Skip to main content

Wirtschaft und Herrschaft, Gewalt und Recht. Politische Soziologie und Herrschaftserklärung

  • Chapter
  • 70 Accesses

Part of the book series: Studienbücher zur Sozialwissenschaft ((SZS))

Zusammenfassung

Wie sieht nun die Macht und Herrschaft aus, die Normbildung und Normanwendung, Devianz und Konformität erklären kann? Welche Strukturen weist sie auf ? Worauf ist sie selbst zurückzuführen? Eine Reihe gegenwärtig stark beachteter Theorien über diesen Zusammenhang wird von marxistisch inspirierten Erklärungen politischer Herrschaft gebildet. Diese Ansätze sind in sich sehr differenziert. Es gibt Positionen, die schlicht eine Abhängigkeit der Normen und Gesetze von der Politik einerseits und der Politik von der Ökonomie andererseits postulieren und die wir hier nicht weiter betrachten wollen. Crosland hat — seine Kritik allerdings unzulässigerweise auf alle marxistischen Ansätze anwendend — über sie gesagt: „Einer der Fehler, den Marxisten auf der Basis einer falschen Analyse der Natur des politischen Konflikts immer machen, war in geradezu absurder Weise, Gesetze der ökonomischen Konsequenzen der politischen Demokratie zu unterschätzen“(S. 87).

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   49.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Kapitel 2

  1. Für Lassalle war Kampf um die Herrschaft der Kampf um das Recht.

    Google Scholar 

  2. Es gibt ein Modell bei Narr und Offe, in dem fast eine Kettenkonzeption vertreten wird. Dort ist es die Ökonomie, die kapitalistische Wirtschaftsstruktur, die Imperative oder den Zuschnitt der Politik des Staatsapparates setzt, der wiederum erzeugt oder konsolidiert die Ideologie, das motivatio-nale Substrat empirischer Einstellungen und des politischen Verhaltens (vgl. Narr/Offe S. 31). Daß dabei die Eigengewichtsthese stark in den Hintergrund tritt, ist offenbar.

    Google Scholar 

  3. Die entsprechenden Ausführungen Offes in seiner Arbeit von 1972a sind dazu lesenswert, da er in recht differenzierter Argumentation seine Behauptung zu belegen versucht, die genannten Institutionen wirkten als Selektionsmechanismen. Auch wenn man seinen Thesen kritisch gegenübersteht, bekommt man hier eine Fülle von Suchanweisungen und Anregungen für anders angesetzte Untersuchungen politischer Herrschaft.

    Google Scholar 

  4. Narr sieht stärker als Offe die Abhängigkeit staatlicher Herrschaft von der Ökonomie:,,Die Mechanismen der Abhängigkeitshaltung des Staates sind zahlreich und nicht beiläufig: von der Kriseninduktion qua Investitionsdrosselung und Entlassung bis hin zum verbindenden Herrschaftsinteresse zwischen Staat und Kapital, das ohne alle Elitezirkulation und ohne direkte Beeinflussung Geltung hat“(1974, S. 168 f.). So gibt es denn auch explizit kritische Äußerungen zu Offes Konzeption:,,Das Interesse des Monopolherren, des längst versachlichten Staatsapparates, ist weniger ein narzißtisches,Interesse an sich selber‘, an Herrschaft um der Herrschaft willen, obwohl eine Mischung aus Karriere und Dominanzinteresse eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt. Das Herrschaftsinteresse ist innig verknüpft mit und bezogen aus den sozialen und ökonomisch-kapitalistischen Inhalten der Herrschaft, ausgedrückt in der strukturgewordenen Interessenverknüpfung zwischen Staat und Kapital“(Narr 1980 b, S. 556).

    Google Scholar 

  5. Habermas trennt hier schärfer und hält allerdings auch das ökonomische System für durchsetzungsfähiger. Er bringt das Verhältnis von ökonomischem und politischem System auf die Formel, „daß die Erfüllung der funktionalen Notwendigkeiten systemisch integrierter Handlungsbereiche an der Integrität der Lebenswelt, d.h. an den Forderungen der auf soziale Integration angewiesenen Handlungsbereiche ihre Grenze finden soll“(1981, 2, S. 507). Aber das ökonomische System benötigt zum Funktionieren Freisetzung von diesen Restriktionen. „Der systemische Eigensinn des Kapitalismus läßt sich gesellschaftstheoretisch auf die Formel bringen, daß die funktionalen Notwendigkeiten der systemisch integrierten Handlungsbereiche erforderlichenfalls auch auf Kosten einer Technisierung der Lebenswelt erfüllt werden sollen“(1981, 2, S. 507 f.).

    Google Scholar 

  6. An dieser Stelle fällt die große Ähnlichkeit der Analyse zu Elias auf. Bei Elias ist der König an Steuereinnahmen vital interessiert, fördert alles, was dazu führt, und verwendet sie dann, um seine Herrschaft aufzubauen, zu festigen und auszubauen.

