Zusammenfassung
Der Abzug sowjetischer Truppen aus Afghanistan (A.) wurde programmgemäß durchgeführt und konnte einen Tag vor dem Stichtag (15.2.) abgeschlossen werden. Dazu beigetragen hatten auch die Mujahidin, die sich freiwillig verpflichteten, die abziehenden Truppen nicht anzugreifen. Diese Geste des guten Willens führte vom 3.–4.12.1988 zu den Gesprächen zwischen den Mujahidin und der Sowjetunion in der saudischen Stadt Ta’if. Beim Anschlußgespräch am 7.1. in Islamabad wurde die sowjetische Seite vom stellvertretenden sowjet. Außenminister Juli Worontzow und die Delegation der Mujahidin vom Vorsitzenden der IUAM (Islamische Union der Afghanischen Mujahidin), Professor Sibghatullah Mujaddadi, vertreten. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand der sowjetische Vorschlag zur Einberufung einer Konferenz, an der alle Parteien, Fraktionen und Gruppen, einschließlich des Najib-Regimes, teilnehmen sollten, um eine Übergangsregierung zu bilden, die von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt wird (FAZ, 6.1.). Die Mujahidin lehnten eine Teilnahme des Najib-Regimes ab, schlossen aber eine Beteiligung muslimischer Kräfte aus den Reihen des Kabuler Regimes, die allerdings keine Mitglieder der DVPA (Demokratische Volkspartei Afghanistans) sein dürfen, nicht aus. Daraufhin griff Worontzow einen Vorschlag König Zahir Shahs auf, den 1988 der ehemalige UNO-Afghanistan-Bevollmächtigte Diego Cordovez übernommen hatte. Dieser sah die Einberufung einer Loya Jirga (Großer Stammesältestenrat) vor, die über die Zusammensetzung der künftigen Übergangsregierung entscheiden sollte. Najib favorisierte ebenfalls dieses Gremium, weil es sich dazu eignete, den Einfluß der Mujahidin-Führer zu neutralisieren. Die Mujahidin dagegen bevorzugten einen Konsultativrat (Shura), an dem im wesentlichen die Mujahidin-Gruppen, afghan. Flüchtlinge und eine Abordnung der Kommandeure von den kämpfenden Einheiten innerhalb A.s teilnehmen sollten. Die Gespräche scheiterten wegen des Festhaltens der sowjetischen Seite an der Teilnahme des Najib-Regimes. Worontzow sprach den Mujahidin die Fähigkeit und den Willen zum Friedensschluß ab (Dn, 8.1.). Die Mujahidin ihrerseits weigerten sich, die Gespräche fortzusetzen, und warfen dem sowjetischen Unterhändler vor, eine negative Haltung eingenommen, Drohungen ausgesprochen und den Afghanen das Selbsbestimmungsrecht verweigert zu haben (Dn, 10.1.). An der Verstimmung zwischen den Mujahidin und den Sowjets scheiterte Schewardnadses Versuch, bei seinem Besuch in Islamabad vom 5.–6.2. den Gesprächsfaden mit ihnen wiederaufzunehmen.
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© 1990 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen
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Ahmed, M.D. (1990). Afghanistan. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1989. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95556-2_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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