Zusammenfassung
So sehen also die beiden vogtländischen Gemeinden aus, in denen wir auf die Suche nach „Mentalitätsunterschieden“ gegangen sind. Von den äußeren Gegebenheiten sind sie sich ziemlich ähnlich. Gilt dies aber auch für die Menschen, die hier leben? Dieser Frage wollen wir uns nähern, indem wir die lebensweltlichen Ordnungsvorstellungen und Orientierungsmuster der Menschen aufsuchen, die die alltägliche Lebenswelt in beiden Gemeinden dominieren. Diese äußern sich vor allem in den grundlegenden Einstellungen und routinisierten Werthaltungen zu Arbeit, Beruf und Freizeit, zu Ehe, Familie und Verwandtschaft, zu den vielfältigen Dimensionen der Dorfgemeinschaft, aber auch zu Religion und Kirchengemeinde. Geht man von der phänomenologischen Grundannahme der relativen Veränderungsträgheit des Alltagswissens aus, ist es wahrscheinlich, daß sich trotz der vielen neuen Situationen, mit denen die Menschen in beiden Gemeinden in den letzten Jahren fertig werden mußten, diese Einstellungen und Werthaltungen kaum geändert haben. Im Gegenteil: Es drängt sich die Vermutung auf, daß die Menschen intensiver und vor allem bewußter als früher auf der Bewahrung des Bekannten und Gesicherten beharren, das angesichts des Einbruchs des Fremden verteidigt werden muß.
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Literatur
Vgl. zur näheren Kennzeichnung dieser Begriffe: Klages 1985, S.39ff.
Vgl. zum Begriff des Wertewandels: Inglehart 1977 und Klages 1985.
Vgl. zu dieser Aussage auch: Noelle-Neumann 1991. — Noelle-Neumann stellt fest, daß in der gesamten DDR ein Wertewandel nicht stattgefunden hat: „Die Fragen nach den Auffassungen vom Leben — das Leben als Aufgabe oder als Genuß —, dem Rangplatz der Arbeit, der Bedeutung der traditionellen Tugenden, wurden von der ostdeutschen Bevölkerung beantwortet wie von den Westdeutschen in den fünfziger Jahren“ (S.69).
Wörterbuch zum Sozialistischen Staat 1974, S.264.
Vgl. hierzu auch Mampel 1973.
Vgl. hierzu vor allem: Neckel 1992.
Vgl. zu diesem Zusammenhang die Arbeiten von Berking/Neckel 1991 und Berking/Neckel 1992; ebenso aufschlußreich: Ettrich 1992; in diesem Zusammenhang darf aber auch der Hinweis auf die inzwischen „klassische“ Studie von Beni-ta Luckmann über die „Politik in einer deutschen Kleinstadt” nicht fehlen (Luck-mann 1970); ferner Srubar 1991.
Vgl. Neckel 1992, dessen Ausführungen wir an dieser Stelle weitgehend folgen.
Neckel 1992, S.263.
Schmidtchen 1979, S.196.
Vgl. dazu: Ebertz/Schultheis 1986, S.32ff.
Ebertz/Schultheis 1986, S.32.
Vgl.: Durkheim 1984.
Kaufmann 1973.
Zu diesen religionssoziologischen Begriffen und ihrer Bedeutung vgl.: Ebertz/ Schultheis 1986.
Vgl. Schoeck 1980.
Neckel 1993, 5.188.
Vgl.: Neckel 1993, S.82.
Neckel 1993, S.190.
Schulze 1992.
Beck 1986, S.121.
Vgl. Schulze 1992, S.292ff. und S.301ff.
Schulze 1992, S.301.
Schulze 1992, S.293.
Schulze 1992, S.294.
Schulze 1992, S.296.
Schulze 1992, S.293.
Schulze 1992, S.302.
Schulze 1992, S.305.
Vgl. dazu das Konzept des „sozialistischen Paternalismus“, das Gerd Meyer entwickelte: Meyer 1991, S.319ff.
Vgl.: Beck 1986, 8. 206.
Vgl.: Gebhardt 1992, S.352ff.
Vgl.: Beck 1986, S.121ff; Zöller 1987, S.12ff.
Vgl.: Hradil 1987, S.51ff.
Vgl.: Beck 1986, S.210.
Vgl.: Srubar 1991.
Plessner 1924.
Köcher 1992.
Vgl.: Schneider 1990.
Vgl.: Noelle-Neumann 1991, S.70 und Klages 1991.
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© 1994 Leske + Budrich, Opladen
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Gebhardt, W., Kamphausen, G. (1994). Leben im Dorf: Dimensionen der alltäglichen Lebenswelt. In: Zwei Dörfer in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97290-3_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1225-8
Online ISBN: 978-3-322-97290-3
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