    Google Scholar 

  7. Aussagen Offes, wie: „Das empirische Kräfteverhältnis gesellschaftlicher Interessengruppen (ist) nicht als vorpolitisch-naturwüchsiges, sondern als ein labiles Gleichgewicht (zu betrachten).., dessen Gewichte vom Staatsapparat verteilt werden“(1972a, S. 139), werden überfolgert, wenn daraus Offe die generelle These zugeschrieben wird, „Machtbasen werden selber wieder vom Staatsapparat bzw. vom politischen System ‚verteilt‘“(Zeuner, S. 167).

    Google Scholar 

  8. Auch dies erinnert wieder stark an Elias’ Analyse des Königsmechanismus: Dort mußte der französische König auch das Verhältnis von Adel und Bürgertum immer wieder neu regeln, um a) seine eigene Funktion zu erhalten und b) immer wieder Machtmittel in die Hand zu bekommen. Man könnte in Analogie zu Elias’ Königsmechanismus die von Offe herausgearbeitete Struktur „Staatsmechanismus“nennen. Zeuner beklagt an einer Stelle die fehlende „Bestimmung des historischen Charakters des staatlichen Organisationsmittel-Monopols“(S. 172). Man kann aber zeigen, daß sich diese zwanglos durch eine Integration von Ergebnissen von Forschungen Elias’ mit Offes Thesen erzielen läßt.

    Google Scholar 

  9. An anderer Stelle nennt Offe als Organisationsmittel Gesetze und Maßnahmen, Haushalte und Gerichtsurteile, Einsätze der Staatsgewalt (1975, S. 13). Narr/Offe nennen die Instrumente der Bürokratie, der eigenen Steuern, des Bezuges auf die Loyalität der Massen. Offe nennt an anderer Stelle drei Methoden der politischen Steuerung: Verbote und Anreize, flankierende und kompensierende Maßnahmen, Regelungen des Binnenverhältnisses von Organisationen (1975, S. 85 ff.).

    Google Scholar 

  10. Offe analysiert diesen Zusammenhang sehr detailliert (1975, S. 169).

    Google Scholar 

  11. Zu Narrs und Offes (S. 28) scharfer Formulierung vom „selbstgeschaffenen Fundament scheindemokratischer Akklamation“, meint Habermas, dies sei „die grundlegende empirische Frage, die das normative Selbstverständnis der Demokratie zentral berühren würde, (und die) ins politische Alltagsbewußtsein normalerweise nicht vordringt“(1981, 2, S. 510). Auch bei Offe gibt es vergleichbare Formulierungen, es fehlt aber die klare Feststellung, daß darüber nicht vorab, sondern nur auf Grund von Erfahrung entschieden werden kann.

    Google Scholar 

  12. Ähnlich kritisiert auch Zeuner Narr und Offe (vgl. Zeuner, S. 169).

    Google Scholar 

  13. Auch hier neigt Habermas eher zu einer Bewertung, die dem politischen System und der legitimierenden Basis eine etwa gleich starke Stellung einräumt: „Die über Parteienkonkurrenz hergestellte Willensbildung ist nämlich Resultante aus beidem: dem Druck von kommunikativen Wert- und Normbildungsprozessen einerseits, dem Stoß von Organisationsleistungen des politischen Systems andererseits“(Habermas, 1981, 2, S. 509).

    Google Scholar 

  14. Schaut man sich diese Gewalttheorie an, dann gibt es viele Thesen, die es durchaus fragwürdig erscheinen lassen, Narr hier in die Nähe materialistischer Erklärungsansätze zu bringen. Hier folgt Narr Weber viel mehr als Marx. Wenn wir Narr dennoch so einordnen, dann aus folgenden Gründen: 1. Stärker noch als Offe betont er das Schwergewicht der Ökonomie. 2. In seiner Bestimmung des Verhältnisses von Gewalt und Recht steht er traditionell materialistischen Erklärungsansätzen näher als herrschaftssoziologischen.

    Google Scholar 

  15. Narr meint dazu: „Herrschende Gewalt herrscht nicht nur im Gewaltmittel, in der allgemeinen gesellschaftlichen Ziel- und Handlungsbestimmung, sie herrscht auch in der Sprache, in Symbolen, in den gängigen Begriffen, ja sie herrscht noch in den Auseinandersetzungs- und gegebenenfalls Widerstandsformen, die gegen sie gerichtet sind“(1980b, S. 561).

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1983 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Haferkamp, H. (1983). Wirtschaft und Herrschaft, Gewalt und Recht. Politische Soziologie und Herrschaftserklärung. In: Soziologie der Herrschaft. Studienbücher zur Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95698-9_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95698-9_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-21635-5

  • Online ISBN: 978-3-322-95698-9

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics