Zusammenfassung
Die Schule wird in Spielfilmen in vielerlei Varianten inszeniert — gewissermaßen vom ‚Blauen Engel‘ über die ‚Feuerzangenbowle‘ bis zum ‚Club der Toten Dichter‘ und ‚Dangerous Minds‘ — so dass man durchaus vom Genre bzw. der Gattung ‚ Schulfilm‘ sprechen kann1. Vergewissert man sich des Luhmannschen (Apo)diktums, daß wir alles, „was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt wissen“ durch die Massenmedien wissen (Luhmann 1996, S. 9) ist es insofern nicht ganz unplausibel nachzufragen, was wir über die ‚Welt der Schule‘ aus dieser spezifischen Form der medialen Darstellung entnehmen können. Wenn auch Schulfilmproduktionen das gesellschaftlich relevante Bild2 von und über ‚Schule‘ nicht allein ‚bestimmen‘, so sind diese Produktionen doch am Prozess der Erzeugung und Zuschreibung von Bedeutungen zumindest beteiligt. Diese Bedeutungen sind im Zeitverlauf natürlich Wandlungsprozessen unterworfen, ebenso wie der institutionelle Referenzpunkt der Bedeutungen, also die Schule, sich wandelt. Es ist zudem nicht ganz unwahrscheinlich, dass diese Wandlungsprozesse der medialen Konstruktion von Schule in irgendeiner Weise mit solchen in anderen gesellschaftlichen Bereichen einher gehen bzw. sich auf sie beziehen (etwa der sog. Prozess der ‚Modernisierung‘). Angesichts dessen überrascht es um so mehr, wenn in erziehungswissenschaftlichen Diskursarenen diese medial inszenierte Form der Auseinandersetzung mit schulischen Vermittlungs- und Aneignungsprozessen und deren Wandel vergleichsweise selten thematisiert wird.3 Diesem Mißstand etwas abzuhelfen, ist der folgende Artikel gewidmet.
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© 2003 Leske + Budrich, Opladen
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Schäffer, B. (2003). „Ein Blick sagt mehr als tausend Worte“. Zur generationsspezifischen Inszenierung pädagogischer Blickwechsel in Spielfilmen. In: Ehrenspeck, Y., Schäffer, B. (eds) Film- und Fotoanalyse in der Erziehungswissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97489-1_23
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