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„Weibskerle“, „emancipierte Damen“ und „conträrsexuelle Mannweiber“

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Medizin und Geschlecht

Part of the book series: Sozialwissenschaftliche Studien ((SWS,volume 36))

  • 218 Accesses

Zusammenfassung

Im letzten Kapitel wurde die medizinische Konstruktion von Homosexualität untersucht. Dabei wurde die medizinische „Entdeckung“ und Erfassung der lesbischen Frau nicht gesondert thematisiert. Dies gilt es nun nachzuholen, und zwar anhand einer Analyse der (nicht nur) medizinischen Rede über sogenannte „Mannweiber“.

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Literatur

  1. Zur medizinischen Erfassung der lesbischen Frau sowie zum Motiv der Vermännlichung vgl. die ausgezeichnete und bislang ausführlichste Studie von Hanna Hacker, Frauen und Freundinnen. Studien zur ‘weiblichen Homosexualität’ am Beispiel Österreich 1870–1938, Weinheim/Basel 1987. Margit Göttert, “Chloe liebte Olivia…”. Frauenbeziehungen als Gegenstand historischer Forschung, in: Beate Fieseler/Birgit Schulze, Frauengeschichte: Gesucht - Gefunden? Auskünfte zum Stand der historischen Frauenforschung, Köln/Weimar/Wien 1991, S. 92–111 gibt einen Forschungsüberblick über die bislang erschienenen Arbeiten zur Geschichte von Frauenbeziehungen.

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  2. Vgl. Julien Joseph Virey, Das Weib. Physiologisch, moralisch und literarisch, nach der 2. verm. Aufl. des Französischen, hrsg. v. D.C. Hermann, Leipzig 1827, S. 76; Johann Christian Gottfried Jörg/Heinrich Gottlieb Tzschirner, Die Ehe aus dem Gesichtspunkte der Natur, der Moral und der Kirche betrachtet, Leipzig 1919, S. 26f.

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  3. Vgl. Carl Gustav Carus, Lehrbuch der Gynäkologie, 2. Aufl., (1. Aufl. 1820) Leipzig 1828, S. 117; Johann Christian Gottfried Jörg, Handbuch der Krankheiten des Weibes nebst einer Einleitung in die Physiologie und Psychologie des weiblichen Organismus, 2. ganz umgearbeitete und sehr vermehrte Aufl. Leipzig 1821, S. 133; Ludwig Julius Caspar Mende, Die Krankheiten der Weiber, nosologisch und therapeutisch, 2 Bde., Leipzig 1810/Berlin 1811, hier Bd. 1, S. 89f u. Bd. 2, S. 277.

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  4. Carl Gustav Carus, Symbolik der menschlichen Gestalt. Ein Handbuch zur Menschenkenntnis, Leipzig 1853, S. 29.

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  5. Mende 1811 (Bd. 2), S. 277. Allerdings könnten ein “zu langer Kitzler und eine verwachsene Scheide” eventuell kuriert werden. Ebenda.

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  6. Vgl. Carl Ludwig Klose, Über den Einfluß des Geschlechtsunterschiedes auf Ausbildung und Heilung von Krankheiten, Stendal 1829, S. 54ff.

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  7. Vgl. z.B. Jörg/Tzschimer 1819, S. 26f: “denn immer empfängt das Weib in der Befruchtung einigermaßen die Individualität des zeugenden Mannes durch dessen Sperma, (…) Eine Schwangere ist daher kein reines Weib mehr, sondern ein mehr oder weniger männlich gewordenes, ein gleichsam ermanntes (…).”

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  8. Vgl. Dietrich Wilhelm Busch, Das Geschlechtsleben des Weibes in physiologischer, patho- logischer und therapeutischer Hinsicht, 2 Bde., Leipzig 1839/1840, hier Bd. 2, S. 22, 47.

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  9. Virchow zitiert nach Franz Ludwig von Neugebauer, Hermaphroditismus beim Menschen, Leipzig 1908, S. 631.

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  10. Ebenda, S. 29. Und an anderer Stelle: “Je höher der Berufskreis: um so gesonderter die Thätigkeit von Mann und Frau.” Ebenda, S. 31.

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  11. Vgl. Barbara Duden, Das schöne Eigentum. Zur Herausbildung des bürgerlichen Frauenbildes an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, in: Kursbuch 47 (1977), S. 125–140; Karin Hausen, Hg., Geschlechterhierarchie und Arbeitsteilung. Zur Geschichte ungleicher Erwerbschancen von Männern und Frauen, Göttingen 1993.

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  12. Vgl. Ute Frevert, Frauen-Geschichte. Zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit, Frankfurt a.M. 1986, S. 29ff.

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  13. Zwar hatten sich seit den dreißiger Jahren Ansätze zu einer systematischen Ausbildung entwickelt und die Zahl der Lehrerinnen verzwanzigfachte sich zwischen 1833 und der Jahrhundertmitte, doch blieb die Gesamtzahl der Lehrerinnen im Vergleich zu der der männlichen Kollegen gering. Vgl. Frevert 1986, S. 76; vgl. zur Bildungsgeschichte auch Elke Kleinau/Claudia Opitz, Hg., Geschichte der Mädchen-und Frauenbildung, Bd. 2: Vom Vormärz bis zur Gegenwart, Frankfurt/New York 1996.

