Individualisierung und mediale Sozialisation

Zusammenfassung

Daß die Sozialisationsbedingungen von Jugendlichen in jüngster Zeit durch gesellschaftliche und kulturelle Pluralisierungs- und Diversifizierungsprozesse sehr komplex geworden sind, ist ein Allgemeinplatz. Modernisierungsprozesse in vielfältigen Bereichen ermöglichen Jugendlichen (oder zwingen sie gar), sich ihre Sozialisationskontexte weitgehend selbst zu gestalten, an ihrem Lebenslauf eigenverantwortlich zu ‚basteln‘. Traditionelle Sozialisationsinstanzen wie Familie, Schule oder Peergruppe sind in Konkurrenz mit anderen Angeboten getreten, wobei den Medien eine herausragende Rolle zugesprochen wird (Olk 1989; Mikos 1997b). Medien sind in das Alltagsleben Jugendlicher integriert und fungieren, wie in letzter Zeit öfter betont wird, als eine Art Entwicklungshelfer (Barthelmes/Sander 1997; Theunert 1995). Sie werden zu Instanzen der Selbstsozialisation. Diese neue Sichtweise der Medien (Vogelgesang 1996) empirisch zu fundieren, ist Anliegen des hier vorgelegten Beitrags. Es wird die Frage gestellt, ob und wie Jugendliche Medien in Konkurrenz zu den traditionellen Sozialisationsinstanzen in einer individualisierten Gesellschaft gezielt auswählen, um die eigene Individuation voranzutreiben.