Zusammenfassung
Konservative Zeitgenossen Alexis de Tocquevilles erblickten in dem revolu tionären Umbruch der sozialen Bindungen und Hierarchien der aristokratischen Gesellschaft die Auflösung aller Ordnung und in der Emanzipation aller Bürger zu freier gesellschaftlicher und politischer Betätigung die Gefahr der Anarchie. Für Tocqueville ergaben sich aus der Untersuchung der Demokratie in Amerika fast entgegengesetzte Schlußfolgerungen: Die egalitäre Struktur der neuen Gesellschaft begünstigt die Entstehung einer übermächtigen sozialen Gewalt, die sich über die vielen, voneinander getrennten Gleichen erhebt. Dieser Prozeß der Entgegensetzung von Individuum und Gesellschaft spiegelt sich in den Strukturen sozialer und politischer Abhängigkeit von einer neuen verhaltensleitenden Autorität. Die Unruhe und Betriebsamkeit des demokratischen Lebens täuscht allzuleicht über die Gefahr der Stabilisierung einer Machtordnung hinweg, die den Bedürfnissen des wirtschaftlichen Aufstiegsstrebens angepaßt ist und zugleich die politische Freiheit und eine unabhängige Lebensführung einschränkt.
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© 1968 Westdeutscher Verlag GmbH, Köln und Opladen
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Feldhoff, J. (1968). Tocquevilles Strukturanalysen der Demokratie. In: Die Politik der egalitären Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96242-3_3
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Print ISBN: 978-3-322-96108-2
Online ISBN: 978-3-322-96242-3
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