Zusammenfassung
Die kommunale Kulturpolitik hat sich in Frankreich seit Ende des Zweiten Weltkriegs spektakulär entwickelt. Die Kultur ist in der Tat im Laufe der Jahrzehnte zu einem legitimen, manchmal sogar politisch kritischen Interventionsfeld geworden. Davon zeugen natürlich die steigenden Ausgaben, die die Städte der Kultur gewidmet haben. Es fehlt leider an Statistiken für die Gesamtheit der französischen Städte im Jahre 1945. Bekannt ist jedoch, daß in den sechziger Jahren ein bedeutender Aufschwung einsetzte, der bis Ende der achtziger Jahre anhielt. Als ein markantes Beispiel sei Bordeaux erwähnt, dessen Kulturhaushalt 1945 7,9% betrug; 1992 belief er sich auf 27%. Auch in Montpellier ist seit Mitte der siebziger Jahre eine bedeutende Entwicklung festzustellen; hier stieg der Kulturetat von 4% 1977 auf 11,7% 1982 und 14% 1994. Die Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern haben ihre Ausgaben für Kulturelles zwischen 1978 und 1987 fast verdoppelt,2 und die Städte mit mehr als 150 000 Einwohnern verwendeten 1994 im Durchschnitt 14% ihres Haushalts für Kulturelles. Nicht weniger aufschlußreich ist der Anteil der Kommunen an der Gesamtheit der öffentlichen Finanzierung in diesem Bereich. Heute tätigen sie 40,9% dieser Ausgaben und liegen damit weit vor den Departements (7,4%) und den Regionen (2%). Das nationale Kulturministerium deckt nur 19,8% der öffentlichen Kulturausgaben ab, andere Ministerien (Erziehung und Äußeres) tragen 27,4% zu den gesamten öffentlichen Kulturausgaben bei.3 Auch die Tatsache, daß die Kultur im lokalpolitischen Diskurs immer wichtiger wird, sei es im Rahmen der Stadtratsversammlungen, in Wahlerklärungen oder in Presseerklärungen, ist aufschlußreich. Die Kultur ist zu einem natürlichen Bestandteil des lokalpolitischen Lebens geworden.
Übersetzung: Karin Albert
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Literatur
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Diese von Jean-Louis Froment gegründete und bis 1996 auch von ihm geleitete Avantgardeeinrichtung wurde im Entrepôt Lainé untergebracht. Die außergewöhnliche Architektur dieses Bauwerks erlaubte großangelegte Ausstellungen. 1984 wurde das CAPC zu einem Museum für zeitgenössische Kunst.
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Vgl. zu dieser Frage Françoise Taliano-des Garets: Deux villes et leur orchestre: Bordeaux et Toulouse, deux politiques de la musique depuis 1945, in: Philippe Poirrier, Sylvie Rab, Serge Renault, Loïc Vadelorge (Hrsg.): Jalons pour l’histoire des politques culturelles locales, Ministère de la Culture, Comité Histoire, Paris: La Documentation française, 1995.
Marc Fumaroli: op.cit.; Michel Schneider: La comédie de la culture, Paris: Le Seuil, 1993
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Garets, F.Td. (1997). Die Entwicklung der städtischen Kulturpolitik in Frankreich seit 1945. In: Albertin, L., et al. Frankreich-Jahrbuch 1996. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95826-6_11
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