Zusammenfassung
Empirische, branchenübergreifende Untersuchungen stellen kontinuierliche Verkürzungen der Produktlebenszyklen und die Abnahme des durchschnittlichen Produktalters in den letzten Jahrzehnten fest.1 Verkürzte Produktlebenszyklen gehen auf unterschiedliche Ursachen zurück, deren gemeinsamen Kern die schnelle Informationsverfügbarkeit bildet. Zum einen erfahren die Kunden durch intensive Werbemaßnahmen schneller von der Existenz neuer Produkte und nehmen somit von alten Produkten früher Abstand, zum anderen werden diese Informationskanäle auch von den Konkurrenten genutzt, welche dadurch in der Lage sind, schneller zu reagieren.2 Diese Phänomene führen zusammen mit neuen technologischen Entdeckungen zu einer fortschreitenden Wissensentwertung. Als Maßstab für die Wissensentwertung kann die Halbwertszeit von Wissen herangezogen werden, also die Zeit, die vergeht, bis angeeignetes Wissen zur Hälfte veraltet ist und durch Neues ersetzt werden muß. Diese Zeit beträgt gegenwärtig in der Mikroelektronik und Optronik drei Jahre, in der Materialtechnologie sechs Jahre und in der Mechanik zehn Jahre.3 Während die Halbwertszeit von Wissen immer kürzer wird, läßt sich bezüglich der Geschwindigkeit, mit der sich Wissen verdoppelt, eine gegenläufige Tendenz feststellen.4 Die technologischen Prognosen für die nächsten Jahrzehnte lassen erkennen, daß die Menge an Wissen in der Zukunft drastisch zunehmen wird. Weiterhin wird die Umsetzung von Forschungsergebnissen in Anwendungen schneller als heute noch stattfinden.5
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Literatur
Während Siemens 1975 mit Produkten, die weniger als 6 Jahre alt waren, erst 40% des Umsatzes realisierte, erwirtschaftete das gleiche Unternehmen 1986 bereits 56% des Umsatzes mit solchen Produkten (vgl. v. Braun 1991, S. 53). Eine Untersuchung in der Haushaltsartikel-Branche belegt, daß zwischen 1922 und 1942 die Einführungsphase neuer Produkte 12,5 Jahre und die Wachstumsphase 33,8 Jahre betrug, während die entsprechenden Werte für den Beobachtungsszeitraum zwischen 1965 und 1979 auf 2 und 6,8 Jahre sanken (vgl. Rosenau 1990, S. 5). Eine branchenübergreifende Studie von Bullinger stellt eine durchschnittliche Verkürzung der Produktlebenszyklen von ca. 40% (vgl. Bullinger/Wasserloos 1990, S. 4) fest. Zu den Grenzen und Gefahren sinkender Produktlebenszyklen vgl. v. Braun 1991, S. 63ff.
Vgl. Schellhaas/Schönecker 1983, S. 23ff. Derzeit verdoppelt sich die Menge an technischem Wissen alle fünf Jahre (vgl. Jaentsch 1992, S. 521 ).
Vgl. in Anlehnung an Jahn/Schmidt 1991, S. 158. Ähnlich - obwohl in etwas anderer Akzentuierung und auf allgemeine Unternehmensvorgänge bezogen - spricht Simon von dem Geschwindigkeitsaspekt, dem Aspekt des richtigen Zeitpunktes und von Zeit als Wettbewerbsvorteil als von den drei relevanten Fragestellungen zum Thema Zeit als Wettbewerbsfaktor (vgl. Simon 1989, S. 71f.). Die Vorteile des Geschwindigkeitsaspektes werden als “economies of speed” bezeichnet (vgl. hierzu z.B. Bühner 1990 ).
Vgl. z.B. Burns/Stalker 1961; Schmidt-Grohe 1972; Witte 1973; Abernathy/Utterback 1975; Hinterhuber 1975b; Thom 1980; Staudt (Hrsg.) 1986; Bierfelder 1987; v. Hippel 1988; Van de Ven et al. (Hrsg.) 1989; Hausschildt 1992.
Vgl. z.B. Allen 1970; Chakrabarti/O’Keef 1977; Fischer/Rosen 1982; Domsch et al. 1989; Möhrle 1991; Staudt et al. 1991.
