Thesen zur Distanz zwischen der „lokalen Politikforschung“ und dem kommunalen politisch-administrativen System

Zusammenfassung

Das Rahmenthema des diesjährigen Kongresses aufnehmend, soll mit den folgenden Ausführungen versucht werden, innerhalb des Themenbereiches,,Politische Wissenschaft und Politische Praxis“ auf einige problematische Entwicklungstendenzen im Verhältnis von „lokaler Politikforschung“ und kommunalem politisch-administrativen System zu verweisen. Ziel der Ausführungen ist dabei zwar auch die (selbstkritische Einschätzung der vorgelegten Forschungsergebnisse, primär jedoch der Versuch, einige Gründe für die bislang kaum existente Interaktion von „Wissenschaft“ und „politischer Praxis“ in diesem Politikbereich aufzuzeigen, auf Folgewirkungen zu verweisen und Ansätze für ein Überdenken des Transferproblems vorzustellen.

„Man liest darüber so schnell hinweg wie über die neueste Gipfelhöhe des Butterberges — weil es zum Problem selber nur wenig sagt. Aber dann macht einen das Faktum doch stutzen: allein in den vergangenen fünfzehn Jahren sind im deutschsprachigen Gebiet fast 6500 kommunalwissenschaftliche Dissertationen geschrieben worden. Das Deutsche Institut für Urbanistik notiert dazu nur kühl, das wachsende Interesse am Forschungsgegenstand Stadt’ — indessen fühlt man sich ermuntert zu fragen, wer außer den Promovierten und den Doktorvätern sich durch diesen Denk-Berg hindurchlese. Wieviel von dieser Literatur erreicht eigentlich diejenigen, die es betrifft und womöglich betroffen machen, vielleicht sogar helfen sollte, die Stadtverordneten, die Bürgermeister und die Räte? Oder dient das mühsam Erforschte am Ende nur dem Ruhm der Wissenschaft?“

DIE ZEIT vom 10.6.1977