Zusammenfassung
‚Transkriptionen‘sind die Voraussetzung jeglicher wissenschaftlichen Untersuchung mündlicher Kommunikationsprozesse. Sie stellen die auf dem Medium Papier (oder im PC) dauerhaft fixierte (gespeicherte) Dokumentation gesprochener Sprache in ihren vielfachen Existenzformen dar. Bevor wir den Gegenstand der Transkription als ‚wissenschaftlichen‘definieren (Kapitel 3), soll in diesem Kapitel ein Überblick über das Untersuchungsfeld ‚mündliche Rede‘— ‚sprechsprachliche Kommunikation‘gegeben werden. Im ersten Teil führen wir in kommunikative Leistungen und Charateristika gesprochener Sprache (im Unterschied zu geschriebener) ein, der zweite Teil ist ein Kurzporträt des gegenwärtigen Forschungsstandes.
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Literatur
In der Psycholinguistik und in der Neurolinguistik wird dieser Unterschied aufgrund neuerer Versuche mit Primaten, Delphinen etc. angezweifelt. Zweifellos können Tiere verschiedene Arten logischer Zeichen verstehen oder Indikatoren für ein solches Verstehen liefern. Aufgrund einer endlichen Kette von Lauten, die eine endliche Menge von Wörtern repräsentieren, kann jedoch allein der Mensch unendlich viele neue Bedeutungen hervorbringen, und dies bleibt nach wie vor die entscheidende differentia specifica zu den Tieren.
Bührig & ten Thije (2001) handeln diesen Aspekt unter ‚Diachronie‘und ‚Synchronie‘ab; augrund des traditionellen Gewichts, dem dieser Dichotomie in der Sprachwissenschaft zukommt, vermeide ich diese Begriffe hier.
Telefonieren nimmt ohnehin schon ein beträchtliches Maß unserer täglichen Kommunikation ein; die E-mail und Internet-Kommunikation findet über gewaltige Räume unter Bedingungen zeitlicher Nähe, aber nach wie vor räumlicher Trennung statt; oft entwickelt sich über das Gefühl der zeitlichen Nähe und Unmittelbarkeit der Kommunikation ein informeller Mitteilungsstil, der, vergleichbar dem Mündlichen, den schriftlichen Äußerungen schriftdialektale Variation verleiht.
Ron Scollon (Vortrag auf GURT 2001 an der Georgetown University, Washington) hat kürzlich ein Programm zur Untersuchung von Diskursfähigkeiten und -fertigkeiten unter besonderer Berücksichtigung der modernen ‚Medialität‘von Äußerungen vorgestellt.
In der Schriftsprache liegen demgegenüber eindeutige und explizite, keine Varianz duldende normative Vorschriften vor.
Sieh für einen Katalog solcher Fragestellungen Abb. 2–2.
Unter diesem Gesichtspunkt wäre die Rolle von weil, obwohl, wobei (u.a.) mit Verbendstellung in der Schriftsprache und Verbzweitstellung in der gesprochenen Sprache zu fassen (vgl. Dittmar 1997:287)
Levelt (1989) hat in seinem Buch Speaking die psycholinguistischen Dimensionen des Sprechens in einem Modell zusammengefasst. In der graphischen Abb. 2–3 sind verschiedene Ebenen des Sprechens modelliert: zunächst die Makro-
Siehe zu dem Begriff und einer interessanten Korpusbeschreibung Bredel & J. Dittmar (1996); ‚syntaktische Kontaminationen‘liegen vor, wenn ein syntaktisches Strukturformat mit einem anderen im Zustand des Formulierens vermischt wird.
Auf Grund technischer Schwierigkeiten, pragmatische Eigenschaften der Interaktion angemessen wiedergeben zu können (z.B. Sprecherbeitragsüberlappung, Simultansprechen, Rezeptionssignale etc.), wird die von Ochs vorgeschlagene Spaltenschreibweise mittlerweile von dem Notationssystem CHAT verdrängt, vgl. auch Kap. 5.8.
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Dittmar, N. (2002). Das Untersuchungsfeld ‚sprechsprachliche Kommunikation‘. In: Transkription. Qualitative Sozialforschung, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95153-3_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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