Zusammenfassung
In Kapitel II im Abschnitt 2c, „Erste Kontakte mit der Familie“, habe ich einen Brief vorgestellt, der zu Beginn einer Studie der Familie, die untersucht werden soll, zugesandt werden könnte. Dieser Brief enthält im wesentlichen alle Vorgaben, die von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie wie auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft angeregt bzw. verlangt werden und die die Rechte der Untersuchten sichern sollen. Weil insbesondere fallrekonstruktive Verfahren so angelegt sind, daß die Privatheit der Untersuchten sehr weit tangiert wird, ist es hier von besonderer Bedeutung, sich über ethische Grundsätze im klaren zu werden. Ich verstehe diese — im Gegensatz zur Positionierung dieses Kapitels am Ende des Buches — nicht als Zutat zur Forschung, sondern sie sollten in die Haltung der Forscherin oder des Forscher habitualisiert eingehen.
Als Einstimmung in dieses Kapitel empfehle ich Ihnen, von Bertolt Brecht das Gedicht „Der Zweifler“ (Brecht, Gesammelte Werke Bd. 9, S. 587f.) und unsere Kommentare dazu (Welter-Enderlin und Hildenbrand 1996, S. 239) zu lesen.
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Literatur
Allerdings ist es nützlich, beim Abfassen einer Fallmonographie die Untersuchten als Leserinnen und Leser vor Augen zu haben. Dies diszipliniert ungemein: Sie werden klarer in Ihren Aussagen, Sie sichern sie besser ab, und Sie sind aufmerksamer für eine respektvolle Sprache und Begrifflichkeit.
Aus diesem Grunde habe ich bei der Studie der Familie Dittrich das Thema Euthanasie nie angesprochen. Ich habe ihr allerdings auch nie die Texte zu lesen gegeben, die ich über sie geschrieben habe (vgl. zu den Gründen dafür Hildenbrand 1999 ). Zum Glück waren die Dittrichs daran auch nicht interessiert. Was aber wäre, wenn sie eines Tages sehen wollen, was ich geschrieben habe? Dann müßte ich ihnen einen Text zeigen. Ich würde ihn aber persönlich überbringen und mir viel Zeit nehmen, den Text zu erläutern. Und ich würde einen Termin vereinbaren, an dem ich noch einmal käme, um Fragen zu beantworten.
Vgl. als Beispiel Bohler und Hildenbrand (1997), wo wir unsere Untersuchungen über landwirtschaftliche Familienbetriebe mit einer Alkoholproblematik des Betriebsleiters beschließen mit praktischen Konsequenzen im Bereich Prävention, Beratung und Therapie. Zur Klinischen Soziologie generell Oevermann 1990, Hildenbrand 1998.
Instruktiv hierzu sind die beiden Reden Webers über Wissenschaft als Beruf und Politik als Beruf. Vgl. Weber ( 1995, 1992 ).
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Hildenbrand, B. (1999). Ethik in der fallrekonstruktiven Familienforschung. In: Fallrekonstruktive Familienforschung. Qualitative Sozialforschung, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97438-9_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97438-9_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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