Zusammenfassung
Was ist überhaupt Wahl — was ist ihr Wesen, ihre Natur? Offenbar doch dies: daß es mir gegeben und freigestellt ist, zwischen mehreren Möglichkeiten, die sich anbieten und die ich unterscheide, eine zu ergreifen, die andere zu verwerfen. Diese eine zu der meinigen zu machen — das nennen wir: mich für sie zu entscheiden. Nach dieser meiner freien Wahl und dieser meiner eigenen Entscheidung fortan zu leben so lange, als es fruchtbar, nützlich, erfreulich — nein mehr und mit einem Wort: als es gut erscheint. Eine Wahl, die ich einmal getroffen habe, kann ich nicht und niemals rückgängig machen. Darum will ich meiner Entscheidung treu bleiben. Aber doch nicht sklavisch oder hündisch treu, sondern in aller Freiheit. Und das bedeutet, daß ich mit dieser Wahlentscheidung und mit dem Gegenstande meiner Wahl wach weiterlebe, die Augen offen halte, mich bilde und wandle, vielleicht die Entscheidung und also mich selbst korrigiere, sie vielleicht sogar bereue, ohne freilich zu vergessen, daß es meine eigne Wahl gewesen ist.
Aus der Zeitschrift »Die Wandlung«, Erster Jahrgang, elftes Heft, ausgegeben am 15. November 1946, Seite 923–942
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© 1964 Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen
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Sternberger, D. (1964). Über die Wahl, das Wählen und das Wahlverfahren. In: Die große Wahlreform. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96238-6_1
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Print ISBN: 978-3-322-96104-4
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