Zusammenfassung
Im politischen, speziell entwicklungspolitischen ebenso wie im politologischen Diskurs der neunziger Jahre spielen Fragen der Demokratisierung eine herausgehobene Rolle. Das liegt zu einen daran, daß mit dem Ende des Ost-West-Konflikts demokratische Entwicklungen weltweit eher möglich wurden, zum anderen daran, daß Entwicklungspolitik neue Legitimation — neben ihrem Ausweis als Teilbereich einer globalen Sicherheitspolitik1 — sucht. Die aus dem Bundestag an die Bundesregierung gerichteten Anfragen, die sich auf die weltweite Durchsetzung der Menschenrechte beziehen, lassen sich inzwischen kaum mehr übersehen.2 Die Bundesregierung selbst definierte in ihrem Weißbuch 1994 die weltweite Durchsetzung von Demokratie als zentrales nationales Interesse Deutschlands. Die Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands wird demnach u.a. geleitet von folgendem Interesse und versucht demnach zu verwirklichen „die weltweite Achtung des Völkerrechts und der Menschenrechte und eine auf marktwirtschaftlichen Regeln basierende gerechte Wirtschaftsordnung; denn die Sicherheit der einzelnen Staaten ist nur in einem System globaler Sicherheit mit Frieden, Recht und Wohlergehen für alle gewährleistet.“3 Dieser Anspruch wurde zwar in Kommentaren als zumindest vollmundig kritisiert; er muß aber als Richtschnur für das konzertiert-kollektive Handeln im Rahmen deutscher Auslandshilfe angesehen werden.
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Literatur
Vgl. hierzu beispielsweise Franz Nuscheier: Internationale Migration. Flucht und Asyl, Opladen 1995, S. 19–103.
Vgl. statt vieler die Anträge der Fraktionen zum Lomé-Abkommen, in: WIB 2/90-XIX/141, S58.
Weißbuch 1994 zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage und Zukunft der Bundeswehr, Bonn 1994, S.42.
Vgl. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit: Kriterien der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. Informationsvermerk für den Bundestagsausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit 16/92.
Dieter Nohlen/Franz Nuscheier: Was heißt Entwicklung?, in: Dies (Hrsg.): Handbuch der Dritten Welt Bd.1: Grundprobleme, Theorien, Strategien, Bonn 1992, 3. Aufl., S.71ff.
Vgl. hierzu die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags 12/7752; zur Annahme durch den Bundestag, WIB 13/94-XIX/452, S.83.
So der Titel der UNESCO-Sources Nr.29 vom September 1991.
Makroökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit werden in entwicklungspolitischen Konzeptionen häufig an die Bedingung sozio-ökonomischer „Freiheit zur Eigenentwicklung“der betroffenen Gesellschaften gebunden. Vgl. hierzu auch Hans-Jürgen Harborth: Dauerhafte Entwicklung statt globaler Selbstzerstörung, Berlin 1993, 2. Aufl.
Franz Nuscheier: Gegen den entwicklungspolitischen Pessismismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B12 1996, S.8.
Vgl. hierzu den Beitrag von Wilfried von Bredow, Thomas Jäger und Gerhard Kümmel.
Zu solchen Strategien vgl. Meredith Woo-Cumings: The „New Authorianism“in east Asia, in: Current History, Nr. 587 1994, S.413–416.
Carl-Dieter Spranger: Menschenrechte und politisch-gesellschaftliche Beteiligung in Afrika, in: Entwicklung und Zusammenarbeit, H.1 1994, S.3.
Vgl. hierzu auch Samuel P. Huntington: The Third Wave. Democratization in the Late Twentieth Century, Norman/London 1991.
Franz Nuscheier: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1994, 4. Auflage, S. 25.
Wir möchten an dieser Stelle lediglich an die Protektionismus-Debatte in den Industrieländern erinnern. Sie wird „rückwärtsgewandt“geführt, wenn der Schutz von Arbeitsplätzen debattiert wird, „zukunftsgerichtet“im Diskurs über technologische Hegemonie. Vgl. Konrad Seitz: Die neue Welt der Geo-Ökonomie: Das globale Ringen um die technologische Vorherrschaft, in: Karl Kaiser/Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die neue Weltpolitik, Bonn 1995, S.247–264.
Parallel zur Debatte über das Scheitern der Demokratisierung in der Dritten Welt hat auch in den Staaten des Nordens eine — nicht zuletzt vom Ende der antagonistischen Systemauseinandersetzung inspirierte — Debatte über die strukturellen Krisen der Demokratie begonnen. Vgl. Thomas Jäger/Dieter Hoffmann (Hrsg.): Demokratie in der Krise? Zukunft der Demokratie, Opladen 1995.
