Zusammenfassung
Solange man Frau und Mann denkt sind diese verschieden. Wären sie gleich, so wären sie eins. Was aber macht sie zu Zweien? Sind es die Körper, die Identitäten, die kulturellen Zuschreibungen und Praxen? In diesen Fragen kumuliert die derzeitige Verunsicherung über Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Wurzeln der Geschlechter. Eine scheinbare Gewissheit steht zur Diskussion: „Das Geschlecht ist ins Gerede gekommen“ (Frevert 1995, S.13). Was meinen wir, wenn wir von Geschlechtern sprechen? Wie viele Geschlechter gibt es? Worauf gründet sich deren Unterscheidung?
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Literatur
Vgl. Bilden (1991), Hagemann-White (1984, 1988), Kahlert (1996), Tillmann (1997).
Vgl. Libreria delie donne (1988), Diotima (1989).
Fischer et al. 1989, S.32.
Fischer et al. 1989, S.33.
Einen Höhepunkt der körperbezogenen Herabsetzung von Frauen bildet eine Schrift von Paul Julius Möbius, in welcher er den „Schwachsinn des Weibes“ als physiologische Anlage beschreibt (Möbius 1900).
Fischer et al. 1989, S.50 (Hervorhebung von Fischer et al.).
Vgl. Prengels Vorschlag eines egalitären Differenzbegriffes (Prengel 1990, S.122ff.).
Zur Wissenschaftsgeschichte feministischer Begrifflichkeit vgl. Reiche (1997).
Zur Theorie und Problematik geschlechtsspezifischer Sozialisationsforschung siehe Bilden (1980, 1991), Hagemann-White (1984), Tillmann (1997, insbesondere S.41–103).
Zur sozialen Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit siehe auch Sgier (1994), Tyrell (1986). Die „Spur“ des Geschlechtskörpers in der soziologischen Theoriebildung wird verfolgt von Villa (2000); sie rekonstruiert die Beiträge handlungstheoretischer, phänomenologischer und diskurstheoretischer Perspektiven und versucht aus soziologischer Sicht eine Synthese zu erreichen, in welcher die unterschiedlichen Aspekte des geschlechtlichen Leibes und Körpers aufgehoben werden.
U.a. Butler (1991b), Garfinkel (1967), Kessler/McKenna (1978), Lorber/Farell (1991), West/Zimmermann (1991).
Zur Ideengeschichte der geschlechtlichen Körper siehe die Arbeiten von Honegger (1996), Jordanova (1988), Laqueur (1996), Martin (1989, 1991) und Schiebinger (1995). Die historische Entwicklung im Erleben von leiblich-körperlichen „Selbstverständlichkeiten“ thematisiert Duden (1987). Bennholdt-Thomsen (1989) und Lipp (1986) weisen auf kulturelle Formen der Dreigeschlechtlichkeit hin. Eine Zusammenschau neuerer ethnologischer feministischer Forschungen zum Geschlechtskörper findet sich in Schein/Strasser (1997).
Laqueur 1996, S.20f. (Hervorhebung von Laqueur).
Laqueur 1996, S. 19 (Hervorhebung von Laqueur).
Vgl. Elias 1986a. Zum Verständnis von Natur als Kultur siehe auch Groh/Groh (1991, 1996); eine Gegenposition, welche die eigene Seins-Weise von Natur betont, findet sich bei Böhme/Schiemann (1997) oder Hauskeller et al. (1998).
Laqueur 1996, S.25.
Die Gemeinsamkeiten und Widersprüche der Ansätze Laqueurs und Dudens sowie die Analyse der Kritik Dudens an Laqueurs Betrachtung des Geschlechtskörper werden dargestellt von Giuliani (1997).
Butler 1991b, S.49 (Hervorhebung von Butler).
Butler versteht Sprache im Sinne der Semiologie Ferdinand de Saussures nicht als Repräsentation eines der Sprache vorgängigen Objektes, sondern als Herstellung von Bedeutung. In dieser Perspektive wird das bezeichnete Objekt erst im Akt des Bezeichnens diskursiv erzeugt (vgl. Maihofer 1995, S.47).
Maihofer 1995, S.51 (Hervorhebungen von Maihofer).
Butler 1997, S.16 (Hervorhebungen von Butler).
Butler 1997, S.32 (Hervorhebung von Butler).
