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Isolation und Dissoziation in der internationalen Politik

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Regionale Großmächte

Zusammenfassung

Viele Staaten konnten ihre internationalen Rollen nach dem Umbruch der internationalen Beziehungen 1989/90 noch nicht neu definieren.1 Sie verhalten sich teils, als wäre die Welt noch die von gestern, teils, als könnten sie sich aus den Turbulenzen, die den Transformationsprozeß noch länger begleiten werden, heraushalten. Da althergebrachte, in früheren Kontexten standardisierte Handlungen nicht mehr greifen,2 gleichzeitig die Folgen der weltpolitischen Umbrüche nicht regional oder sektoral einzugrenzen sind, führen beide Verhaltensweisen die Akteure immer wieder zu Fragen nach ihrem weltpolitischen Standort. Jeder kollektive Akteur wird seine Stellung in der Welt für sich neu suchen und diese Standortentscheidung international kommunizieren müssen -und gleichzeitig wird in politischen Konkurrenzen entschieden, wer die gewünschten Positionen auch einnehmen kann und wer notgedrungen andere akzeptieren muß.3

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Anmerkungen

  1. Zur weltpolitischen Transformation Ernst-Otto Czempiel: Weltpolitik im Umbruch. Das internationale System nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, München 1991. Dazu auch Gerhard Kümmel: Der Triumph der Gesellschaftswelt? Das internationale System im Umbruch, in: liberal, H.3 1992, S. 95–98.

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  5. Mit den von Akteuren nicht mehr leicht zu verändernden Grenzen der Kooperation und den Bedingungen von Kooperations-Steuerung beschäftigt sich die Literatur der Interdependenzforschung. Zu den dabei interagierenden Faktoren Walter L. Bühl: Krisentheorien. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Übergang, Darmstadt 1988. Zur methodologischen Debatte Robert O. Keohane (Ed.): Neorealism and its Critics, New York 1986.

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  11. Ulrich Menzel: Auswege aus der Abhängigkeit. Die entwicklungspolitische Aktualität Europas, Frankfurt 1988.

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  12. Hier wurden politische, weniger politologische Schlachten geschlagen. Die ökonomische Isolation der sozialistischen Staaten wurde ebenso nach dem politischen Standort betrachtet wie die Südafrikas, mit der Folge, daß diejenigen, die die Isolation Südafrikas befürworteten, die der Sowjetunion ablehnten und umgekehrt. Beispielhaft: Friedemann Müller u.a.: Wirtschaftssanktionen im Ost-West-Verhältnis. Rahmenbedingungen und Modalitäten, Baden-Baden 1983; Robert E. Edgar (Ed.): Sanctioning Apartheid, Trenton N.J. 1990.

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  17. Auch unter diesem Aspekt läßt sich die Debatte um den Abstieg der Weltmacht USA lesen; mit einem diesen internationalen Wandel reflektierenden Machtbegriff arbeitet Joseph S. Nye: Bound to Lead. The Changing Nature of American Power, New York 1991.

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  18. Anders Dieter Senghaas: Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik. Plädoyer für Dissoziation, Frankfurt 1977.

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  20. Hierzu die empirische Studie von Deon Geldenhuys: Isolated States: A Comparative Analysis, Cambridge u.a. 1990.

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  27. Für die diplomatische Einbindung Südafrikas in den achtziger Jahren vgl. Chester A. Crocker: High Noon in Southern Africa. Making Peace in a Rough Neighborhood, New York-London 1992.

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  30. Als bedeutende „Allianz von Parias“ wird noch heute der Vertrag von Rapallo zwischen der Weimarer Republik und der jungen Sowjetunion beschrieben. Auf das Verhältnis dieser Staaten trifft unsere Analyse ebenfalls zu. In neuerer Zeit war zwischen Israel und Südafrika eine politisch relevante „Allianz von Parias” zu beobachten; vgl. Naomi Chazan: The Fallacies of Pragmatism: Israeli Foreign Policy Toward South Africa, in: African Affairs, April 1983, S.169–199.

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  31. Karl W. Deutsch: Politische Kybernetik. Modelle und Perspektiven, Freiburg 1970, 2.Aufl., S.171.

