Zusammenfassung
In den 80er Jahren schien sich, manifestiert durch William Gibsons Roman Neuromancer (1984) und diesem anverwandte Texte, eine neue Strömung innerhalb der Science Fiction herauszubilden. Etwas derartiges hatte seit der „New Wave“ der 60er Jahre auf sich warten lassen und wurde daher von der amerikanischen Sciencefiction-Landschaft, den Redaktionen einschlägiger Zeitschriften und innerhalb der „Neuromantik“-Turbulenz selbst von treibenden Protagonisten (allen voran Bruce Sterling) umso heftiger herbeigewünscht. Neuromancer strich 1985 — was kein anderer Science-fiction-Roman zuvor geschafft hatte — alle großen Preise des Faches (den Hugo, Nebula, Locus sowie Philip K. Dick Award) ein. Drei, vier Jahre später, also in etwa nach der Fertigstellung der Gibson-Trilogie — Neuromancer, Count Zero (1986) und Mona Lisa Overdrive (1988) -, war die „Strömung“ jedoch als Medienereignis längst passé und als ein weiteres literarisches Element dem riesigen Pool der Science-fiction beigemengt1. So die offizielle Version, die an Gibsons verdientem Erfolg nicht rütteln, an dem, was damit zum Ausdruck kam, aber auch nicht weiter rühren wollte.
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Literatur
Das Heyne-Lexikon der Science Fiction Literatur etwa sieht es - wohl auch der notwendigen Kürze wegen - etwas lapidar in den “spekulativen Möglichkeiten, die eine zukünftige Elektronik bieten könnte”, begründet. Vgl. Hans J. Alpers et al.: Lexikon der Science Fiction Literatur. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe in einem Band. München: Heyne 1987, 45.
Vgl. V. Omniaveritas (alias Bruce Sterling): Die Neue Science Fiction. In: Atomic Avenue. Cyberpunk: Stories & Fakten. Hg. von M. Nagula. München: Heyne 1990, 448–458. Die Kompilation Atomic Avenue, im Weiteren als AA zitiert, enthält neben einer Reihe mehr oder weniger “cyberpunkiger” Texte eine Bibliographie der bis 1990 übersetzten Romane und Storys, sowie einige Sekundärliteratur, auf die noch kursorisch einzugehen sein wird.
Vgl. B. Sterling: Vorwort. In: William Gibson: Cyberspace. Science Fiction einer neuen Generation. München: Heyne 1990, 9–13.
L. McCaffery: Ein Gespräch mit William Gibson. In: AA. 461; zu Gibsons Entwicklung siehe auch Michael Nagula: Die Nullstelle der Wahrnehmung. William Gibson und der Cyberpunk. In: MLO, 337–361.
Für weiterführende Analysen und Verortungen siehe B. McHale: Elements of a Poetics of Cyberpunk. In: Critique–Studies in Comtemporary Fiction, Vol. 23 (1992), Heft 3, 149–175;
C. Sponsler: Cyberpunk and the Dilemmas of Postmodern Narrative–The Example of William Gibson. In: Contemporary Literature, Vol. 33 (1992), Heft 4, 625–644.
Vgl. die Texte in Jean Baudrillard: Kool Killer oder Der Aufstand der Zeichen. Berlin: Merve 1978, speziell “Unser Theater der Grausamkeit” (1977).
Zur angesprochenen Lesart siehe Donna J. Haraway: Simians, Cyborgs, and Women. The Reinvention of Nature. London/New York: Routledge 1991;
T. Foster: Incurably Informed, the Pleasures and Dangers of Cyberpunk. In: Genders, 18/1993, 1–10;
T. Foster: Meat-Puppets or Robopaths, Cyberpunk and the Question of Embodiment, ebd. 1993 11–31.
T. Leary: Der Cyber-Punk: Das Individuum als Realitätspilot. In: AA, 498f.
Wie Norman Spinrad richtigerweise betont hat, ist Case, der zentrale Held in Neuromancer, “ein intellektueller Punk, kein simpler Greaser. Die ‘Cyber’-Hälfte der Gleichung bestimmt seine Intellektualität.” N. Spinrad: Die Neuromantiker. Nachwort. In: N, 353.
B. Sterling: Vorwort (1986). In ders. (Hg.): Spiegelschatten. München: Heyne 1988, 14; kritisch hierzu auch N. Nixon: Cyberpunk - Preparing the Ground for Revolution or Keeping the Boys Satisfied. In: Science-Fiction Studies, Vol. 19 (1992), Juli-Heft, 219–235.
Für eine differenziertere Analyse der angesprochenen Ideologien siehe Diedrich Diedrichsens Ausführungen zu den 1988/89 von Raymond Pettibon gedrehten Subkultur-Videos: Archäologie amerikanischer Anarchismen. In: Texte zur Kunst, 2. Jg. (1992), Heft 5, 119–129.
J. Shirley: Wölfe des Plateaus. In: AA, 78–100;
J. Shirley: Eclipse. München: Heyne 1991.
Zur zweiten Historikergeneration um die Zeitschrift Annales E.S.C. siehe die drei programmatischen Bände Faire de l’histoire. Hg. v. J. Le Goff/P. Nora. Paris: Gallimard 1974;
M. Bloch/F. Braudel/L. Febvre u.a.: Schrift und Materie der Geschichte. Hg. v. C. Honegger. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1977.
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Geser, G. (1996). Cyberpunk: Techno-Pop / Techno-Fiction. In: Döring, J., Jäger, C., Wegmann, T. (eds) Verkehrsformen und Schreibverhältnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95656-9_15
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