Zusammenfassung
Bis in die 1990er Jahre wurden die sozialen Dienste in Deutschland vorwiegend von den freien Wohlfahrtsverbänden (Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz usw.) erbracht und nach dem ‚Bedarfsdeckungsprinzip’ finanziert. Dabei wurde der Gesamtbedarf durch die öffentliche Hand ermittelt und die notwendigen Hilfeleistungen unter die freien Träger verteilt. Ein Wettbewerb zwischen unterschiedlichen ‚Anbietern’ spielte kaum eine Rolle. Diese Situation begünstigte eine fachspezifische Professionalisierung und Differenzierung von Diakonie und Caritas im Bereich der sozialen Dienste. Die Frage nach dem christlich-diakonischen Profil dieser Arbeit war zwar auf der Legitimationsebene immer virulent (Diakonie aus Barmherzigkeit, Hilfe für die Benachteiligten, Wiederherstellung bzw. Unterstützung eines selbstbestimmten Lebens) und begleitete auch die sozialpolitischen Aktivitäten der diakonischen Verbände (anwaltschaftliche Diakonie, Diakonie der Gerechtigkeit bzw. Versöhnung, weltweite ökumenische Diakonie), trat aber in der Praxis der sozialen Dienste häufig in den Hintergrund. Gründe hierfür waren die Pluralisierung und Entkirchlichung der Mitarbeiterschaft wie der Klienten, aber auch ein hohes Maß an ethischer Selbstgewissheit der gesellschaftlich ausschlaggebenden Bevölkerungsgruppen.,Man’ meinte davon ausgehen zu können, dass Solidarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als christlich-kulturelles Erbe gesamtgesellschaftlich fest verankert seien und sich auf dieser ethischen Basis soziale Konflikte immer ,partnerschaftlich’ lösen ließen. Mit der Parole ‚verantwortliche Gesellschaft’ konnten sich die meisten gesellschaftlichen Gruppen identifizieren. Sie verschaffte auch den Einzelnen in und außerhalb sozialer Einrichtungen soziale Anerkennung und hinreichende innere Gewissheit bei jedwedem sozialen Engagement.
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Literatur
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Schmidt, H. (2005). Marktorientierung und Gerechtigkeit in der Diakonie. In: Eurich, J., Brink, A., Hädrich, J., Langer, A., Schröder, P. (eds) Soziale Institutionen zwischen Markt und Moral. Forschung Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95696-5_3
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