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  32. Bernhard Weimer: Das Ende der weißen Vorherrschaft im südlichen Afrika. Die Wirtschaftskrise in Südafrika und ihre Auswirkungen auf die Beziehungen zu den Nachbarstaaten, Baden-Baden 1992, S.62ff.

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  33. Hugh C. Dyer/Leon Mangasarian (Eds.): The Study of International Relations. The State of the Art, Houndmills-London 1989.

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  34. In der Terminologie Czempiels handelt es sich hier um Phänomene, die auf zunehmende Vernetzungen von Handlungszusammenhängen zurückzuführen sind. Prozesse, die dieser Haupttendenz internationaler Politik entgegenlaufen, die Durchtrennung von Handlungssträngen eines Akteurs, fanden weit geringeres Interesse, und wenn, dann als Argument gegen die Feststellung von Interdependenz überhaupt. Isolation und Dissoziation sind nach unserer Auffassung aber dauernde Begleiterscheinungen interdependenter Handlungszusammenhänge und widersprechen diesen nicht.

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  35. Wir konzentrieren uns in dieser Studie auf Staaten, ähnliches aber ließe sich auch für transnationale Akteure feststellen.

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  36. Zu diesen ambivalenten Wertungen von Interdependenz und Kooperation vgl. Dieter Ruloff: Weltstaat oder Staatenwelt? Über die Chancen globaler Zusammenarbeit, München 1988, 5. 210.

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  37. Auf das damit angesprochene Problem von „Führung in internationalen Beziehungen“ können wir hier nicht weiter eingehen.

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  39. Wilfried von Bredow/Thomas,Jäger (Hrsg.): Japan — Europa — USA. Weltpolitische Konstellationen am Beginn der neunziger Jahre, Opladen 1994

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  40. Dies sehen polit-ökonomisch argumentierende Dissoziationstheoretiker anders, z.B. Dieter Senghaas: Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik. Plädoyer für Dissoziation, Frankfurt 1977.

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  41. Ernst-Otto Czempiel: Internationale Politik. Ein Konfliktmodell, Paderborn u.a. 1981, S.213ff.

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  42. Damit bezeichnen wir eine Außenpolitik, die auf die Bewahrung des eigenen politischen Systems angelegt ist, scheinbar ohne irgendwelchen Gestaltungsanspruch an die umliegenden politischen Systeme zu richten. Eine solche Politik ist des Primats der Sicherheit wegen instrumentell offensiv; weil sie ohne politisch-strategische Perspektive ist, nennen wir sie defensiv.

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  43. Phyllis Johnson/David Martin (Eds.): Destructive Engagement. Southern Africa at War, Harare 1986; Gert Krell/Bernd W. Kubbig (Hrsg.): Krieg und Frieden am Golf. Ursachen und Perspektiven, Frankfurt 1991.

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  44. Zum Kontext über das nordatlantische Umfeld hinaus Mary Kaldor: Rüstungsbarock. Das Arsenal der Zerstörung und das Ende der militärischen Techno-Logik, Berlin 1981.

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  45. Reiner Steinweg (Red.): Militärregime und Entwicklungspolitik, Frankfurt 1989.

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  47. Henry A. Kissinger: Kernwaffen und Auswärtige Politik, München-Wien 1974, S. 3.

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  53. Mit kritischem Blick hierzu Panajotis Kondylis: Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg, Berlin 1992, S.105ff.

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  54. In manchen politischen Systemen kommt dem Druck von außen auch eine positive Bedeutung zu, etwa dem gaiatsu in Japan.

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  56. Ohne Israels Einbezug wird es keine Institutionalisierung von politischer oder ökonomischer Kooperation im Nahen Osten geben.

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  57. Hinzu kommen die kaum zu beziffernden Kosten einer regionalen Destabilisierungspolitik, vgl. z.B.: Apartheid — Terrorims. The Destabilization Report. A Report on Devastation of the Frontline States prepared by Pyllis Johnson & David Martin for the Commonwealth Committee of Foreign Ministers an Southern Africa, London u.a. 1989.

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Jäger, T., Kümmel, G. (1994). Isolation und Dissoziation in der internationalen Politik. In: von Bredow, W., Jäger, T. (eds) Regionale Großmächte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96053-5_9

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