Zusammenfassung
Politische Bildung wird häufig als eine Vermittlung von Kenntnissen und von Werten verstanden, die für unser Zusammenleben und für unsere demokratische Ordnung von Bedeutung sind. Sie steht dabei vor dem Problem, daß Menschen vor allem in solchen Situationen lernen, die von ihnen selbst als ‘kritisch’ erlebt werden, in denen also die Alltagsroutine nicht mehr trägt und zusätzliche kognitive, normative und emotionale Ressourcen von ihnen benötigt werden. Dies gilt um so mehr für das Erlernen von Werten und Normen, in denen bestimmte Klassen von Situationen mit entsprechenden geforderten Handlungen oder Unterlassungen verbunden werden. Pointiert formuliert: Menschen haben nicht einfach Werte, sondern brauchen sie vielmehr, um Lebenssituationen zu meistern: Tapferkeit wird ‘vor dem Feind’ benötigt; Treue in persönlichen Abhängigkeiten; Pünktlichkeit in Koordinationsprozessen; Solidarität, wenn Gruppeninteressen mit Individualinteressen konkurrieren; Leistungsstreben, wenn die Lebenschancen nicht von dem abhängen, was man bereits hat, sondern von dem, was man erwerben will. Jeder Religionslehrer, jeder Pfadfinderhäuptling, jeder Managementtrainer, jeder Gangsterboß weiß das und vermittelt Werte, indem er Ernstfälle imaginiert oder simuliert.
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© 1992 Leske + Budrich, Opladen
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Eckert, R., Willems, H. (1992). Perspektiven einer Konfliktnahen Politischen Bildung. In: Konfliktintervention. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95888-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95888-4_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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