Zusammenfassung
Dem Juristen in einer Beratung unter Political Science People mag es nachgesehen werden, wenn er vorab darauf verweist, daß zwischen den Vertretern beider Fächer auch insofern erhebliche Unterschiede bestehen, als die Politikwissenschaftler über alles Gesellschaftliche mit Wahrheitsanspruch zu reden pflegen, aber für nichts verantwortlich sind, während Juristen nur über ein Mikrosystem der Gesellschaft mehr oder weniger wahre Aussagen zu machen vermögen, aber wegen des binären Recht/Unrecht-Code für alles verantwortlich gemacht werden. Gerecht kann ich das nicht grade nennen, aber auch die Welt der Wissenschaftler ist nicht eine sich verwirklichender Gerechtigkeit.
Wenn die Frage erhoben wird, ob es die Gerechtigkeit gibt oder die Rechtspflege (indem die beiden etwa sich nicht decken), so muß die Antwort sein: die Rechtspflege.
b.b.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Walter Benjamin, „zur Kritik der Gewalt“, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 47(1911)809.
Vgl. Hans Kelsen, Reine Rechtslehre [ 1960 ], Wien 1976, S. 314; Carl Schmitt, Staat — Großraum — Nomos, Berlin 1995, S. 108ff.; Karl Polak, „Rechtsstaat und Demokratie“, in: Einheit 1 (1946) 399.
Immanuel Kant, Rechtslehre, Schriften zur Rechtsphilosophie, Berlin 1988, S. 125, 259, 447, 502.
J.W. Placidus (= J. Wilhelm Petersen), Litteratur der Staatslehre, Straßburg 1798, S. 73.
Vgl. Adam H. Müller, Die Elemente der Staatskunst [1809], Jena 1922, S. 165, 210.
Vgl. Friedrich Julius Stahl, Die Philosophie des Rechts, Heidelberg 1856, 3. Auflage, Bd. I1/2, S. 137f.
Vgl. H. Klenner (ed.), Rechtsphilosophie bei Rotteck/Welcker. Texte aus dem Staatslexikon 1834–1847, Freiburg/Berlin 1994, S. 7ff.; Robert Mohl, Die Polizei-Wissenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates, Tübingen 1832; Otto Bähr, Der Rechtsstaat, Cassel 1864.
Vgl. Norman Paech, „Rechtsstaat — Schwierigkeiten mit einer zähen Institution“, in: Demokratie und Recht, Sonderheft 1989, S. 3ff.
Vgl. Helmut Kohl, „Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit“, in: Günter Gorschenek (ed.), Grundwerte in Staat und Gesellschaft, München 1977, S. 52ff. — Der Ausdruck „Tyrannei der Werte”, von Carl Schmitt als Titel eines Büchleins (Privatdruck, Stuttgart, 1960) verwendet, geht auf Nicolai Hartmann (Ethik, Berlin 1926, S. 523) zurück. Vgl. auch die Kritik an allen Versuchen, Werte als Grund und Maß des Rechts zu etablieren, bei Ernst-Wolfgang Böckenförde, Recht — Staat — Freiheit, Frankfurt/M. 1991, S. 67ff.
Vgl. Ronald Dworkin, Freedom’s Law. The moral reading of the American Constitution, Oxford 1996.
Thomas Hobbes, Leviathan [1651], Hamburg 1996, S. 247 (where no civil law is, there is no crime); John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung [1689], Frankfurt/M. 1992, S. 234, 286 (where there is no law there is no freedom; the supreme authority is bound to decide the rights of the subjects by promulgated laws).
Zum Folgenden vgl. Werner Maihofer, „Abschließende Äußerungen“, in: E. Benda/W. Maihofer/H.-J. Vogel (ed.), Handbuch des Verfassungsrechts, Berlin 1994, S. 1699ff.; Peter Schneider, Rechtsstaat und Unrechtsstaat, Mainz 1995, S. 26ff.; H. Klenner, „Der innere Frieden und die Menschenrechte”, in: Oskar Negt (ed.), Die zweite Gesellschaftsreform, Göttingen 1994, S. 179ff.
Aristoteles, Politik, 1287a.
Vgl. Wolfgang Abendroth, „Der demokratische und soziale Rechtsstaat als politischer Auftrag“, in: Mehdi Tohidipur (ed.), Der bürgerliche Rechtsstaat, Bd. 1, Frankfurt/M. 1978, S. 265ff.; Peter Römer (ed.), Der Kampf um das Grundgesetz, Frankfurt/M. 1977; Peter Glotz (ed.), Ziviler Ungehorsam im Rechtsstaat, Frankfurt/M. 1983; Ralf Dreier, Recht — Staat — Vernunft, Frankfurt/M. 1991, S. 39ff.: „Widerstandsrecht im Rechtsstaat?”
Friedrich Dürrenmatt, Monstervortrag über Gerechtigkeit und Recht, Zürich 1969, S. 18; dazu den Insider-Bericht von Peter Schneider,,,… ein einzig Volk von Brüdern“, Frankfurt/M. 1987, S. 326ff.
Vgl. insbesondere Waldemar Schreckenberger, Rhetorische Semiotik. Analyse von Texten des Grundgesetzes und von rhetorischen Grundstrukturen der Argumentation des Bundesverfassungsgerichts, Freiburg/München 1978, S. 210, 218, 244, 329.
Zum Folgenden vgl. Arno Peters, Das Äquivalenz-Prinzip als Grundlage der Global-Ökonomie, Vaduz 1996, S. 22f.; Michael Jiirgs, Die Treuhändler. Wie Helden und Halunken die DDR verkauften, München 1997.
Vgl. Hans Kelsen, What is Justice, Berkeley 1957, S. 24 (I do not know what justice is. I can only say what justice is to me); Eugen Ehrlich, Grundlegung der Soziologie des Rechts, Berlin 1967, S. 163.
Zum Folgenden vgl. H. Klenner, „Gerechtigkeitstheorien in Vergangenheit und Gegenwart“, in: Sitzungsberichte der Leibnizsozietät, Bd. 8, Berlin 1995, Heft 8/9, S. 91ff.(mit einer Bibliographie neuer Gerechtigkeitsliteratur); „Fortiter in modo, suaviter in re?”, in: Utopie kreativ 35(1993)110ff.
Gustav Radbruch, Gesamtausgabe, Bd. 2, Heidelberg 1993, S. 164.
Vgl. Winfried Brugger (ed.), Legitimation des Grundgesetzes aus Sicht von Rechtsphilosophie und Gesellschaftstheorie, Baden-Baden 1996.
Bertolt Brecht, Werke (Große kommentierte Ausgabe), Bd. 21, BerLin/Weimar/Frankfurt 1992, S. 399, 448.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Klenner, H. (1998). Zum Spannungsverhältnis zwischen Rechtsstaat und Gerechtigkeit. In: Saage, R., Berg, G. (eds) Zwischen Triumph und Krise. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97375-7_22
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97375-7_22
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1794-9
Online ISBN: 978-3-322-97375-7
eBook Packages: Springer Book Archive