Die nationale Frage und postsozialistische Entwicklungen: Slowenien im Kontext Ex-Jugoslawiens

Zusammenfassung

Postsozialistische Gesellschaften sind in ihrer gegenwärtigen Entwicklungsphase diffuse gesellschaftliche Formationen, die sowohl durch Kontinuität als auch Diskontinuität mit dem ancien régime gekennzeichnet sind. In diesem Sinn kann man von transitiven Gesellschaften eines neuen Typus sprechen. Wenn auch diese Gesellschaften zur Diskontinuität tendieren, die sie von der sozialistischen Erbschaft entfernen sollte, ist jedoch immer noch eine gewisse Kontinuität zu erkennen, die sie mit dieser Erbschaft verbindet. Die Kontinuität ist nicht nur auf die historische Inertia zurückzuführen, sie läßt sich auch in der ökonomischen Struktur ererbter Ressourcen und Verhaltensmuster, teilweise aber auch in alten Regulationseinrichtungen erkennen. Die Anmerkung, daß es sich hier um die Gesellschaften des “demokratischen Sozialismus” handelt (vgl. Nowak 1991), klingt ironisch, jedoch geht es tatsächlich um eine Koexistenz des demokratischen politischen Systems und der (immer noch) sozialistischen Ökonomie. Der Hauptpunkt der Diskontinuität ist eben das politische System, das eine Transition vom autoritären zum demokratischen parlamentarischen System vollzogen hat. Auch dieser Prozeß ist noch nicht völlig abgeschlossen. Diskontinuitäten lassen sich aber auch von anderen Dimensionen ablesen: Es kam zur Desintegration einiger staatlicher Systeme und es entstanden neue Nationalstaaten, ohne Zweifel erfolgte auch eine Veränderung der kulturellen Werte, und im politischen Leben kamen neue Eliten auf.