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Armutskarrieren in handlungstheoretischer Perspektive

  • Chapter
Armutskarrieren

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 165))

  • 90 Accesses

Zusammenfassung

Mit einem entfalteten handlungstheoretischen oder biographieanalytischen Ansatz über Armut wurde bisher kaum gearbeitet. Gleichwohl sind Vorstellungen über “Karrieren” von Armen (“Armutsbilder”) weit verbreitet. Es gibt einprägsame alltagstheoretische Begriffe wie “Teufelskreis der Armut”, “Armutszirkel”, “Armutskreislauf ‘ oder eben “Verarmung”. Sie gehen als Vorannahmen auch in die Forschung ein. Fallgeschichten, die durch Interviews gewonnen wurden, bilden häufig die Materialgrundlage für theoretische Argumentationen. Diese meist latenten Karrierevorstellungen sollen im folgenden verdeutlicht werden. Die Fragen lauten: Wie offen oder geschlossen werden Verläufe und soziales Handeln bei Armutskarrieren gedacht? Welche Modelle herrschen in der Armutsforschung vor — deterministische, probabilistische oder /contingente Karrieremodelle?

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Literatur

  1. Es gibt keine einheitliche sozialwissenschaftliche Definition von Armut, sondern verschiedene Konzepte. Die Literatur ordnet sie nach verschiedenen Systematiken. Vgl. Lidy (1974), Brentano (1979), Schäuble (1984), Hartmann (1985) sowie einige Arbeiten von Richard Hauser, siehe Hauser u.a. (1981), Hauser (1984, 1988) sowie Hauser und Neumann (1992).

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  2. Bujard und Lange sprechen diese Doppeldeutigkeit auch an anderer Stelle an: “Es läßt sich also nachweisen, daß der drohende oder tatsächlich erfolgte Wechsel in den Sozialhilfeempfängerstatus von vielen alten Menschen als eine starke Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühls erlebt wird und nicht selten zu einem Rückzugs- und Distanzierungsverhalten gegenüber früheren Freunden, Nachbarn, Verwandten und selbst den eigenen Kindern führt. Doch kann auch beobachtet werden, daß mit der Gewöhnung an diesen neuen Status eine allmähliche Rekonsolidierung der sozialen Beziehungen erfolgt. Mit zunehmender Dauer, so scheint es, werden die alten Menschen wieder offener I für Gesprächskontakte” (1978: 65).

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  3. Vgl. Balsen u.a. (1984), Leibfried und Tennstedt (1985), Klein (1987) sowie Natter und Riedlsperger(1988).

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  4. Vgl. Münke (1956), Hillen (1975), Nahnsen (1975), Möller (1978), Amann (1983), Wendt (1984, 1988), Schäuble (1984), Lompe (1987), Döring u.a. (1990), Glatzer und Hübinger (1990), Krieger (1993), Hanesch (1993) sowie Hanesch u.a. (1994).

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  5. Hillen (1975) verwertet in seiner Dissertation einige Arbeiten von Gerhard Weisser, die öffentlich I nicht zugänglich sind. I

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  6. Auch Ingrid Krieger (1993) weist auf die Schwierigkeit hin, “alle die Grundanliegen, die Menschen I haben können, zu erfassen und zu systematisieren”, weil “Interessen unter bestimmten Bedingungen I nicht bewußt werden können” und damit, so die Schlußfolgerung, empirischen Untersuchungen I nicht zugänglich sind. I

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  7. Interessen werden mitunter als immaterielle Dimension berücksichtigt, so etwa bei Hauser und Neumann (1992). Sie bilden jedoch keine eigenständige theoretische Bezugsgröße.

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  8. Die Studie wurde in zahlreichen Fachblättern der sozialen Praxis bekannt gemacht. Ich beziehe mich nur auf den Band, den Klaus Lompe und Mitarbeiter 1987 herausgegeben haben.

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  9. Zur deutschen Rezeption und Kritik siehe Albrecht (1969), Goetze (1970, 1971, 1992), Sack I (1971) und Schäuble (1984: 250–289); aus amerikanischer Sicht siehe Valentine (1968), Leacock I (1971) und Rainwater (1987). I

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  10. Viele mit dem Subkulturansatz verbundene Vorstellungen lebten unter dem Etikett “underclass” in den 80er Jahren wieder auf. Langfristige Armut insbesondere der schwarzen Ghettobevölkerung wurde auf besondere Werte und Einstellungen zurückgeführt. Der Sozialstaat, so wurde deutlicher als früher betont, schreibe abweichendes Verhalten durch “welfarization” dauerhaft fest. Vgl. Auletta (1983), Murray (1984) und Mead (1986), Wilson (1987) sowie Jencks und Peterson (1991).

