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Vom inter- zum intragenerationellen Konflikt. Muster intergenerationeller Differenzierung in Spielfilmen für eine jugendsoziologische Heuristik

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Film- und Fotoanalyse in der Erziehungswissenschaft

Zusammenfassung

Die Geschichte der Erforschung des Generationsverhältnisses hat eine grössere Zahl von Generationsbegriffen hervorgebracht, die sich voneinander z.T. erheblich unterscheiden. Je nachdem, welches Forschungsinteresse im Vordergrund steht, bezeichnet „Generation“ einmal die Genealogie der Geschlechter, ein anderes Mal demographisch eine bestimmte Altersgruppe, oder ein weiteres Mal „diejenigen, welche in den Jahren der Empfänglichkeit dieselben leitenden Einwirkungen erfahren“ (Dilthey 1994, S. 37) oder wie bei Karl Mannheim eine Mischung aus Zeitgenossenschaft, Erlebnis- oder Erfahrungsgemeinschaft (Mannheim 1964). Sodann gibt es das Verständnis von Generation als Altersgruppe, die nicht nur durch eine gemeinsame Orientierungs- sondern auch Verfahrensweise gekennzeichnet ist und das mit der Lebenslaufforschung etablierte nüchterne Verständnis von Alterskohorten, die ähnlichen makro- und mikrohistorischen Ereignissen unterliegen. Bei allen Unterschieden im Detail liegt jeder dieser Begriffsvarianten ein identischer Gedanke zugrunde, nämlich derjenige, dass es sinnvoll sei, ein Agglomerat von Menschen zu identifizieren, welche durch Gemeinsamkeiten, durch Ähnlichkeiten gekennzeichnet sind, die sich ad lineam aus der Tatsache ergeben, dass diese Menschen in eng beieinander liegenden Jahren geboren wurden. Der Gedanke ist antiken Ursprungs. Bei Homer (II.1,250–252) wie später bei Herodot (II,142) wird unter Generation im Sinne einer exakten Wortsemantik allerdings immer die gesamte Lebensspanne der Menschen verstanden. Die empirisch auch für den antiken Menschen unübersehbare Tatsache, dass zu ein und demselben Zeitpunkt Menschen unterschiedlicher Generationen leben, wurde vernachlässigt, weil der Generationengedanke prima facie ein geschichtsphilosophisches Interesse an der Periodisierungsmöglichkeit von Geschichte erfüllen sollte. Auguste Comte hat als erster darauf hingewiesen, dass die derartige Bindung an das gesamte Leben, nicht begrifflich, sondern empirisch ein Problem darstellt, insoweit eine Verkürzung der Lebensdauer den Fortschritt beschleunige bzw. umgekehrt eine Verlängerung diesen verlangsame (Comte 1853). Hier steckt die soziologische Quelle der Konjektur des Generations- mit dem Fortschrittsgedanken, die die moderne Soziologie ungerührt aus der Civitas-Dei-Konzeption eines im übrigen im Mittelalter missverstanden Augustinus übernimmt, in dem sie die bei Augustinus wesentliche Unterscheidung zwischen civitas dei und civitas terrena ignoriert und so tut, als ob die heilsgeschichtliche Konnotation des Generationsgedankens auf das leibhaftige Leben übertragbar wäre.

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© 2003 Leske + Budrich, Opladen

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Lenzen, D. (2003). Vom inter- zum intragenerationellen Konflikt. Muster intergenerationeller Differenzierung in Spielfilmen für eine jugendsoziologische Heuristik. In: Ehrenspeck, Y., Schäffer, B. (eds) Film- und Fotoanalyse in der Erziehungswissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97489-1_19

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97489-1_19

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2840-2

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