Zusammenfassung
Der letzte Abschnitt folgt einem anderen Muster. Nicht mehr die Friedensvorstellungen stehen im Vordergrund, sondern die Versuche, die Ursachen von Krieg und Gewalt (Kriegsursachenforschung) ebenso wie die Ursachen für friedfertiges Verhalten (Friedensursachenforschung) zu erforschen. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als die Friedensvorstellungen der Vergangenheit und der Gegenwart auf ihre Stimmigkeit und Umsetzung in gesellschaftliche Praxis hin zu untersuchen. Die Friedenswissenschaft begleitet die nach wie vor existierende Friedensbewegung mit Sympathie, aber doch mit wissenschaftlicher Distanz. Sie beansprucht nicht, neue Friedensvorstellungen zu präsentieren, wohl aber Erkenntnisse bereitzustellen, an Hand derer Friedensvorstellungen überprüft werden können, und Rahmenbedingungen für ihre nachhaltige Realisierung zu benennen. Sie muß überdies bereit sein, ihre Erkenntnisse der Kritik innerhalb der eigenen Disziplin eben so wie der Kritik seitens der Friedensbewegung und der gesellschaftliche Akteure auszusetzen. In diesem Zusammenhang wird der Begriff Friedensforschung synonym mit Friedens- und Konfliktforschung verwandt, die in der Regel in Instituten (innerhalb und außerhalb von Universitäten) oder von einzelnen WissenschaftlerInnen betrieben wird, während Friedenswissenschaft als Oberbegriff für die Gesamtheit von Forschung und Lehre im akademischen Raum benutzt wird.
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Literatur
Diese Methode wurde erstmals von J.B. Watson in seinem Aufsatz „Psychology as the behaviorists view it“, Philadelphia 1913, beschrieben. Vgl. auch Feger 1964, Horn 1988 und Senghaas-Knobloch 1989 und 1990.
Max Born, Percy W. Bridgman, Leopold Imfeld, Frédéric Joliot-Curie, Herman J. Muller, Linus Pauling, Cecil F. Powell, Joseph Rotblat, Hideki Yukawa.
Weiter sind zu nennen: Peace Studies Program an der Cornell Universität in Ithaca, New York State, Center for Conflict Resolution in Madison, Wisconsin, Center for Nonviolent Conflict Resolution am Haverford College, Pennsylvania, Institutefor Conflict Analysis and Resolution (ICAR) an der George Mason Universität und Conflict Resolution Clinic, Inc. in Fairfax, Virginia (die sich 1992 zu einem Applied Practice and Theory Program APT) zusammengeschlossen haben), World Peace through Law Center in Washington. Das Consortium on Peace Research, Education and Development COPRED, ist die Vereinigung für Friedensforschung in den USA und Kanada. Sein Sekretariat „wandert“ von Universität zu Universität. Zu den nicht hochschulgebundenen Einrichtungen gehören die International Society for Research on Aggression in Yellow Springs, Ohio, die Peace Research Society (International) in Philadelphia, Pennsylvania, The Fund of Peace, New York, das in den achtziger Jahren als Reaktion auf den Vietnamkrieg entstandene Center for Defense Information in Washington, das Institute for Defense and Disarmament Studies in Brookline, Massachusetts, und das World Watch Institute in Washington. Zwei NaturwissenschaftlerInnenvereinigungen, die Federation of American Scientists in Washington und die Unionof Concerned Scientists in Cambridge, Mass. haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Militär- und Rüstungspolitik kritisch zu beobachten.
Besonders deutlich wird die Verknüpfung von internationalen und innerstaatlichen (sozialen) Konflikten im PARC-Projekt der Universität Syracuse. (Kriesberg 1982 und 1992). Vgl. auch Thomas, Daniel C./Klare, Michael T. (Hg.) 1989: Peace and World Order Studies, Boulder, Colorado (USA).
Am Ende der Präsidentschaft von George Bush wurde als Folge des in Zusammenhang mit dem Golfkrieg sich abzeichnenden Offiziersmangels ein 35-MillionenProgramm für Werbung und Erziehung zum Dienst in den Streitkräften angekündigt. Inzwischen hat das amerikanische Militär wieder einen stärkeren Zugang zu den Universitäten und Colleges gefunden: Tempora mutantor, nos et mutamur in illis…
Vgl. auch Deutsch/Senghaas 1981: Die brüchige Vernunft von Staaten. In diesem gemeinsamen Aufsatz stellen die beiden Autoren die Übertragung Freudscher psychoanalytischer Kategorien auf das Verhalten von staatlichen Akteuren dar.
Der Brief ist bei Krippendorff 1970: 115–123 veröffentlicht.
