Zusammenfassung
„Das Gegeneinander der Geschlechter bestimmt die kommenden Jahre.“ So fasst Ulrich Beck (1990: 24) seine Thesen über die Auswirkungen von Modernisierungs- und Individualisierungsprozessen auf das Geschlechterverhältnis zusammen. Neben der Auflösung eindeutiger und verbindlicher Geschlechtsrollen und damit einhergehenden habituellen Verunsicherungen (vgl. hierzu Meuser in diesem Band), untergrabe die Industriegesellschaft mit den Freisetzungen aus den ständischen Zuweisungen des Geschlechts ihre eigene Lebensgrundlage. Während die geschlechtsspezifische Teilung von Haus- und Erwerbsarbeit schon lange nicht mehr selbstverständlich sei (Beck 1990: 40), seien die entsprechenden „institutionellen Strukturen“ konstant geblieben. Die Bewältigung der daraus resultierenden „Jahrhundertkonflikte“ müsse daher innerhalb der Kleinfamilie (oder anderen Formen partnerschaftlichen Zusammenlebens) geleistet werden (ebd.: 43). Konflikte und Kämpfe um Einfluss und Ressourcen innerhalb einer Partnerschaft seien so vorprogrammiert. Auch wenn Beck die Reichweite dieser Thesen relativiert (in Beck/Beck-Gernsheim 1990: 16), so haben sie doch als eine Facette des Individualisierungsdiskurses weite Verbreitung in den Sozialwissenschaften und nicht zuletzt auch in der (medialen) Öffentlichkeit gefunden. Der jüngste Vorstoß von Bündnis 90/Die Grünen gesetzlich festzulegen, dass Hausarbeit Aufgabe sowohl der Frau als auch des Mannes sei, gibt hierfür ein beredtes Beispiel1.
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Literatur
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Loos, P. (2000). Autonomie und Heteronomie Milieuspezifische Partnerschaftsvorstellungen. In: Hettlage, R., Vogt, L. (eds) Identitäten in der modernen Welt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95614-9_10
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