “The pluralistic State”, in: The Foundation of Sovereignty and Other Essays, New York 1921.
Gottfried Eisermann, „Wirtschaftssystem und Gesellschaftsform“, in: Die Einheit der Sozialwissenschaften. Franz Eulenburg zum Gedächtnis, hrsgg. von Wilhelm Bernsdorf und Gottfried Eisermann, Stuttgart 1955, S. 54; ders., „Parlament, Parteien und Verbände”, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 6. Jg. (1953), Heft 2, S. 161 ff. Zahlreiche Beispiele der Einflußnahme von Interessengruppen bei Theodor Eschenburg, Herrschaft der Verbände?, Stuttgart 1955; Joseph Heinrich Kaiser, Die Repräsentation organisierter Interessen, Berlin 1956, setzt sich grundsätzlich mit dem Problem der Interessenvertretung auseinander.
Rupert Breitling, Die Verbände in der Bundesrepublik. Ihre Arten und ihre politische Wirkungsweise (Parteien — Fraktionen — Regierungen, Bd. 8), Meisenheim a. G. 1955, S. 163 ff. Dies war der Stand vom 1. Juni 1952. In einem Aufsatz von 1955, »Verbände belagern den Staat. Aber ohne Verbände ist die Freiheit in Gefahr°, in: Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung, Jg. 1955, Nr. 91 vom 16. November 1955, S. 3, spricht Breitling von den „über 400 Verbänden aller Art“ in Bonn; vgl. auch Kurt Pritzkoleit, Die neuen Herren. Die Mächtigen in Staat und Wirtschaft, Wien— München — Basel 1955.
Die hier wiedergegebenen Zahlen wurden für den zweiten Bundestag von Martin Virchow für seinen Beitrag „Die Zusammensetzung der Bundestagsfraktionen` in: Hirsch-Weber/Schütz (Anm. 229), S. 351 ff., zusammengestellt. Dort werden audi die Quellen, deren sich Virdiow bediente, angegeben (vor allem Lebensläufe der Abgeordneten und Bundestagshandbücher). Die Aufstellung für den 1957 gewählten Bundestag — bedauerlicherweise stehen hier keine ausreichenden Angaben über andere Verbände als die Gewerkschaften zur Verfügung — stammt von Heinz Rothenburg, der folgende Aufsätze benutzte: Kurt Hirdhe, „Gewerkschafter im Bundestag“, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Dezember 1957, S. 705 ff.; „204 Abgeordnete des 3. Bundestages sind gewerkschaftlich organisiert” in: OTV-Presse vom 1. Dezember 1957. S. 459. Da diese beiden Quellen nicht genau übereinstimmen, wurde vor allem die erste benutzt, deren Zahlenmaterial umfassender ist.
Der Einfluß der Interessengruppen auf das Parlament ist nicht neu. Er war schon im Kaiserreich vorhanden. Als sich 1879 die Nationalliberalen und die Konservativen über die Schutzzölle zum „Kartell° zusammenfanden, glich „das Foyer des Reichstages… einer Schadherbude. Die Vertreter der verschiedensten Industriezweige und Agrarier bevölkerten zu Hunderten das Foyer und die Fraktionszimmer des Reichstags. Dort wurden die Kompromisse geschlossen, die nachher das Plenum sanktionierte. August Bebel, Aus meinem Leben (Anm. 1), III, S. 88. Bei der Beratung dieses Zolltarifs von 1879 vertraten viele Abgeordnete (Agrarier und Industrielle) ohnehin eigene Interessen.
Die Rolle der Interessengruppen konnte hier nur skizziert werden. Für eine etwas ausführlichere Darstellung der politischen Tätigkeit der Verbände s. Wolfgang Hirsch-Weber, “Some Remarks on Interest Groups in the German Federal Republic”, in: Interest Groups on Four Continents, ed. for the International Political Science Association by Henry W. Ehrmann, Pittsburgh 1958, S. 96 ff.
Vgl. Jahresbericht des Bundesverbandes… (Anm. 51), S. 28 f.
Vgl. für die Weimarer Republik und die nationalsozialistische Herrschaft Franz Leopold Neumann, Behemoth (Anm. 252), insbes. S. 192–197; für die Gegenwart Kurt Pritzkoleit, Männer, Mächte, Monopole. Hinter den Türen der westdeutschen Wirtschaft, Düsseldorf 1953, insbes. S. 420 f.
Die,.Standesorganisation“ der Beamten, der Deutsche Beamtenbund, in dem etwa die gleiche Zahl von Beamten organisiert ist wie im DGB, kann nur mit Einschränkungen als Gewerkschaft bezeichnet werden. (Vgl. Wolfgang Abendroth, „Zum Begriff der Gewerkschaften in der Gesetzgebung und im Verfassungsrecht nach 1945`, in: Wirtschaft und Kultursystem, Anm. 276, S. 40ff.) Er ist jedoch durchaus bereit, die Sonderinteressen der Beamten mit Nachdruck zu vertreten. Anfang 1951 drohte er dem Bundeskanzler, kaum verhüllt, mit einem Beamtenstreik. (Vgl. Breitling, Die Verbände…, Anm. 284, S. 198.) Das Verhältnis zwischen DGB und DBB ist gespannt.
Im Gegenteil: 1951 hatten nur 1,6 °I, der von der Statistik erfaßten Arbeiter (ohne Lehrlinge und Anlernlinge) in der gewerblichen Wirtschaft ein Bruttoverdienst von DM 600,— und mehr. Diese kleine Gruppe schließt die „hodhbezahlten“ Bergarbeiter ein; das angeführte Einkommen enthält auch die Vergütung für Oberstunden. 86,7 °/o der männlichen Arbeiter in der gewerblichen Wirtschaft verdienten weniger als DM 451,—, 56,3 °/o weniger als DM 350,— brutto monatlich. Für die weiblichen Arbeitskräfte liegt die Zahl bedeutend niedriger: 94,3 °I, hatten Einkommen von weniger als DM 301,— im Monat (immer ohne Lehrlinge). Eine vergleichbare Statistik für nach 1951 liegt nicht vor. Diese Zahlen beziehen sich auf die gewerbliche Wirtschaft. Daß die Löhne in anderen Berufszweigen, für die keine vergleichbare Statistik vorliegt, bedeutend niedriger sind, ist allgemein bekannt. Statistisches Jahrbuch ... 1955 (Anm. 279), S. 487.
Rights and permissions
Copyright information
© 1959 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Hirsch-Weber, W. (1959). Die Entwicklung Nach der Währungsreform. In: Gewerkschaften in der Politik. Schriften des Instituts für Politische Wissenschaft, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-98443-2_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-98443-2_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-97912-4
Online ISBN: 978-3-322-98443-2
eBook Packages: Springer Book Archive