Zusammenfassung
Aus der Fülle friedenstheoretischer Überlegungen werden im Hinblick auf die Neugestaltung Gesamteuropas vier Dimensionen bzw. konzeptuelle Bausteine für eine Leitperspektive herausgearbeitet: Rechtsstaatlichkeit, Erwartungsverläßlichkeit, ökonomischer Ausgleich und Empathie. Anders formuliert lauten die gleichermaßen theoretischen wie praktischen Orientierungspunkte: Schutz der Freiheit, Schutz vor Gewalt, Schutz vor Not und Schutz vor Chauvinismus. In diesem Sinne wird in dem Beitrag für ein konfiguratives Friedenskonzept plädiert. Die Neugestaltung Europas wird als Chance begriffen, theoretische Reflexion in Praxis zu übersetzen.
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Anmerkungen
Eine ausführliche Darlegung findet sich in Dieter Senghaas, Friedensprojekt Europa, Frankfurt/M. 1992. Noch während der “europäischen Wende” (1989/90) habe ich einen ersten Versuch in gleiche Richtung argumentierend vorgelegt: Europa 2000. Ein Friedensplan, Frankfurt 1990.
Das in diesem Zusammenhang einzig relevante neuere Buch ist E. O. Czempiel, Friedensstrategien, Paderborn 1986.
Siehe Ralf Dahrendorf, Betrachtungen über die Revolution in Europa, Stuttgart 1990.
Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, in: Friedensutopien. Kant, Fischte, Schlegel, Görres, hrsg. von Zwi Batscha und Richard Saage, Frankfurt/M. 1979, S. 44.
Siehe auch Volker Rittberger, Zur Friedensfähigkeit von Demokratien, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung “Das Parlament”, B 44/1987, S. 3–12.
Zitiert in Czempiel, Friedensstrategien (Anm. 2), S. 124. (“Wenn du den Frieden willst, sorge dich um Freiheit und Gerechtigkeit”; die Red.)
Hierzu demnächst Harald Müller, Die Chance der Kooperation, Wiesbaden 1992.
Fichtes Rezension findet sich in dem in Anm. 4 zitierten Band, S. 83–91, Zitat S. 90/91.
Siehe hierzu ausführlich Dieter Senghaas, Die moderne Entwicklungsproblematik und ihre Implikationen für Friedenspolitik, in: Asien, Afrika, Lateinamerika, Bd. 19, 1991, S. 5–19.
Siehe Dieter Senghaas: Friedrich List und die moderne Entwicklungsproblematik, in: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft. Bd. 17. 1989. S. 561–573.
Siehe Ulrich Menzel/Dieter Senghaas, Europas Entwicklung und die Dritte Welt. Eine Bestandsaufnahme, Frankfurt/M. 1986.
Karl W. Deutsch u. a., Political Community and the North Atlantic Area, Princeton 1957. Zur Kategorie der “Empathie” siehe jetzt Norbert Ropers, Vom anderen her denken. Empathie als paradigmatischer Beitrag zur Völkerverständigung, in: Reiner Steinweg (Hrsg.), Die vergessene Dimension internationaler Konflikte: Subjektivität, Frankfurt/M. 1990, S. 114–150.
Hans-Dietrich Genscher, Die neue europäische Friedensordnung, in: Europa Archiv, 45, (15/1990), S. 473–478, bes. S.478.
Über die Möglichkeiten, den “Prozeß der Zivilisation”, den Norbert Elias im nationalstaatlichen Rahmen thematisierte, auf der Ebene internationaler Politik fortzusetzen, siehe meine Überlegungen in Dieter Senghaas, Konfliktformationen im internationalen System, Frankfurt/M. 1988, Kap. I.
Früh und weit vorausdenkend hierzu Georg Picht, Was heißt Friedensforschung? Stuttgart 1971, 13–33. Neuerdings auch Wolfgang Huber/Hans-Richard Reuter, Friedensethik, Stuttgart 1990, Teil I.
Siehe auch hierzu Dieter Senghaas/Karlheinz Koppe (Hrsg.), Friedensforschung in Deutschland, Lagebeurteilung und Perspektiven für die 90er Jahre, Bonn 1990 (Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn: Dokumentation eines Kolloquiums).
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Senghaas, D. (1993). Eine friedenstheoretische Leitperspektive für das Europa nach dem Ost-West-Konflikt. In: Jakobeit, C., Yenal, A. (eds) Gesamteuropa. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96011-5_39
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