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Zusammenfassung

Der Begriff Mobilität bezieht sich auf die Bewegung von Personen in der Gesellschaft. In der Regel werden räumliche Mobilität (Bewegungen von Ort zu Ort, Wanderungen) und soziale Mobilität unterschieden. Einige Aspekte der räumlichen Mobilität werden in Kapitel 15.5 behandelt. Mit sozialer Mobilität ist der Wechsel von Personen zwischen sozialen Positionen gemeint, dazu gehört insbes. der Wechsel zwischen Berufsgruppen oder Schichten. Mobilitätsprozesse verlaufen sehr vielschichtig, daher hat die Soziologie eine ganze Reihe von Begriffen entwickelt, die unterschiedliche, meist miteinander zusammenhängende Aspekte der sozialen Mobilität beleuchten. Bereits Max Weber (1976, 177) unterschied zwischen Generationenmobilität (oder: Intergenerationenmobilität) — dem Schichtwechsel in der Generationenfolge, von der Elterngeneration auf die Kindergeneration — und Karrieremobilität (oder: Intragenerationenmobilität), dem Schichtwechsel im Verlaufe einer individuellen Lebensgeschichte. Von dem russisch-amerikanischen Mobilitätsforscher Pitirim A. Sorokin (1927) stammt die Unterscheidung zwischen horizontaler und vertikaler Mobilität, von horizontalen Bewegungen zwischen Positionen, die von ihrem Rang her auf einer Ebene liegen, und vertikalen Bewegungen zwischen höher oder niedriger gelegenen Positionen, also sozialen Aufstiegen bzw. sozialen Abstiegen. Theodor Geiger (1962, 1962a) trennte zwischen individueller Mobilität, dem Übergang von einzelnen Personen von einer Schicht in die andere, und kollektiver Mobilität, dem sozialen Aufstieg oder Abstieg einer ganzen Gruppe; kollektive Mobilität ist danach z. B. der soziale Aufstieg der Volksschullehrer durch die Akademisierung ihrer Ausbildung. Geiger wies auch mit Nachdruck auf die doppelte Dynamik der Mobilitätsvorgänge hin: nicht nur Individuen bewegen sich ständig zwischen den Positionen und Schichten (Fluktuationen) auch das Positionsgefüge selbst, das Berufs- oder Schichtgefüge, befindet sich in permanenter Bewegung; es verändert ständig seine Struktur (Umschichtungen). Der Strukturwandel „zwingt“ die Menschen, ihre Positionen zu wechseln. Schrumpfende Gruppen — z. B. die Bauern — verdrängen Menschen, sie üben einen Abstoßeffekt aus; expandierende Gruppen — z. B. die Dienstleistungsschichten —ziehen Menschen an, sie üben einen Sogeffekt aus. Der Einblick in die Zusammenhänge von Umschichtungen und Fluktuationen (vgl. S. 87f.) veranlaßte ihn, zwischen „kategorischem“ und „individuellem“ Positionswechsel zu unterscheiden (Geiger 1939, 631). Der Mobilitätsforscher Yasuda (1964) nannte diese beiden Aspekte der Dynamik später Strukturmobilität und Zirkulationsmobilität. Die erstere wird durch Strukturwandel „erzwungen“, die andere ist „überschüssige“ Mobilität und vollzieht sich unabhängig von den Veränderungen im Positionsgefüge.

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Anmerkungen

  1. Berechnet nach Noll 1985, 481f.; zum Übergewicht der Aufstiegsmobilität vgl. auch Müller 1975, 77; Kleining 1975, 286f.; Herz 1983, 163; Kappelhoff/!’eckenberg 1987, 319.

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  2. Zusammenfassung der Ergebnisse nach Handl 1993; Handl 1991, 706f.; Handl 1988, 94f., 117ff., 165ff.; Ballerstedt/Glatzer 1979, 311; Mayer 1977, 185ff.

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  3. Ein Überblick über Ansätze, Konzepte und Ergebnisse der DDR-Mobilitätsforschung bei Geißler 1996a.

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  4. Autorenkollektiv 1985, 76f.; Krambach 1986, 241; Krambach 1988, 124f.

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  5. SOEP, Arbeitsmarkt-Monitor, BISS-Surveys, MPI-Lebenslaufstudie, KSPW-Befragung, isda-Umfragen.

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  6. Adler/Kretzschmar 1995, 18 (60% 1994 ); Diewald/Sgrensen 1996, 70 (ca. zwei Drittel 1993); vgl. auch Berger u. a. 1996, 39 (64% 1991).

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  7. Die zusammenfassende Skizze der Mobilitätsprozesse basiert im wesentlichen auf Adler/ Kretzschmar 1995, Schenk 1995 und 1996 sowie Diewald/Sorensen 1996. Weitere Einzelheiten zu den Mobilitätschancen und -risiken einzelner Schichten sind in den Kap. 5–9 dargestellt.

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  8. Studien zum Schicksal spezifischer Gruppen im Umbruch — z. B. zu den „neuen Selbständigen“ (vgl. S. 119ff.) oder zur höheren sozialistischen Dienstklasse (vgl. S. 162) — zeigen ebenfalls, daß Qualifikationen aus DDR-Zeiten an die neue Situation „anschlußfähig” sein können.

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  9. Weitere Einzelheiten mit empirischen Belegen bei Geißler 1995, 126ff. In welchem Ausmaß die genannten Folgen hoher Dynamik direkt mit sozialer Mobilität zusammenhängen, ist bisher empirisch nicht geklärt.

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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Geißler, R. (1996). Soziale Mobilität. In: Die Sozialstruktur Deutschlands. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95660-6_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95660-6_11

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12923-5

  • Online ISBN: 978-3-322-95660-6

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