Maihofer 1995, S.93 (Hervorhebungen von Maihofer).
Auch andere Wissenschaftlerinnen verzichten darauf, den Körper als Aspekt des Selbst zu negieren. So denkt Probyn (1991) das Verhältnis von Körper und Geschlecht als „gelernte Imagination“ und Harraway (1995) versucht die Verkörperung als „situiertes Wissen“ zu konzipieren. Für den deutschsprachigen Raum siehe die Beiträge in Angerer (1995) sowie die Aufsätze von Angerer (1999) und Wendel (1999).
Der Effekt des geschlechtlichen Konstituierungsprozesses ist individuelles Frau-Sein und Mann-Sein. Dies ist fest aber nicht unerschütterlich verankert in der Person und lässt damit Möglichkeiten der Veränderung offen; vgl. Maihofer (1995), Meulenbelt (1984).
Auch wenn sie sich dezidiert dagegen ausspricht, die „Scheinhaftigkeit oder Künstlichkeit“ der Kategorie Geschlecht zu behaupten (Butler 1991b, S.60).
Im Zuge der breiten pränatalen Diagnostik ist den werdenden Eltern die geschlechtliche Einordnung ihres Kindes meist bereits vor der Geburt bekannt. Die möglichen ver-geschlechtlichenden Wirkungen dieses Wissens werden noch zu untersuchen sein.
Die Systematik gründet sich auf die ethnomethodologische Analyse der Reflexions- und Praxisebenen zweigeschlechtlicher Wissenssysteme von Kessler/McKenna (1978); vgl. Hagemann-White (1988, S.227f.) sowie die Arbeiten von Berger/Luckmann (1996).
Umgekehrt weisen die wissenschaftshistorischen Studien darauf hin, dass die gängigen Geschlechterstereotype bedeutenden Einfluss auf die Strukturen und Strategien der Wissenschaften haben und ihrerseits ein Organisationsprinzip wissenschaftlichen Erkennens sind (vgl. Schiebinger 1995).
Neuere kulturwissenschaftliche Arbeiten zur Verwendung des Körpers in unterschiedlichen Geschlechterdiskursen finden sich in Barz et al. (1998) und genus (1999).
Die künstlerische Inszenierung als Akt der Konstruktion ist Gegenstand einer Arbeit von Schade/Wenk (1995). Zur Logik und Ordnung der Geschlechterverhältnisse in allegorischen Darstellungen siehe die kunst- und literaturwissenschaftlichen Beiträge in Schade et al. (1994). Aber auch andere kulturelle Objektivationen, wie beispielsweise die Musik, greifen die Symbolisierung der Zweigeschlechtlichkeit auf (vgl. Rieger 1989).
West/Zimmermann 1991, S.14f (in einer Übersetzung von Gildemeister/Wetterer 1992, S.212f.).
Gildemeister/Wetterer 1992, S.243 (Hervorhebung von Gildemeister/Wetterer).
Hirschauer 1996, S.242 (Hervorhebung durch Hirschauer).
Die folgende Darstellung der geschlechtsspezifischen Eltern-Kind-Interaktion folgt der Zusammenschau grundlegender Studien von Maccoby (1998, S.l 18ff.).
Zu geschlechtsspezifischen Aspekten der Gesundheit vgl. Brähler/Felder (1992), Hollstein (1992), Hurreimann (1991), Maschewsky-Schneider et al. (1991).
Vgl. etwa Baur (1989), Baur/Miethling (1991), Flaake (1994), Flaake/King (1993), Helf-ferich (1994), Kolip (1997), Kröner/Pfister (1992), Kugelmann (1996a, 1996b), Sobiech (1991, 1994).
Maccoby weist darauf hin, dass die vorgegebene Klassifizierung der Definitionen nicht trennscharf ist, da beispielsweise eine bestimmte Person unter der Vorgabe der ersten und der zweiten Definition als weiblich oder männlich eingestuft werden könnte, aber nicht notwendigerweise auch unter der dritten Bestimmung (Maccoby 1998, S.7).
Elias 1994, S.314f.
Elias 1994, S.315.
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Schaufler, B. (2002). Leib, Körper und Geschlecht. In: „Schöne Frauen — Starke Männer“. Augsburger Reihe zur Geschlechterforschung, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97564-5_3
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