Zusammenfassung
Landesbewusstsein ist ein Begriff, der vor allem in der politischen Diskussion in einer stark wertenden Bedeutung Verwendung findet, wenn gerade in den nach 1945 gegründeten Bindestrich-Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen der Mangel an Landesbewusstsein bei den Bürgern bedauert und dessen Stärkung für wünschenswert gehalten wird. Demgegenüber wird im Folgenden ein analytisches Begriffsverständnis zugrunde gelegt. Danach bezieht sich Landesbewusstsein auf die kollektive Identität, d.h. den Zusammenhalt von Menschen — in diesem Fall auf der Ebene eines Bundeslandes — auf Grund gemeinsamer räumlicher Grenzen, geschichtlicher Erfahrungen, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Gegebenheiten und politischer Orientierungen sowie auf die Identifikation und das Einverständnis dieser Menschen mit den Verfassungsgrundsätzen und den staatlichen Einrichtungen. Als Voraussetzungen für die Herausbildung von Landesbewusstsein bzw. -identität können zwei Dimensionen von politischer Kultur unterschieden werden. Zum einen muss eine einheitliche, von anderen Bundesländern, aber auch anderen Ebenen (Nation, Region, Gemeinde) unterscheidbare Soziokultur vorhanden sein. Darunter sind die verinnerlichten Lebensweisen, Werte und Maßstäbe für das Zusammenleben von Gruppen zu verstehen, die den Rahmen für politisches Handeln bilden. Zum anderen ist eine subjektiv bewusste Deutungskultur erforderlich, die diese landesspezifischen Mentalitäten aufgreift, z.B. durch Symbole verdeutlicht und zum Gegenstand kultureller Aktivitäten macht, damit sich ein Wir-Bewusstsein herausbilden kann.
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Bovermann, R. et al. (2000). Landesbewusstsein. In: Budrich, B., Kost, A., Sommer, U., Varwick, J. (eds) NRW-Lexikon. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97443-3_12
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