Zusammenfassung
Die Diskussion der verschiedenen Parteiorgane in Kapitel 6 hat gezeigt, daß sich deren Funktionen nicht einfach hinsichtlich einer innerparteilichen Machthierarchie ordnen lassen, etwa im Sinne eines ‚ehernen Gesetzes der Oligarchie‘, nach welchem letztlich die Entscheidungsgewalt bei den Parteiführungsstäben anzusiedeln wäre (vgl. Michels 1989: 24–26). Parteitag und Parteirat wären aus dieser Perspektive in erster Linie Akklamationsorgane ohne wirklichen Einfluß auf die Politik und die Führungsauswahl der Partei. Vielmehr erfüllen die einzelnen Parteiorgane unterschiedliche Aufgaben, die sich aus der Dichotomie von Regelungs- und Exekutivfunktionen herleiten lassen. Dies schließt nicht a priori aus, daß durch die Veränderung der politischen Prozesse in modernen Gesellschaften die Parteiführungen an Gewicht gewonnen haben. Zweifellos haben die Professionalisierung der Politik und die modernen Massenkommunikationsmedien Politikern Mittel in die Hand gegeben, die ihnen gegenüber der Basis Handlungsvorteile verschaffen können. Andererseits sind gegenläufige Entwicklungen zu konstatieren. Der gesellschaftliche Wandel hat nicht nur den Berufspolitiker hervorgebracht und den — häufig idealisierten — Politiker aus Berufung endgültig in der Versenkung verschwinden lassen. Er hat auch zu einem immens gestiegenen Bildungsniveau geführt. Dies bedeutet, daß Parteipolitiker in ungleich höherem Maße als in der Frühzeit der Massendemokratie Rechtfertigungsanfragen seitens ihrer Wähler- und Mitgliederbasis ausgesetzt sind.
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Literatur
Die Art und Weise, wie der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder die niedersächsische Landtagswahl vom 1. März 1998 in ein Plebiszit über seine Kanzlerkandidatur umwandelte, ist ein gutes Beispiel dafür, daß den innerparteilichen Amtsinhabern nicht zuletzt durch den geschickten Einsatz der Massenmedien die Kontrolle innerparteilicher Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse streitig gemacht werden kann.
Wie bereits in Kapitel 6 ausführlich dokumentiert, existieren nur Parteivorstand und Parteikongreß in allen Parteien.
Diese Berechnung kann allerdings nicht zwischen den unterschiedlichen Intensitäten der Bindung unterscheiden und stellt somit im Vergleich zum Linkage-Index ein ungenaueres Maß dar (vgl. Kapitel 8). Dies muß in Kauf genommen werden, da an dieser Stelle die Kollateralorganisationen primäre Untersuchungseinheit sind. Die Analysen in Abschnitt 9.2 liefern genauere Kennwerte für die Offenheit der einzelnen Parteiorgane hinsichtlich der möglichen Bindungsarten.
Tabelle 9.1 faßt die Ergebnisse der separaten Kreuztabellierungen der sechs Linkage-Variablen mit den Organisationskategorien zusammen. Die Assoziationsmaße beziehen sich auf diese Tabellen.
Die Möglichkeit der korporativen Mitgliedschaft von Gewerkschaftsmitgliedern in der norwegischen Arbeiterpartei geht nicht mit proportionalen Vertretungsrechten einher und bleibt hier unberücksichtigt.
Dementsprechend hoch ist der Assoziationskoeffizient Cramer’s V mit 0, 475 (vgl. Tabelle 9.1).
Wie schon in Kapitel 8 wurde die SPÖ bei einem Teil der Analysen nicht berücksichtigt, weil sie als extremer Ausreißer die entsprechenden Mittelwerte sehr stark beeinflußt hätte. Die Details sind in Anhang 13.5, Schaubild 13.4 dokumentiert. Die Steigungen der Regressionsgeraden sowie die Kurvenverläufe bleiben dadurch unbeeinflußt, nicht jedoch das Niveau der Durchschnittswerte.
Die Werte für Zwangsmitgliedschaften liegen jeweils so nahe an der y-Achse, daß sie nicht in den Schaubildern dargestellt werden können. Sie sind über den Untersuchungszeitraum hinweg konstant.
b = -0,004 für die Repräsentation von Eliten auf dem Parteikongreß und b = 0,001 für die proportionale Repräsentation von Mitgliedern.
Die Berechnungen werden für jedes Jahr getrennt durchgeführt.
Die vollständigen Ergebnisse sind im Anhang dokumentiert (vgl. 13.4; Anhang).
Streng genommen verbieten sich Prozentuierungen in vielen Fällen. Dennoch zeigt sich ein vergleichsweise stabiles Muster in den meisten Ländern.
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Poguntke, T. (2000). Inside the Parties. In: Parteiorganisation im Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96391-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96391-8_9
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