Syrien 1996

Zusammenfassung

Nach Jahren relativer Ruhe an der innenpolitischen Front in Syrien (S.) ereignete sich im Mai eine Serie von Bombenanschlägen, die als die schwersten seit über einem Jahrzehnt bezeichnet wurden (IHT, 12.6.). Die Anschläge begannen mit der Explosion einer Autobombe in Damaskus am 6.5., der weitere (kleinere) Explosionen in anderen Städten des Landes (Aleppo im Norden, Latakia an der Küste) und am 27.5. erneut in Damaskus folgten. In der staatlich gelenkten syr. Presse erschienen keinerlei Hinweise auf diese Anschläge. Erst die Veröffentlichung eines Berichtes der amerikanischen Botschaft in Damaskus durch das US-Außenministerium, in dem amerikanische Staatsbürger vor den Gefahren in S. gewarnt wurden, lenkte die internationale Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse in S. Von syr, Seite wurden alle Berichte über Anschläge dementiert. Der syr. Botschafter in Washington, Walid Mu’allim, sprach gegenüber der Londoner Zeitung al-Sharq al-Awsat von Gerüchten, die zu einer Zeit ausgestreut würden, da der syr. Präsident Hafiz al-Asad sich um eine gemeinsame arabische Front zur Rettung des Friedensprozesses bemühe (OJ, 6.6.). Da sich der Anschlag vom 6.5. in der Nähe der Wohnung des PKK-Führers Abdullah Öcalan ereignete, wurde gemutmaßt, daß der Anschlag ihm gegolten habe und daß der türkische Geheimdienst dahinterstand. Ein Bericht in der jordanischen Zeitung al-Bilad (vom 12.6., zit. nach SWB, 12.6.) hingegen brachte die Explosionen in Zusammenhang mit einem Umsturzversuch. Mit der Autobombe vom 6.5. in Damaskus sollte Präsident Hafiz al-Asad getroffen werden, der zum Zeitpunkt der Explosion mit seiner Autokolonne am Tatort vorbeikommen sollte, was jedoch nicht geschah.