Republikanische Erziehung zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Der „enseignement mutuel“

Zusammenfassung

Als ein wichtiges Mittel zur Effektivierung der Volksschulbildung fand im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine ursprünglich von Engländern (in Indien) praktizierte Unterrichtsmethode Eingang in die Schulen der Westschweiz. Der „enseignement mutuel“ verbreitete sich — zwar nicht flächendeckend — doch in einer Reihe von Schulen, und zwar zunächst hauptsächlich in städtischen Regionen (wie Lausanne, Genf, Fribourg und Neuchâtel (PETITPIERRE, 319), zum Wallis: BOUCARD, 253 ff). Diese völlig neue und unkonventionelle Methode war über England nach Paris vorgedrungen und wurde am Rande des Wiener Kongresses (an dem führende Politiker schweizer Kantone — insbesondere auch aus Genf und Lausanne — teilnahmen) ein breites Diskussionsthema (PANCHAUD 1967, 157). In dem Maße, wie Pestalozzi mit seinem in Yverdon 1805 gegründeten Institut seinen zunächst großen Einfluß in der Westschweiz (PETITPIERRE, 307) einbüßte, verschaffte sich dann der enseignement mutuel einen nicht unbedeutenden Platz in der westschweizer Erziehungspraxis, obwohl die ihn praktizierenden (nicht wenigen) Schulen zu keiner Zeit über den Status von Versuchsschulen hinauskamen (PANCHAUD, 186):

„Pestalozzi est en perte de vitesse. Les difficultés financières dans lesquelles il se débat, les rivalités entre ceux que La Harpe (damals führender liberaler Politiker in Vaud J.Q.) designe sous le nom — d’Apôtres — lui ont fait perdre beaucoup de crédit. Il reste l’admirable figure de pédagogue (...) mais en Suisse romande, on ne croit plus à l’éfficacité de son système (...) C’est vers le Père Girard (damals einflußreicher Pädagoge in Fribourg J.Q.) que l’on se tourne, ou vers ces nouvelles écoles creées à Genève et à Lausanne“ (PANCHAUD 1967, 162).