Zusammenfassung
Viele qualitativ angelegte Forschungsprojekte leiden unter einem Berg von mit offenen Interviews erhobenem Material, dessen Größe den Forscherinnen und Forschern oftmals erst dann bewußt wird, wenn es an die Auswertung der Daten geht. Dieser Umstand entsteht häufig deshalb, weil der methodische Ansatz qualitativer Verfahren lediglich auf die Phase der Datenerhebung beschränkt gesehen wird (nach dem Motto: “Wir machen qualitative Interviews!”), aber die eigentlich entscheidende Frage nach der Qualität der benötigten Daten und deren qualitativer Auswertung zu wenig gesehen wird. Leider ist es dann häufig zu spät, da Zeitdruck (Projektende naht, Arbeit bzw. Bericht muß abgegeben werden etc.) verhindert, die wenigen zur Verfügung stehenden interpretativen Auswertungsverfahren, wie zum Beispiel die objektive Hermeneutik von Ulrich Oevermann (1986) oder die narrative Datenanalyse nach Fritz Schütze (1976), anzuwenden. In der Eile werden dann die aufwendig erhobenen Daten, die mit Hilfe offener Interviews gewonnen und anschließend minuziös verschriftet wurden, recht unsystematisch ausgewertet; methodisch exaktes Vorgehen ist somit nicht gewährleistet. Entweder wird nämlich so vorgegangen, daß von außen Kategorien an das Material herangetragen werden, so daß eine standardisierte Befragung methodisch präziser und forschungsökonomischer gewesen wäre.
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Literatur
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Aufenanger, S. (1991). Qualitative Analyse semi-struktureller Interviews — Ein Werkstattbericht. In: Garz, D., Kraimer, K. (eds) Qualitativ-empirische Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97024-4_2
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