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  14. Riehl 1858, S. 101. Ebenso kritisch betrachtet Riehl die “heutigen milden und frommen Frauenvereine”, die nur vordergründig dem weiblichen Geschlechtscharakter entsprachen, da dererlei Aktivitäten “gar oft das überweibliche Gelüsten, die Männer nachzuahmen” zugrunde liege. Vgl. ebenda, S. 70.

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  15. Ebenda, S. 52. Ähnlich argumentiert Riehl für die französische Geschichte: “Das ganze Geistesleben des Zeitalters Ludwigs XIV. kommt unter den Pantoffel. Furchtbar rasch geht es nun auf der einmal betretenen abschüssigen Bahn in die Tiefe.” Vgl. ebenda, S. 74.

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  16. Riehl 1858, S. 33f. Vgl. zu der Existenz und der Bewertung von Freischärlerinnen und Revolutionärinnen Elke Haarbusch, Der Zauberstab der Macht: “Frau zu bleiben”. Strategien zur Verschleierung von Männerherrschaft und Geschlechterkampf im l9. Jahrhundert, in: Helga Grubitzsch/Hannelore Cyrus/Elke Haarbusch, Hg., Grenzgängerinnen, Düsseldorf 1985, S. 219–255; Hannelore Cyrus, Von erlaubter und unerlaubter Frauenart, um Freiheit zu kämpfen - Freiheitskämpferinnen im 19. Jahrhundert und die Freie Hansestadt Bremen, in: Grubitzsch u.a. 1985, S. 19–69.

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  17. Adolf von Knigges (1751–1796) Meinung zum “gelehrten Frauenzimmer”, die er 1788 in seiner Sammlung von “Lehrsätzen, Lebensregeln und Erfahrungsmaximen”, - welche nicht von ungefähr für ein Jahrhundert zum Bestseller wurden - zum besten gibt, ist durchaus für die allgemeine Meinung seiner Zeitgenossen repräsentativ: “Ich muß gestehen, daß mich immer eine Art Fieberfrost befällt, wenn man mich in Gesellschaft einer Dame gegenüber oder an die Seite setzt, die große Ansprüche auf Schöngeisterey, oder auf Gelehrsamkeit macht. Wenn die Frauenzimmer doch nur überlegen wollten, wieviel mehr Interesse diejenigen unter ihnen erwerben, die sich einfach an die Bestimmung der Natur halten, und sich aus dem Haufen ihrer Mitschwestem durch treue Erfüllung ihres Berufs auszeichnen!” Knigge zitiert nach Gerhard 1978, S. 127. Auch andere Zeitgenossen, wie z.B. Johann Gottlieb von Herder hielten nicht viel von gelehrten Frauen. Vgl. Silvia Bovenschen, Die imaginierte Weiblichkeit. Exemplarische Untersuchungen zu kulturgeschichtlichen und literarischen Präsentationsformen des Weiblichen, Frankfurt a.M. 1979, S. 159.

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  18. Zur inzwischen umfangreichen Literatur zur Geschichte der Frauenbewegung vgl. Sylvia Paletschek, Frauen im Umbruch. Untersuchungen zu Frauen im Umfeld der deutschen Revolution von 1848/49, in: Fieseler/Schulze 1991, S. 47–64; Christel Wickert, Radikal oder gemäßigt - bürgerlich oder proletarisch? Literatur zu den deutschen Frauenbewegungen zwischen 1890 und 1933, in: Fieseler/Schulze 1991, S. 65–91.

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  19. Vgl. Moll 1893, S. 327f, der betont, daß die “wissenschaftlichen Erörterungen des homosexuellen Geschlechtstriebes bei Weibern” erst in neuerer Zeit begonnen hätten und besonders durch Westphal und Krafft-Ebing geleistet worden seien.

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  20. Ebenda. Ebenso Moll 1893, S. 339: “Wenn die Liebe eines homosexuellen Weibes nicht erwidert wird, so kann durchaus eine schwere Störung des Nervensystems erfolgen, die bis zu Wutanfällen gehen kann. Dies wusste schon Soranus, wie Virey berichtet. Die sogenannten Tribaden, sagt er, verfolgen junge Mädchen mit einer Wut, wie es kaum die Männer thun.”

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  21. Zur häufiger werdenden Darstellung lesbischer Frauen in der bildnerischen Kunst zur Jahrhundertwende vgl. Bram Dijkstra, Idols Of Perversity. Fantasies of Feminine Evil in Fin-de-Siècle Culture, New York/Oxford 1986, S. 152ff

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  22. Vgl. Bloch 1907, S. 364ff. Allerdings galt die Prostituierte wiederum vielen Autoren als potentiell lesbisch. Liepmann 1920, S. 198 explizierte 1920 die angebliche Nähe zwischen Prostitution und Vermännlichung folgendermaßen: “Der männliche Triebcharakter, und zwar […] der urtierische, uns phylogenetisch bekannte reine Sexual-Triebcharakter, ist in der Dime incarniert. Diese in D[ime] wirkende urtierisch männliche Komponente muß sich im Verlauf ihres Lebens ebenso nach außen in ihrer Physiognomie und ihre Lebensgewohnheiten projizieren, wie die sublimierte männliche 3/4 Determinante in dem vorher geschilderten Mannweib, das ja dieselbe mathematische Formel aufwies.”