Vgl. Möhrle 1991. Ein Informationskatalog für den Forschungs-und Entwicklungssektor findet sich bei Mertens/Griese 1991, S. 75f.
Vgl. z.B. Allen 1966; Allen 1970; Allen 1977; Chakrabarti/O’Keef 1977; Fischer/Rosen 1982; Katz/Allen 1982. Die deutschsprachige Literatur zur Gestaltung von Prozessen in der F0026E war bis Ende der achtziger Jahre bezüglich der Berücksichtigung von Informations-und Kommunikationsaspekten nahezu ausschließlich durch eine Verfahrensorientierung geprägt. So standen Aspekte des optimalen Einsatzes von Projektmanagement-Instrumenten, von CAD und CAE und deren Integration in ein CIM-Konzept im Mittelpunkt (vgl. auch Picot et al. 1988, S. 116). Erst Ende der achtziger Jahre erschienen deutschsprachige Publikationen, die sich mit sozialen Aspekten der Kommunikation befassen (vgl. z.B. Brockhoff 1989; Domsch et al. 1989; Gerpott 1991 ).
Deutsche Übersetzungen dieses Begriffes wie Pförtner, Torhüter, Schleusenwärter (vgl. Thom 1980, S. 287) oder Zwischen-Kommunikator, Informationsagent, Informationskatalysator (vgl. Bierfelder 1974, S. 1) konnten sich bisher nicht durchsetzen (vgl. Gerpott et al. 1987, S. 307 ).
Diese sind im Einzelnen: Referral/Connector, Information Source, Idea Salesperson, Idea Facilitators und Idea Supporter (vgl. Chakrabarti/O’Keef 1977, S. 340 ).
Zur Schnittstelle Entwicklung- Marketing vgl. Souder 1988; Brockhoff 1989; Berthel et al. 1990, S. 55ff.; zur Schnittstelle Entwicklung-Produktion vgl. Ginn/Rubenstein 1986; Gerpott 1991.
Vgl. Zangl 1990, S. 8; ähnlich schlagen Schmelzer/Buttermilch eine Einteilung in die Zeitelemente Bearbeitungszeiten, Abstimmungs-, Kommunikations-und Suchzeiten, Transportzeiten sowie Liegezeiten vor (vgl. Schmelzer/Buttermilch 1988, S. 61 ).
Als Synonyme werden in Literatur und Praxis die Begriffe “Simultaneous Development”, “Overlapping Engineering”, “Concurrent Design” (vgl. Gerpott 1990, S. 399) sowie “Concurrent Engineering” benutzt. Andere Autoren treffen eine Unterscheidung zwischen Concurrent und Simultaneous Engineering: So definieren Grabowski et al. Concurrent Engineering als die Bearbeitung einer technischen Aufgabe durch mehrere Konstrukteure oder Ingenieure im Team. Dabei handelt es sich um eine Methode, die lediglich den F0026E-Bereich betrifft. Simultaneous Engineering dagegen zielt auf die Organisation der Abläufe in interdisziplinärem Zusammenhang ab (vgl. Grabowski et al. 1992, S. 127ff.).
Vgl. z.B. die Beiträge in VDI-Ges. Produktionstechnik 1989; Ford 1989; Schuppar 1991.
Vgl. hierzu und zum folgenden Wildemann 1992d, S. 20ff.; für eine andere Einteilung vgl. Gerpott 1990, S. 399f.; Pantele definiert Teamwork-Konzept, Projektleiter als Koordinator, Zusammenführen von Teammitgliedern, Parallelisierung von Produkt-und Produktionskonzeptentwicklung sowie die Einbeziehung von Zulieferern für Teile und Produktionsmittel als Grundzüge von Simultaneous Engineering (vgl. Pantele o.J., S. 28 ).
Eine ausführliche Beschreibung der Aussagentypen und deren Beziehungen findet sich z.B. bei Kieser/Kubicek 1978, S. 20ff.; Chmielewicz 1979, S. 80ff.; Prim/Tilmann 1979, S. 100ff.
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© 1994 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Castiglioni, E. (1994). Einführung. In: Organisatorisches Lernen in Produktinnovationsprozessen. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97680-2_1
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