Zusammenfassung
Bevor die einzelnen Funktionen herausgearbeitet werden, ist in einem ersten Schritt zunächst eine vorläufige Klärung der Sozialform zwischen Initiative und Institution und des Engagementtypus zwischen Selbsthilfe, sozialer Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftlichem Einsatz zu unternehmen. Die Seniorengenossenschaften werden als Initiativen von Menschen gesehen, die einerseits sozialpolitische Funktionen (z.B. als Bedarfsausgleichssysteme) erfüllen, andererseits ein eigenes — nur teilweise auf den Wohlfahrtsstaat bezogenes — Selbstverständnis artikulieren. Die allgemeinste These in diesem Kapitel lautet, daß im Verhältnis zu Selbsthilfeinitiativen, sozialem Ehrenamt und Bürgerinitiativen eindeutigere Abgrenzungen selten möglich, dynamische Überschneidungen dagegen in vieler Hinsicht festzustellen sind.
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Literatur
“Die Bereitschaft zum gegenseitigen sozialen Tausch wächst deutlich, während die Ernüchterung über die Mühen einer umfassenden Selbstverwaltung von Projekten, Agenturen und Diensten anhält — dies zeigt das Projekt ‘Seniorengenossenschaften ‘in Baden-Württemberg” (Hummel 1993: 225).
“Autonomie: Handeln aufgrund selbstbestimmter Vereinigung (…), nicht veranlaßt und geleistet von einer Organisationszentrale; Selbstgestaltung: Handeln als freiwilliges Mitgestalten, nicht nur Mitbestimmung gesellschaftlicher Tatbestände (…); Solidarität (Sozialengagement): Handeln nicht nur für sich, sondern auch für andere bzw. ein größeres Gemeinsames (…); Betroffenheit. Handeln in einem überschaubaren, von den Handelnden kompetent mitgestaltbaren gesellschaftlichen Bereich (…); Graswurzelrevolution (…); Basisdemokratie (…); Kooperationsbereitschaft: Handeln, das die kritische Zusammenarbeit mit kooperationswilligen Verwaltungen und Verbänden nicht ausschließt (…), vor allem die finanzielle Förderung (…) von Seiten des Staates; Subsidiarität (Dezentralisierung): Handeln, das sozialstaatliche Leistungen nicht zu ersetzen, sondern umzugestalten versucht; durch Abbau zentralistischer (…) (und; U.O.) Aufbau dezentraler, autonomer, gesellschaftlicher Selbstorganisation oder Mitarbeit aktiver Bürger” (Vilmar/Runge 1986: 51).
Van Til zeigt in einem Review, daß dies auch Ergebnis der wichtigeren Forschungen zu Motivationen von Volunteers ist, vgl. van Til (1988: 24ff.).
Koch- Arzberger/Schumacher unterstreichen einen solchen Befund auf der Grundlage einer Sichtung entsprechender Forschungen zu Modellprojekten und Initiativen. “Aus unseren Untersuchungsergebnissen läßt sich mit einiger Sicherheit schließen, daß der Versuch einer Auflösung der starren Rollenteilung in Helfer einerseits und Hilfsbedürftige andererseits die grundlegendste sozialpolitische Neuerung im Konzept der ‘Privaten Unterstützungsnetze ‘und damit Herausforderung für die praktische Arbeit ist. Gegenseitigkeit und Austausch von Leistungen haben wir ausschließlich gefunden bei Selbsthilfegruppen im engeren Sinne, d.h. bezogen auf eine gleichartige Problemlage, die die Mitglieder der Initiative verbindet” (Koch-Arzberger/Schumacher 1990: 67).
Dieser Ansatz hat — schon bezogen auf die Vergangenheit und Gegenwart — eine Reihe empirischer Argumentationen veranlaßt. Die konzeptionellen Bezugspunkte variieren zwar, regelmäßig aber steht ein Produktivitätsaspekt im Vordergrund. Vgl. z.B. die jüngste deutsche Debatte um die Produktivität des Alters (Knopf/Schäffter/ Schmidt 1989), oder die Präsentation einer größeren amerikanischen Studie, die resümiert, “that today’s older adults do contribute in productive ways to this society by performing formal volunteer work and providing informal help to family members and friends at levels of effort roughly comparable to those for young and middle-aged adults” (Herzog u.a. 1989: 137). Das verwendete Konzept produktiver Aktivität hat allerdings einen ökonomistischen Bias, denn es faßt zusammen “activities that earn or save money or (…) help others in ways for which a market value can plausibly be imputed. Productive activities thus include paid work in both the regular und irregular economy, and work inside and outside the household. (…) Out come benefits are implied in our definition and are represented by the market value of the activity and by a subjective assessment of benefits” (Herzog u.a. 1989: 130f.).
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Otto, U. (1995). Engagement zwischen Selbsthilfe, Ehrenamt, Bürgerinitiativen und Staatstätigkeit. In: Seniorengenossenschaften. Perspektiven der Sozialpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95790-0_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95790-0_8
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