Zusammenfassung
Die Untersuchung institutioneller Diskriminierung in der Schule kann zunächst an ein Erklärungsmodell anknüpfen, das auf Konzepten zum institutionellen Rassismus beruht, die in den sechziger Jahren in den USA entwikkelt worden sind. In dem nun folgenden Kapitel werden die historischen Ursprünge und Hintergründe dieses Konzepts skizziert, dessen Anfänge in die vierziger Jahre bis auf die einflußreiche Studie von Gunnar Myrdal „An American Dilemma“ zurückgehen. Dort wurden in politischer Absicht erstmals rassistische Vorurteile und Diskriminierung als Strukturproblem der amerikanischen Gesellschaft thematisiert. Neben der nordamerikanischen Diskussion gehen wir auf die Rezeption des Ansatzes zur institutionellen Diskriminierung in Großbritannien ein, die dort in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren untrennbar mit dem Aufkommen der Anti-Diskriminierungsgesetzgebung verknüpft war und als sogenannte „Antirassistische Erziehung“ vor allem auf die Schule gewendet wurde. Nach diesem historischen Abriß werden Theorieangebote dargestellt, die den Begriff der institutionellen Diskriminierung für die Analyse von Organisationshandeln reservieren und zugleich über „Rasse“ hinaus eine Erweiterung des Konzepts auf andere Formen der Ungleichheit, hauptsächlich Geschlecht, anstreben. Anschließend werden einige zentrale theoretische Kurzschlüsse und Forschungsprobleme im Zusammenhang mit dem Ansatz des institutionellen Rassismus bzw. der institutionellen Diskriminierung diskutiert, die insbesondere auf das Desiderat einer der Fragestellung angemessenen Organisationstheorie betreffen.
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Literatur
M. Terkessidis (1998) hebt den Gestus der Aufklärung hervor, mit dem die Vorurteilsforschung nach dem 2. Weltkrieg aufgetreten sei: „So wie die,idéologistes des 18. Jahrhunderts die Metaphysik mit rationalen Mitteln bekämpfen wollten, um schließlich deren Irrtümer im hellen Lichte der Vernunft aufzulösen, so versuchte die frühe Vorurteilsforschung mit moralischem Pathos die Ursachen fit-individuelle Feindseligkeiten gegenüber Anderen zu berichtigen “ (Terkessidis 1998, S. 18 ).
In den USA verordnete das Oberste Gericht erst 1971 die faktische Desegregation von weißen und schwarzen Schülerinnen und beendete damit die Apartheitspolitik in den Schulen (vgl. Steiner-Khamsi 1992, S. 157ff; zu dieser Thematik s. auch den 1957 erstmals veröffentlichten Beitrag von H. Arendt „Little Rock“; Arendt 1986 ).
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Gomolla, M., Radtke, FO. (2002). Institutionelle Diskriminierung. In: Institutionelle Diskriminierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97400-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97400-6_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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