Zur Einführung dieses methodischen Ansatzes in der deutschen Wissenschaft vgl. Rattinger 1975, Weede 1975 und Simonis 1977.
Vgl. hierzu die Veröffentlichungen der Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn (AFB).
Zu Einzelheiten der Entwicklung der Friedensforschung in der Bundesrepublik bis 1990, aber auch in anderen Ländern vgl. Kaiser 1970, Koch 1970, Scharffenorth/Huber 1973 und Wasmuht 1998.
Vgl. Dokumentation zur Tätigkeit der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) 1970 — 1982, Bonn 1983. Vgl. auch Arend 1985 und Wasmuht 1998.
Die Schwerpunktprogramme der DGFK sind nachzulesen in: DGFK-Informationen 12/73, Bonn 1973.
Der wissenschaftlich-dienstleistende Bereich, den die DGFK aufgebaut hatte, wird von der Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn (AFB) weitergeführt.
Inzwischen veröffentlichen mehrere deutsche Friedensforschungsvereinigungen ihre Ergebnisse in englischer Sprache. Die Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn (AFB) hat in ihren zweimal jährlich erscheinenden AFB-Informationen eine Spalte eingerichtet, in der auf Veröffentlichungen aus der deutschen Friedensforschung in englischer Sprache aufmerksam gemacht wird. Außerdem erscheinen die AFB-Informationen seit einigen Jahren auch in englischer Sprache.
Leider mußte der Versuch, diesen Datenband auch in Englisch für die internationale Diskussion verfügbar zu machen, aus finanziellen Gründen wieder aufgegeben werden. Auch in der Friedensforschung wird gelegentlich an den falschen Enden gespart.
Vgl. dazu Birckenbach, Hanne-Margret 1990: Friedensforschung und ihre feministischen Ansätze: Möglichkeiten der Integration. Reihe AFB-TEXTE, Bonn.
Vgl. dazu Friedensgutachten 1990, 1991, 1992 und Folgejahre, Münster, Jahrbuch Frieden 1990, 1991, 1992, 1993, München, und das Memorandum „Friedenssicherung in den 90er Jahren. Neue Herausforderungen an die Wissenschaft“ der Informationsstelle Wissenschaft und Frieden (IWIF), Bonn1992. Eine synoptische Darstellung der neuen Ansätze findet sich in AFB-INFO 1/92.
Zu diesem Komplex vgl. Hauswedell 1997 und Wasmuht 1989.
Zu den Begriffen und Konzepten von Frieden, Konflikt und Gewalt vgl. Meyers 1991.
Vgl. Rönsch 1972 und Fetscher 1977.
Jahn hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, da der Begriff „Kritische Friedensforschung“ unglücklich sei, weil er sich schlechthin keine „unkritische“ Friedensforschung vorstellen könne (DGFK-Mitteilungen 2/79: 20).
Zu diesen Ausnahmen gehören Brock 1990 und Senghaas/Senghaas 1992.
Ich verdanke diesem Buch von Dieter Senghaas, daß ich mich noch intensiver als zuvor mit Friedensursachenforschung beschäftigt habe, was letztlich zu dem vorliegenden Band führte.
Vgl. hierzu besonders Senghaas 1972: Imperialismus und strukturelle Gewalt.
In den AFB-Mitteilungen, Bonn wird regelmäßig über friedenswissenschaftliche Institute und Projekte berichtet, die über das Internet abrufbar sind: http://www.bonn.izsoz.de/afb/
Diese Beispiele haben nur exemplarischen Wert. Natürlich gab und gibt es an zahlreichen Lehrstühlen in der Bundesrepublik vergleichbare Seminare oder Vorlesungsreihen, so in Berlin, Bremen, Frankfurt am Main, Göttingen, Hagen, Hamburg, Kiel, Marburg, Wuppertal.
„TRANSCEND is a network of invited scholars-practitioners working for peace and development through action, training, dissemination, and research“, so steht es auf der Internetseite (www.transcend.org) der von Johan Galtung gegründeten, weltweit tätigen Nichtregierungsorganisation. Das Institut Frieden und Demokratie in Hagen ist diesem Netzwerk angeschlossen.
Das Konzept der Zivilisierung stammt von Norbert Elias und geht davon aus, daß durch allmählichen Wandel von Einstellungen und Verhaltensweisen Gewalt in der Gesellschaft überwunden oder zumindest eingehegt werden kann (Elias 1989). Dieter Senghaas überträgt dieses Konzept explizit auf die Friedensforschung (Senghaas 1988).
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Koppe, K. (2001). Friedenswissenschaft im 20. Jahrhundert. In: Der vergessene Frieden. Friedens- und Konfliktforschung, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97523-2_7
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