Vgl. hierzu auch den Beitrag von Helmut Zell.
Vgl. beispielsweise die Kritik an der China-Politik des Westens, z.B. Christph Bertram: Der Riese grollt, in: Die Zeit, 28.6.1996, S.1. Mit der Aufnahme von Entwicklungshilfe-Projekten in der Volksrepublik China wird die Partizipation der dortigen gesellschaftlichen Gruppen thematisiert werden müssen.
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Journalisten-Handbuch Entwicklungspolitik 1996, Bonn 1996, S.294.
Hierbei ist auf die Modelle autozentrischer Entwicklung hinzuweisen; vgl. Dieter Senghaas: Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik. Plädoyer für Dissoziation, Frankfurt/M. 1978, S. 215.
Vgl. hierzu Southern Africa H.7 1989: Structural Adjustment and Liberalisation. What does it mean for the rich and the poor?; auch Guy C.Z. Mhone: Beyond Structural Adjustment: The Need for a Dirigist State, in: Southern Africa, H.2 1993, S. 41–47.
Wir können es uns gerade im Kontext den Demokratie in Entwicklungsländern nicht verkneifen, auf die Charakterisierung des politischen Systems Großbritanniens durch Lord
Hailshamals als „elected dictatorship“hinzuweisen; hierzu sein Buch The Dilemma of Democracy: Diagnosis and Presciption, London 1978.
Vgl. hierzu John McGarry/Brendan O’Leary (Eds.): The Politics of Ethnic Conflict Regulation, London/New York 1993.
Vgl. hierzu Uwe Schimank: Theorien gesellschaftlicher Differenzierung, Opladn 1996, S. 53–69. Zu den vielfältigen Aspekten dieser Prozesse vgl. für das Beispiel Ruanda: der überblick Nr.1 1996: Ruanda — Alptraum ohne Ende, S. 4–74.
Vgl. hierzu auch Robert Chambers: Shortcut and Participatory Methods for Gaining Social Information for Projects, in: Michael M. Cernea (Ed.): Putting People First. Sociological Variables in Rural Development, Oxford 1991, 2.Aufl., S. 515–537.
Norman Uphoff: Fitting Projects to People, in Cernes (FN 25), S.489.
Vgl. Jennifer A. McCracken/Jules N. Pretty/Gordon R. Conway: An Introduction to rapid Rural Appraisal for Agricultural Development, London 1988.
Beispielsweise Jennifer McCracken: Participatory Rapid Rural Appraisal in Gujarat: A Trial Model for the Aga Khan Rural Support Programme (India), London 1988. Vgl. auch Anne Roquet: Do Farmers and Advisers Speak the Same Language?, in: GTZ (Hrsg.): gate, Nr. 2 1993, S. 22–27.
Michael Schönhuth/Uwe Kievelitz: Partizipative Erhebungs- und Planungsmethoden in der Entwicklungszusammenarbeit: Rapid Rural Appraisal, Participatory Appraisal. Eine kommentierte Einführung, Eschborn 1993, S. 5.
Volker Kasch/Jutta Barth: Haben NROs eigene Bewertungskriterien?, in: Entwicklung und Zusammenarbeit, H. 8 1996, S. 205.
Vgl. hierzu auch GTZ: Monitoring und Evaluierung in Projekten der Technischen Zusammenarbeit. Ein Orientierungsrahmen, Eschborn 1992.
Michael Schönhuth/Uwe Kievelitz: Partizipative Erhebungs- und Planungsmethoden in der Entwicklungszusammenarbeit: Rapid Rural Appraisal, Participatory Appraisal, Eschborn 1993, S. 21.
Vgl. hierzu auch Wilhelm Hofmeister: Wohin weht der Wind des Wandels in Afrika?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.3.1995, S. 10.
Die Folge unserer Analyse müßte sein, daß dem Aufbau von autonomen Partnerorganisationen eigenes Gewicht und damit auch eigene finanzielle Mittel zugewiesen werden müßten. Denn die Entwicklung dieser gesellschaftlichen Akteure erfordert einen Transfer an Organisation, Wissen und integrierten Arbeitsstilen, die nicht vorausgesetzt, sondern erst geschaffen werden müssen.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Becker, R., Jäger, T. (1997). Demokratie-Test: über die Bedeutung von Demokratisierung bei der Evaluierung von Projekten in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. In: von Bredow, W., Jäger, T. (eds) Demokratie und Entwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95759-7_13
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