Zusammenfassung
In der gängigen sozialwissenschaftlichen Sozialpolitikforschung kommt der Institution des Wohlfahrtsstaates die funktionale Bestimmung zu, für jene unabdingbarenmateriellen Reproduktionsbedürfnisse der Individueneinzustehen, die den Arbeitsmarkt als primären gesellschaftlichen Versorgungsmechanismus kapitalistischer Sozialsysteme zunehmend überfordem. In dieser Sicht kommt der Staat als abhängige Variable der sozioökonomischen Umwälzungen im Prozeß kapitalistischer Modernisierung ins Spiel; Sozialpolitik ist dann in ihrem Kem deckungsgleich mit kompensatorischen Programmen des Lohnersatzes, die die Form staatlicher Transfer- oder parastaatlicher Versicherungsleistungen annehmen; schließlich, und eng damit zusammenhängend, wird als primäres (wenn nicht tendenziell einziges) Wirkungsfeld sozialpolitischer Maßnahmen die Aufhebung von wie auch immer bestimmten Versorgungsdefiziten angegeben, bzw. — positiv gewendet — die Verbesserung gesellschaftlicher Teilhabemöglichkeiten (vgl. stellvertretend für viele Kaufmann 1982: 56–58; klassisch auch Marshall 1975: 11–16). Insoweit aus dieser Forschungsperspektive die Widersprüche wohlfahrtsstaatlicher Politik thematisiert werden, konzentriert sich das Interesse in der einen oder anderen Weise auf die sozialen Folgewirkungen sozialstaatlicher Garantien, auf die potentiell dysfunktionalen und desintegrativen Wirkungen sozialpolitischer Intervention (vgl. hierzu Vobruba 1983: 112).
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Literatur
‘Staat’ und ‘Markt’ sind somit die vorrangigen Ordnungsprinzipien kapitalistischer Gesellschaften, die der dritten für gewöhnlich unterschiedenen sozialen Steuerungsinstitution, der ‘Gemeinschafr’ (d.h. demprivaten Haushalt bzw. der Familie), die von dieser subsidiär zu erfüllenden Vergesellschaftung- und Reproduktionsfunktionen zuweisen.
Zum Paradoxon der Entstehung “staatlicher Handlungsprobleme aus — systemisch notwendiger-vorheriger staatlicher Intervention” vgl. ausführlich Vobruba(1983:83–128, hier 83), dessen Argumentation an Claus Offes (1972: 27–63) Erklärungsmuster “der bestandsnotwendigen Ausbildung strukturfremder Systemelemente” anknüpft (hier. 38; Hervorh. im Orig.).
Zu den Potentialen und Grenzen eines institutionalistischen Analysemodells, das “die institutionellen und verfahrensmäßigen Kontextbedingungen des Handelns” betont, sowie zu dessen notwendiger Ergänzung durch handlungstheoretisch orientierte Forschungsansätze vgl. exemplarisch Offe (1989: 755–774, hier. 756).
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Lessenich, S. (1995). Einleitung: (De-)Regulierung des Arbeitsmarktes als Sozialpolitik. Der Fall Spanien. In: Wohlfahrtsstaat, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik in Spanien. Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95765-8_1
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Online ISBN: 978-3-322-95765-8
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