Zusammenfassung
Im Hinblick auf die Bewertung von Optionsrechten auf Zinsinstrumente beinhalten die im letzten Kapitel dargestellten klassischen zinsorientierten Ansätze in ihrer ursprünglichen Form zwei gravierende Mängel:
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Erstens müssen zur vollständigen Spezifizierung des Modells Hypothesen über den Marktpreis des Risikos und damit die Risikoeinstellung der Marktteilnehmer getroffen werden. Infolgedessen fließen in die Bewertung von Optionsrechten Annahmen über die Präferenzen der Marktteilnehmer ein und die Höhe der theoretischen Werte wird in hohem Maße von den getroffenen Annahmen beeinflußt.
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Zweitens führt die endogene Bestimmung der Diskontstruktur zu Schwierigkeiten, da im Normalfall die modellendogene und die am Markt beobachtbare Zinsstruktur nicht übereinstimmen. Damit verbunden ist neben einer gewissen Inkonsistenz auch eine erhebliche Beeinträchtigung der ermittelten Optionswerte. Da die Bewertung von Optionen relativ zum Modellwert des zugrunde liegenden Zinsinstrumentes erfolgt — dessen Wert geht explizit in die Anfangsbedingung der zugehörigen partiellen Differentialgleichung ein — pflanzt sich eine Fehlbewertung des Underlying in den Optionswerten fort. Unter Umständen ist die Differenz zwischen dem tatsächlichen und dem modellendogenen Kurs des Basisinstrumentes so groß, daß eine weit aus dem Geld befindliche Option im Modell als in-the-money Option bewertet wird und umgekehrt.
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Literatur
Im Regelfall wird hierbei auf Modelle zurückgegriffen, bei denen die Kurse von Nullkuponanleihen in analytischer Form vorliegen.
Dies ist bspw. bei Büttler (1993) S. 10 ff. der Fall.
Ein von Sandmann/Sondermann (1991) vorgestelltes Binomialmodell berücksichtigt ebenfalls die aktuelle Zinsstruktur.
Eine Beschränkung auf zu Markovprozessen führende Formulierungen ist ohne weiteres nicht möglich, da bis auf Spezialfälle der Zusammenhang zwischen der Dynamik der an bestimmte Fälligkeiten gebundenen Terminzinssätze und der Stochastik der Zinssätze mit festen Fristigkeiten nichttrivial ist. Vergleiche hierzu auch Hull/White (1993a) S. 236 ff.
Parallel zu Hull/White (1990b) wurde auch von Jamshidian (1989b) die Anpassung Gaußscher Zinsprozesse an die aktuelle Zinsstruktur diskutiert.
Für die speziellen Modelle von Vasicek (1977) und Cox/Ingersoll/Ross (1985b) finden sich im mathematischen Sinne exakte Ausführungen bei Hull/White (1990b) S. 577 bzw. Heath/Jarrow/Morton (1992) S. 96.
Im Einklang mit diesen Überlegungen haben die durchgeführten numerischen Studien gezeigt, daß eine Anpassung über β(r,t), so attraktiv dies unter ökonomischen Gesichtspunkten auch erscheinen mag, im Regelfall nicht möglich ist.
Vergleiche bspw. Schaefer/Schwartz (1984) S. 421 und Hull/White (1990b) S. 575.
Da beim Ornstein-Uhlenbeck-Prozeß negative Zinssätze möglich sind, degeneriert die zugehörige partielle Differentialgleichung in diesem Fall für r = 0 nicht. Zur Anwendung des numerischen Verfahrens wurde deshalb angenommen, daß B rr an dieser Stelle verschwindet.
Da die Entwicklung des kurzfristigen Zinssatzes durch einen Zufallsprozeß beschrieben wird, besitzt dessen Höhe keine Aussagekraft im Hinblick auf die Risikoeinstellung der Marktteilnehmer. Ausgehend vom (zufälligen) Momentanzinssatz hängt jedoch der weitere Verlauf der Zinsstruktur entscheidend von deren Risikopräferenzen ab.
Zur Definition der Volatilitätsstruktur vergleiche Abschnitt 2.6 Gleichung (2.52).
Praktisch führte die zusätzliche Anpassung an die Volatilitätsstruktur lediglich zu einer Steigerung der Rechenzeit um ca. 30%.
Dies gilt in noch größerem Maße im Falle einer zeitabhängigen Formulierung κ(t).
Die resultierende Volatilitätsstruktur ist nicht notwendigerweise eine streng monoton fallende Funktion der Fristigkeit der Zinssätze. Jedoch traten im Rahmen der in dieser Arbeit diskutierten Parameterkonstellationen keine nennenswerten Verletzungen der Monotonieeigenschaft auf.
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© 1996 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Walter, U. (1996). Anpassung an die beobachtete Zins- und Volatilitätsstruktur. In: Die Bewertung von Zinsoptionen. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97713-7_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97713-7_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-6227-8
Online ISBN: 978-3-322-97713-7
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