Zusammenfassung
Ob der Soziologe viel von der Anthropologie, der Wissenschaft von der Herkunft/Abstammung des Menschen wissen muß, ist weitgehend dem individuellen Interesse überlassen. Wichtig ist nur, daß auch dem Soziologen klar wird, welch ein denkerisches und emotionales Problem die Anforderung bedeutet, über sehr lange Zeiten zurückzudenken. Diese Frage hängt mit den vorstehend behandelten zusammen. Ohne die Vertrautheit mit dem, was der Mensch als „Realität/Wirklichkeit“ erlebt und behandelt hat und erlebt und behandelt, würde er nicht überlebt haben.
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Anmerkungen
Vgl. hierzu D. Ciaessens: Das Konkrete und das Abstrakte, Frankfurt/Main 1980.
Ein nur historisch zu verstehender Begriff, denn „Mensch wissender“ sagt überhaupt nichts aus; „Wissen“ hatten alle Lebewesen. Meint man damit „selbstbewußt“, wird die Sache vielleicht etwas deutlicher.
Vgl. Ciaessens 1968.
Vgl. dazu Ciaessens 1957.
Bis hin zur Sicherung des Absatzes; siehe dazu Douglas C. North: Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung, Tübingen 1992; die ersten Arbeiten hierzu erschienen 1937 von Ronald Coase.
Vgl. Ciaessens: Heraustreten aus der Masse als Kulturarbeit, in: Eder 1989; D. Ciaessens: Gruppe und Gruppenverbände, Darmstadt 1977, Hamburg 1995.
Vgl. hierzu die Ausführungen von Gilles Deleuze und Félix Guattari zur Nomadologie in ihren Tausend Plateaus, Berlin 1992, S. 482ff.
Siehe dazu Stefan Breuer: Der archaische Staat, Berlin 1990. Diese sorgfältige Studie vermittelt Max Webers Herrschaftstypen — charismatisch, traditional und rational — und weist zugleich auf die Ungenauigkeit des historischen Materialismus in dieser Hinsicht hin.
Norbert Elias 1970.
Breuer 1990, S. 21.
Vgl. Breuer 1990, S.34.
Breuer, 1990, S. 37.
Vgl. hierzu Michael Mann: Geschichte der Macht, Frankfurt/Main, ab 1990.
Bei Klaus Eder: Die Entstehung staatlich organisierter Gesellschaften, Frankfurt/Main. 1976, finden wir — neben einem etwas anderen und soziologisch anspruchsvolleren Ansatz als bei Breuer — die Entwicklung einer Evolutionstheorie staatlich organisierter Gesellschaften vom Neolithikum (ca. 7.000–5.000 vor der Zeitwende) an, d.h. der Neusteinzeit, also der Zeit, ab der wir die „konischen Kleingesellschaften“ in etwa orten können. Bei Eder folgen den „primitiven Königreichen“ (oder Häuptlingstümern) die frühen Hochkulturen (asiatischer oder antiker Form), die hochfeudalen Systeme (Byzantinismus) und die uns gleich mehr interessierenden „merkantil-feudalen“ Systeme, wie das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, und letztlich die kolonialen und kapitalistischen Systeme bis hin zum Spätkapitalismus und Sozialismus. Mit der Dauerdomestikation von Tieren und Pflanzen in der Neusteinzeit soll nach Eder eine „kognitive Revolution“(S. 50) einhergegangen sein, deren Hauptmerkmal eine Veränderung der Einstellung zu den Göttern war. Sie wurden nun ambivalenter, kritischer als vorher gesehen. Das Weltbild wandelte sich von einem mehr animistischen (alles ist beseelt) zu einem mythologischen -die Götter hatten zwar im Zweifelsfall noch Macht, aber sie standen außerhalb der Wirklichkeit.
Daß „Groß-Rituale“ auch heute noch praktiziert werden, etwa das Aufstehen beim Singen der Nationalhymne (Hymne = Preislied auf einen Gott!) in Großbritannien, und daß „mittlere“Rituale in religiösen Gemeinschaften auch heute selbstverständich sind, ist allgemein bekannt. Weniger beachtet wird die gerade für Soziologen interessante Tatsache, daß es viele Familienrituale gibt, (Amitai Etzioni im Interview: „…aber wir hatten soziale Rituale, die uns einen Rahmen gaben.“ Spiegel 10/4.3.96, S. 92), von individuellen Ritualen (bis hin zur Zwangshandlung) ganz zu schweigen.
Vgl. R. Boudon/F. Bourricaud: Soziologische Stichworte, Opladen 1992, S. 302.
Vgl. N. Elias: Was ist Soziologie?, München 1970.
Vgl. Roman und Film „Der Pate“ (Regie: Francis Ford Coppola, 1971; nach dem Roman von Mario Puzo).
Zum Komplex Feudalismus/Lehensherrschaft s. Abschnitte über Norbert Elias und „Der Feudalismus“ (mit Lit.) in: D. Ciaessens: Sozialgeschichte, Stuttgart 1995.
Ein Gedanke des US-Amerikanischen Psychologen Gordon W. Allport.
„Social Theory and Social Strucuture: Towar a Codofication of Theory and Research“, 1949.
Der Ausdruck stammt von Arnold Gehlen (1904–1974).
Beispielsweise hatten noch zu Anfang dieses Jahrhunderts die sich überlegen fühlenden „Hottentotten“ und die „Buschmänner“ die Austauschtechnik, ihre Angebote auf einem freien Platz niederzulegen und sich dann zurückzuziehen. Legte die fremde Gruppe nicht „genügend“ Gegenwert hin, rührte sich zunächst nichts. Erst wenn sie ihr Angebot bis zu „Befriedigungsgrenze“ aufstockte, wurde die Ware weggenommen und das eigene Angebot liegengelassen. Erfolgte keine Aufstockung, wurde das eigene Angebot nach Ablauf einer Frist zurückgezogen. Dadurch, daß diese Regeln strikt eingehalten wurden, war die Transaktion abgesichert, und so etwas wie ein Markt entstand.
Immanuel Wallerstein: Die Sozialwissenschaften kaputtdenken. Die Grenzen der Paradigmen des 19. Jahrhunderts, Weinheim 1991.
Wie der mittlerweile legendäre Titel des Buches (1887/1991) von Ferdinand Tönnies lautet.
Institutionen und Institutionelle Ökonomik: Anwendungen für die Umweltpolitik, Univ. Münster 1996; Seitenangaben in Klammern.
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Claessens, D., Tyradellis, D. (1997). Übersichtliche Verhältnisse — Theoreme/„Theorien mittlerer Reichweite“. In: Konkrete Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95606-4_4
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