Zusammenfassung
Eine Theorie des Generationenwechsels müßte folgende Tatsachen erklären:
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Wie kommt es zur Ballung bestimmter Geburtsjahrgänge zu einer Alterskohorte und zur Abgrenzung von vorhergehenden und folgenden Jahrgängen? Diese Frage der Zäsuren bzw. der Bündelung von Altersjahrgängen zu Kohorten und Generationen hat es in sich: In welchem Jahre der Zeitgeschichte, bei welchem Geburtsjahrgang und welchem Lebensalter dieses Jahrganges findet eine solche Zäsur statt — etwa eine Trendwende von 1959 Geborenen in deren Alter von 16 Jahren, also im Jahre 1975? Oder darf man die Frage so konkret nicht stellen? Dabei ist nicht gesagt, daß Einschnitte in der Zeitgeschichte zugleich mit Zäsuren zwischen den Generationen korrelieren. Mit Vorlauf und cultural lag in der Veränderung der Mentalitäten muß man rechnen oder auch mit lange fortbestehenden Einstellungen trotz veränderter Lebensbedingungen und umgekehrt. Zu welcher Stunde erhebt sich der Hahn aus dem Stechlin (Fontane) und kräht, um eine neue Zeit zu verkünden? Oder zeigt er sich den Generationenforschern eben nicht?
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Wie kommt es, daß eine solche Alterskohorte — gegebenenfalls — eine spezielle Mentalität ausbildet, die — zunächst in bestimmten eventuell unterschiedlichen Minderheiten und Bewegungen aufbrechend — für einen großen, zu ermittelnden Teil ihrer Mitglieder Geltung erhält und eine gewisse Gemeinsamkeit begründet? Wie kommt es, daß eine solche Mentalität hervortritt und eine Weile durchhält in Absetzung oder Widerspruch gegenüber der übrigen Gesellschaft und in deutlicher Distanz oder Steigerung zu vorangegangenen oder nachfolgenden Jugendkohorten?
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Wie kommt es, daß, solche Einstellungen real wirksam werden (zumeist in bestimmten Bereichen) im Jugendalter und eventuell bis ins Erwachsenenalter aufrechterhalten oder sogar mehr oder minder bereichsweise für die Zukunft durchgesetzt werden?
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Wie korrelieren dabei wechselseitig die objektiven Zeitverhältnisse und die Bewußtseinsbildung in der Jugend — und welche Rolle spielen dabei bestimmte prominente erwachsene oder jugendeigene Vermittler und Bewußtmacher bzw. Gruppen oder „Agenturen“?
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Jaide, W. (1988). Zur Theorie des Generationenwechsels und der Jugendbewegungen. In: Generationen eines Jahrhunderts. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95574-6_17
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95574-6_17
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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