Bio-psychische Konstanten und Normalitäten

Zusammenfassung

Der Betonung der Konstanten im Wertbewußtsein liegt die Einsicht zugrunde, daß der Mensch nicht nur ein homo sociologicus ist, der sich selbst macht oder nur ein Objekt der gesellschaftlichen Zustände wäre, sondern ein Geschöpf, das — unter vielen von ihm unabhängigen Voraussetzungen — den Auftrag und die Freiheit hat, seine Geschicke mit zu gestalten in einem bestimmten Rahmen. Denn den Erscheinungen der Natur wie des Menschenlebens und der Geschichte liegen Grundmuster, Sinnkerne, Regeln, Ordnungen, Maße zugrunde, die zwar Spielräume, Abwandlungen, sogar Extremisierungen zulassen, aber nicht aufgehoben werden können. Hierin hat auch die Manipulierbarkeit des Menschen seine Grenzen. Denn die Menschen aller Zeiten und Zonen und damit aller Generationen werden vor im Kern gleiche Grunderfahrungen gestellt: Geborenwerden — Aufwachsen — Reifen — Bewähren und Bewahren — Krankheit und Tod; Gehorsam und Schuld; gute — mäßige — ungünstige Lebensausstattung; gute — mäßige — ungünstige Erfolge in den verschiedenen Rollen und Positionen. Vermutlich werden die tieferen Bewußtseinsschichten der meisten davon in ähnlicher Weise betroffen. Somit spricht auch Karl Mannheim (1928/29) von einem Lebensfond, der gleichartig und unantastbar sei. Auch Kluckhohn u. Strodtbeck (1961) sprechen von allgemeinen Problemen, vor die alle Gesellschaften gestellt werden (s. o.: Klingemann).