Wissenschafts- und Politikverständnis im Wissenschaftlichen Kommunismus

Zusammenfassung

Wissenschaft erfährt einschneidenden gesellschaftlichen Wandel als Veränderung ihrer Rahmenbedingungen. Sozialwissenschaft, die Politik zum Gegenstand hat, erfahrt ihn darüber hinaus als Veränderung ihres Gegenstandes. Dies trifft auch auf den Wissenschaftlichen Kommunismus zu, ist für ihn aber mit einer „tödlichen” Konsequenz verbunden. Mit dem Untergang der DDR hört der Wissenschaftliche Kommunismus als universitäre Disziplin auf zu existieren. Diese Tatsache mag zunächst dafür sprechen, daß die Genesis und Entwicklung des Wissenschaftlichen Kommunismus auf dem Hintergrund eines wissenschaftstheoretischen Finalisierungskonzepts thematisiert werden kann. Denn unbestreitbar ist, der Wissenschaftliche Kommunismus verdankt sein disziplinäres Dasein vorrangig wissenschaftsexternen Faktoren. Aber daß mit dem Untergang einer gesellschaftlichen Ordnung zugleich eine Wissenschaftsdisziplin völlig verschwindet, deutet auf etwas „Unnormales” in ihrer Existenz hin. Es verweist auf den Zustand der kognitiven Leistungen und der disziplinären Identität des Wissenschaftlichen Kommunismus. Das läßt letztlich überhaupt die Frage nach dem Status des Wissenschaftlichen Kommunismus als Wissenschaft aufkommen, eine Frage, die erst durch die genaue Analyse des empirischen Materials beantwortet werden soll. Bis dahin gehen wir von der Selbsteinschätzung des Wissenschaftlichen Kommunismus als Wissenschaft aus und analysieren ihn wie eine „Als Ob” -Wissenschaft.