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  23. Vgl. Ellis 1895, S. 238 u. 335ff; Lombroso meinte, daß Verbrecherinnen ein “Mannweibgesicht” hätten. Vgl. Lombroso/Ferrero 1894, S. 103. Vgl. auch Franziska Löffler, Der Blick der forensischen Psychologie und der Kriminalanthropologie auf kriminelle Frauen zur Zeit der Jahrhundertwende. Zur Erklärung weiblicher Devianz vor dem Hintergrund des bürgerlichen Weiblichkeitsideals, unveröff Magisterarbeit Hamburg 1995, S. 52ff.

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  24. Zur wachsenden Bedeutung hygienischer Standards sowie zu deren geschlechts-und schichtenspezifischer, medikalisierender und normierender Funktion vgl. Ute Daniel, Der unaufhaltsame Aufstieg des sauberen Individuums. Seifen-und Waschmittelwerbung im historischen Kontext, in: Behnken 1990, S. 43–60, hier vor allem S. 45f; Klaus Mönkemeyer, Schmutz und Sauberkeit. Figurationen eines Diskurses im Deutschen Kaiserreich, in: Behnken 1990, S. 61–76.

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  25. Vgl. Westphal 1869, S. 80; Krafft-Ebing 1898, S. 255ff; Moll 1893, S. 327ff; Eulenburg 1895, S. 147ff; Bloch 1907, S. 577.

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  26. Vgl. Krafft-Ebing 1898, S. 262 (Frl. R.); ebenda, S. 266 (C.R.); Moll 1893, S. 328 (Frau X).

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  27. Krafft-Ebing 1898, S. 261 (Frl. L.); ebenda, S. 266 (Frl. N.; C.R); ebenda, S. 268 (Frl. O.; Frl X); Moll 1893, S. 346 (Frl. X); Eulenburg 1895, S. 148f faßte die gängigen

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  28. Vgl. Krafft-Ebing 1898, S. 265 (Frau C.); ebenda, S. 266 (C.R.); ebenda, S. 267 (Frl. O); ebenda, S. 268 (Frl. X); Moll 1893, S. 330 (Frau X); ebenda, S. 338 (Fr. X).

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  29. Vgl. Krafft-Ebing 1898, S. 263 (Frl. X); ebenda, S. 268 (Frl. X); Moll 1893, S. 330 (Frau X).

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  30. Vgl. Krafft-Ebing 1898, S. 266 (C.R.); ebenda, S. 267 (Frl. O.); ebenda, S. 268 (Frl. X); Moll 1893, S. 330 (Frau X); ebenda, S. 338 (Frl. X).

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  31. Seit etwa 1870 galt (aufgrund der Pamphlete über russische Studentinnen in Zürich) die Zigarette als Charakteristikum wißbegieriger ‘Blaustrümpfe“ und wurde über diesen Umweg (ab etwa 1880) zum Symptom ”konträrsexueller“ Frauen. Das Trinken von Alkoholika stand für Beweglichkeit im öffentlichen Raum, wie z.B. in Lokalen, und galt insofern als Zeichen der ”Vermännlichung“. Etwa ab 1890 waren Rauchen und Trinken ein fester Bestandteil des Symptomenkatalogs lesbischer Frauen. So meinte z.B. Moll: ”Die X raucht von Jugend auf und zwar meistens Zigarren, und trinkt, was sie bekommen kann: Schnaps, Bier u. dergl.“ Moll 1898a, S. 71. Vgl. auch ebenda S. 74, 197, 409, 412, 418, 439, 535; Moll 1893, S. 330. Vgl. dazu auch Hacker 1987, S. 52ff.

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  32. Krafft-Ebing zitiert nach Lombroso/Ferrero 1894, S. 134, 137 (im Originaltext hervorgehoben). Zum Fall der Gräfin vgl. auch Hacker 1983.

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  33. Vgl. z.B. Havelock Ellis/John Addington Symonds, Das konträre Geschlechtsgefühl, Leipzig 1896, S. 29; Wilhelm Hammer, “Die Tribadie Berlins”, Berlin 1906; Erhard F.W. Eberhard, Die Frauenemanzipation und ihre erotischen Grundlagen, Wien/Leipzig 1924. Vgl. auch Hacker 1987, S. 67ff. Vgl. zum antifeministischen Diskurs über Mannweiber um 1900 auch Kap. VIII.

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Schmersahl, K. (1998). „Weibskerle“, „emancipierte Damen“ und „conträrsexuelle Mannweiber“. In: Medizin und Geschlecht. Sozialwissenschaftliche Studien, vol 36. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97404-4_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97404-4_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2009-3

  • Online ISBN: 978-3-322-97404-4

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