Ursachen und Erklärungen für Gewalt

Zusammenfassung

Die Bereitschaft von Jugendlichen und Heranwachsenden, Gewalt als ein subjektiv für erfolgreich erachtetes (und somit subjektiv-vernünftiges) Mittel zur Bewältigung von Konflikten zu verwenden, läßt sich u. E. nicht auf anthropologische Bedingungen zurückführen — wie etwa einen Aggressionstrieb -, sondern muß (eher) als Ergebnis von Lernprozessen gesehen werden. Wir verfolgen hier in Anlehnung an Hurrelmann und Ulich (1991) das Konzept des produktiv realitätsverarbeitenden Subjekts. Die Persönlichkeitsentwicklung findet danach im Schnittpunkt von äußerer und innerer Realität statt und bezeichnet die individuelle, interaktiv erworbene Kompetenz, Merkmale, Eigenschaften, Haltungen, Handlungskompetenzen und Selbstkonzept (subjektiv-sinnhaft) zu organisieren. Diese Eigenleistung des Subjekts muß dabei einmal im Kontext seiner biologischen Ressourcen und des gesellschaftlichen Normal-Partizipationsentwurfes gesehen werden, wonach zur Herstellung voller Handlungsfähigkeit eine Anzahl von (als unabdingbar gesehenen) Entwicklungs- und Lebensaufgaben bewältigt werden muß (Hurrelmann/Ulich 1991, S. 9). Demnach stellt die Bereitschaft zur Gewaltanwendung das Ergebnis einer langfristigen wechselseitigen Beeinflussung von Handelndem und dessen vielfältiger sozialer Umwelt dar, wobei individuelle Unterschiede in den biologischen Ressourcen zu Differenzierungen führen können.