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  11. Zu Randgruppen bzw. Marginalität vgl. Fürstenberg (1965), Bellebaum (1974), Waldmann (1974), Karstedt (1975), Stallberg und Stallberg (1976), Kögler (1976), Riege (1987), Sidler (1989) und zuletzt Chassé u.a. (1992).

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  12. Nur Peter Höhmann (1973, 1976) beschreibt Karrieren konsequent als “Zuweisungsprozesse bei Obdachlosen”: Instanzen sozialer Kontrolle weisen per Definition einen Obdachlosenstatus zu, an das damit vordefinierte Fremdbild passen sich die Obdachlosen an (1976: 49).

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  13. Stellvertretend für viele beschreibt das folgende Zitat das soziale Gesetz “Teufelskreis”: “die Tatsache des Lebens in einer Notunterkunft (ist) als Station (oftmals ‘Endstation’) in einem überwiegend negativ geprägten Lebensprozeß anzusehen, von dem potentiell alle in extremer materieller Armut lebenden Arbeiterfamilien bedroht sind. Dieser Lebensprozeß kann beschrieben werden als Wechselwirkung (Kreislauf) von ungenügender (Schul-) Bildung, unqualifizierter und damit schlecht bezahlter Arbeit, häufiger Arbeitslosigkeit, materieller Armut, Kinderreichtum, Wohnungsnot, der Einweisung in eine Notunterkunft und der damit verbundenen Ausprägung bestimmter Verhaltensweisen, die den Verbleib im Obdach unterstützen” (Adam-Lauer u.a. 1981: 22 f.). Vgl. in diesem Sinne auch Adams (1971), Iben (1968, 1971), Stoltenberg (1979), Hess-Diebäcker (1980) und Becher (1982).

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  14. Auch in einer späteren Studie geht Strang (1985) auf ein deterministisches Modell zurück. Er dokumentiert empirisch vielfältige Armutsverläufe, aber argumentiert handlungstheoretisch einseitig. Nach der These einer “welfarization” (vgl. Murray 1984, Mead 1986) erlernen arme Personen unter den Bedingungen der Dauerabhängigkeit von Sozialhilfe ein statisch-passives Wertsystem, “das einer kreativ-produktiven Situationsveränderung entgegenwirkt” (1985: 70 f.). Strang betont die negativen Wirkungen der Sozialhilfe in Form von “materiellen und kulturellen Deprivationen” (Stigmatisierung, Isolierung, Ausgrenzung, Abhängigkeit, Abweichung), die den bekannten “Teufelskreis” in Gang setzen. Es ist nicht klar, ob diese Einschätzung empirisch gewonnen wurde (1985: 198–211).

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  15. Auch Arno Giesbrecht (1987) legt seiner Untersuchung über Lebensläufe von Nichtseßhaften ein I probabilistisches Karrieremodell zugrunde. Vgl. zu dieser Problemgruppe auch Weber (1984) und I Rohrmann (1987). I

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  16. Auf Initiative von Sir Keith Joseph bildeten Department of Health and Social Security und Social Science Research Council eine Arbeitsgruppe, die ein Forschungsprogramm über das Konzept der “transmitted deprivation” auflegte. Von 1972–81 wurden 20 empirische Studien und 14 Überblicksarbeiten gefördert und teils in einer eigenen Reihe von Heinemann Educational Books veröffentlicht (Studies in Deprivation and Disadvantage). Vgl. dazu Brown und Madge (1982).

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  17. Zur Kontroverse über den Stellenwert von Normen in der schwarzen Subkultur vgl. auch Gans (1970), Hylan Lewis (1967, 1971) und Liebow (1967).

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  18. Auch Heinemeier (1991) und Salentin (1994) verweisen auf unterschiedliche Bewältigungsstrategien, aber kommen letztlich zu einseitigen, pessimistischen Schlußfolgerungen.

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  19. Vgl. Blum (1964), Peters (1968), Hollstein und Meinhold (1973), Peters und Cremer-Schäfer (1975). Zu einem Überblick über systemtheoretische, marxistische und interaktionistische Ansätze siehe Otto und Schneider (1975). Vgl. zuletzt Bellebaum u.a. (1985).

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  20. Zu differenzierten Ergebnissen kommt auch Rainer K. Silbereisen in einer Untersuchung über Erfahrungen, Einstellungen und Forderungen von Klienten der Sozialhilfe, vgl. Silbereisen (1976) sowie Silbereisen u.a. (1977a, b, 1978). Silbereisen (1976) findet vier Typen: Zufriedene, Sensible, Selbstsichere, Autonome.

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Ludwig, M. (1996). Armutskarrieren in handlungstheoretischer Perspektive. In: Armutskarrieren. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 165. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97065-7_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97065-7_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12771-2

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